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Seltene Krankheit Diagnose Cushing-Syndrom

Uaffa Mouhandes leidet am sehr seltenen Cushing-Syndrom. Der Wendländer rät allen, regelmäßig zum Arzt zu gehen.

Von Björn Vogt 21.07.2016, 14:00

Salzwedel/Prisser l „Ich habe meinen Traumwagen – ein Opel Astra G Coupé – im Juli gekauft. Im August fing der Zucker an. Dann kamen die Wirbelbrüche. Und dann musste ich meinen Traumwagen wieder verkaufen.“

Das liegt nun fast ein Jahr zurück. Inzwischen kann Uaffa Mouhandes aus Prisser im benachbarten Wendland wieder lachen. Trotz seiner schweren Erkrankung, die ihn gleichsam über Nacht heimgesucht hat. Der 31-Jährige leidet unter dem Cushing-Syndrom, einer extrem seltenen Krankheit, als Folge eines Tumors auf dem Sehnerv – glücklicherweise gutartig. Neun Monate nach der Entdeckung wurde das Adenom durch die Nase operativ entfernt. „Am 15. Oktober 2015 – meinem zweiten Geburtstag“, so Mouhandes.

Nur zwei bis vier von einer Million Menschen bekommen diese Krankheit. Und trotz der gravierenden Auswirkungen ist sie bei Mouhandes letztlich gut behandelbar – ein allerdings sehr langwieriger Prozess.

Er möchte einen Appell an seine Mitmenschen richten: „Leute, lasst euch untersuchen, geht regelmäßig zum Arzt. Check-ups sind verdammt wichtig!“ Denn je früher man zum Beispiel das Cushing-Syndrom entdeckt, desto besser sind die Behandlungschancen.

„Durch den hohen Cortisol-Gehalt werden die Knochen porös und brüchig. Ich habe sieben Wirbelbrüche erlitten. Okay, ich bin 12 Zentimeter tiefergelegt“, lacht Mouhandes, der von 1,83 Meter Körpergröße auf 1,71 schrumpfte.

Um die extremen Schmerzen auszuhalten, bekam er starke Betäubungsmittel. Der Arztsohn konnte lange nur mit Stützkorsett und Gehilfen gehen. Im Rahmen des Cushing-Syndroms kommt es zum Abbau von Muskeln und Knochengewebe. „Die Osteoporose bleibt bestehen“, weiß Mouhandes. Es dauert zwischen fünf und zehn Jahren, bis sich die Knochen wieder regenerieren.

Deshalb musste der passionierte Opel-Fan sein G Coupé auch wieder verkaufen, heute ist er auf einen hohen Wagen mit Automatikgetriebe angewiesen. Uaffa: „Man wird reizbar. Ich war nachts hellwach, am Tage sehr müde. Man verliert auch seine Virilität.“

Auch die Haut leidet beim Cushing-Syndrom: Sie wird dünn – Pergamenthaut – und es entstehen teilweise rote Streifen, hauptsächlich am Bauch. Auch die Wundheilung kann gestört sein.

Ein Cushing-Syndrom bedeutet weitreichende Veränderungen im Körper. Die Patienten entwickeln ein „Vollmondgesicht“ und einen „Büffelnacken“. Außerdem steigt die Infektanfälligkeit, der Blutdruck schießt in die Höhe, es entwickelt sich eine Muskelschwäche und die Betroffenen verspüren ein ständiges Durstgefühl. Hinter allen Cushing-Syndromen steckt letztlich ein einziges Hormon – das Cortisol.

Der Begriff „Syndrom“ bezeichnet in der Medizin das gleichzeitige Vorliegen mehrerer Krankheitszeichen, also Symptome. Im Falle des Cushing-Syndroms sind das sogar sehr viele. Die Ursache des Cushing-Syndroms ist eine zu hohe Konzentration des Steroidhormons Cortisol im Körper.

In der richtigen Dosis ist es im menschlichen Körper unabdingbar. Ist es im Überfluss vorhanden, kann Cortisol an vielen verschiedenen Schaltstellen des Körpers Probleme verursachen und somit zum Vollbild des Cushing-Syndroms führen, wie bei Uaffa.

„Zum Glück habe ich einen ganz tollen Chef“, freut sich Uaffa, der in Lüchow als Hörakustiker arbeitet. Er ist seit Längerem krankgeschrieben, aber: „Mein Chef ist extrem loyal und hält mir die Stelle frei“.

Bereits mit 18 Jahren begann Uaffa zu arbeiten. „Seitdem habe ich nie einen Check-up gemacht. Ein Fehler“. Inzwischen hat er seine Ernährung umgestellt, lässt Cola und Süßes stehen.

Auch das Fernsehen interessierte sich bereits für den Cushing-Patienten: Im NDR stand Mouhandes Rede und Antwort, die Sendung wird im Herbst ausgestrahlt.

Inzwischen macht „UFO“, wie ihn seine Freunde nennen, zwei- bis dreimal die Woche Physiotherapie. „Breakdancen ist noch nicht drin, sage ich meinen Kumpels immer“, lacht der junge Mann.

„Psychisch geht es mir wieder gut“, betont Uaffa Mouhandes, „auch dank meiner Familie und meiner Freunde, die immer für mich da waren und sind. Und ich versuche immer, optimistisch zu bleiben“.

Dieses Positive strahlt Uaffa Mouhandes trotz der schweren wie seltenen Krankheit aus, er lacht viel und gern. „Sogar im Operationssaal sagte mir einmal ein Arzt: „Solche Menschen wie Sie braucht Deutschland“.