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Serie Solidarität Leben und Denken in Freiheit

Beim Begriff Solidarität denkt Achim Dehne aus Salzwedel sofort an Gewerkschaften.

Von Arno Zähringer 07.01.2019, 14:00

Salzwedel l Denn Solidarität schließt ein, dass sich Menschen zusammentun, um gemeinsam etwas erreichen zu wollen. Dieser Ansatz leitet ihn auch bei seiner ehrenamtlichen Arbeit: Achim Dehne, Jahrgang 1966, der sich bei der Interessengemeinschaft StadtKultur, im Beirat der Volkshochschule, in der Kunststiftung und im Stipendiatenhaus in und für Salzwedel engagiert.

Sich solidarisch zeigen, wenn Menschen etwas für andere tun, auch wenn man nicht in jedem Punkt übereinstimmt – ein weiteres Credo Dehnes. Er schätzt im Zusammenhang mit Solidarität vor allem diejenigen, die im Verborgenen arbeiten, die nicht immer alles an die große Glocke hängen, nicht an vorderer Stelle stehen.

„Dazu gehören auch die vielen Menschen, die anonym spenden und damit eine Idee unterstützen“, sagt Dehne. Für ihn ist das Eintreten für Ziele ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. „Ich kann mir nicht vorstellen, mich ganz rauszuhalten“, erzählt er, der aus dem Landkreis Leer (Ostfriesland) stammt, aber inzwischen seit 1991 in Salzwedel lebt und arbeitet.

Sich engagiert, sich für und mit anderen eingesetzt, das habe er schon immer. Bereits in der Jugend, als er unter anderem an den Ostermärschen teilgenommen hat. „Doch mit der Zeit wird man etwas ruhiger“, sagt Dehne schmunzelnd. Das Engagement, die Solidarität mit anderen oder für eine Sache hat sich allerdings nicht geändert.

Auch wenn er gelegentlich an der eigenen Motivation oder der bei anderen Menschen zweifelt, so weiß er doch: „Ergebnisse von Gruppen sind stets besser und höherwertiger einzuschätzen als Einzelarbeit.“ Denn Lasten, die sich auf mehrere Schultern verteilen, tragen sich leichter. Deshalb wünscht er sich in diesem Bereich ein engagierteres Salzwedel. Also mehr Menschen, die sich für eine Sache einsetzen. Dehne ist überzeugt, dass kein Mensch unpolitisch ist. Schließlich wird eine Gesellschaft immer von denen geprägt, die in ihr leben.

Ein Beispiel ist die Interessengemeinschaft StadtKultur. Die Gruppe möchte dazu beitragen, das Leben in Salzwedel attraktiver werden zu lassen und das Stadtleben zu verschönern. Etwa mit einer Telefonzelle, die Bücher zum Mitnehmen enthält, ein neues Hinweisschild zum Tierpark organisiert oder die Verschönerung eines bestehenden Buswartehäuschens. Doch es gibt noch viele andere Gruppen, die sich solidarisiert haben, um an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten. Etwa der Hospizverein, das Frauenhaus oder die Initiative Pro Baum. Sie alle bieten Menschen die Möglichkeit, Engagement zu zeigen.

Solidarität im Kleinen beginnt für Dehne bereits beim Kauf regionaler Produkte, bei der Werbung für das eigene Dorf oder für die eigene Stadt. Oder der Einsatz bei der Feuerwehr, in Sport- und kulturellen Vereinen oder sonstigen Gruppierungen.

Und Solidarität im Zusammenhang mit Zusammenhalt zwischen den Menschen? „Ich höre immer wieder, früher sei der Zusammenhalt viel besser gewesen.“ Doch Zusammenhalt müsse selbst gestaltet werden. Es reiche nicht aus, auf Dritte zu hoffen und zu warten. Aber Dehne ist überzeugt, dass die Menschen zusammenrücken, wenn Gefahren drohen. Beispielsweise durch Hochwasser.

Und doch: Manchmal treibt ihm das Verhalten mancher Mitbürger Sorgenfalten auf die Stirn. Denn manche kommen gar nicht auf die Idee, zu helfen, sondern ignorieren die Lage anderer Menschen. „Es gibt schon einen Zusammenhalt, aber es könnte ein bisschen mehr sein.“ Solidarität zeigt sich dann, wenn die Not groß ist. Woran das liegt? Vielleicht auch am Konsumverhalten, der Wunsch, bespaßt werden zu wollen, könnten Ursachen sein.

Und welche Rolle spielt der Staat? Die Politik kann nur die Rahmenbedingungen setzen, etwa durch steuerfreie Pauschalen für Übungsleiter oder Dozenten und durch vielfältige Formen der Anerkennung von Engagement. „Hier gilt es, in der Gesellschaft wach zu bleiben, Menschen für Solidarität zu motivieren und ein gutes Maß zu finden bei der Abwägung zwischen staatlichen, kommunalen Aufgaben und der Übertragung dieser Aufgaben auf Freiwillige.“

Und was treibt Achim Dehne an, solidarisch zu sein, sich für andere einzusetzen? „Solidarität macht mein Leben reicher, weil ich mich mit anderen für Dinge einsetzen kann. Das kann mir sonst keiner bieten.“ Zudem ist Solidarität auch ein Zeichen für freies Denken und freies Leben in Freiheit.