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Silbersee Individuelle Daten zu Krebsfällen

Für Brüchau und Kakerbeck sollen Daten erhoben werden, ob es in den Orten vermehrt Krebsfälle gibt.

Von Antje Mewes 10.06.2017, 03:00

Brüchau (me) l Die Landesregierung will individualisierte Daten erheben lassen, ob es in den Orten rund um die Bohrschlammdeponie bei Brüchau vermehrt zu Krebsfällen in der Bevölkerung gekommen ist. Das ist im Wirtschaftsausschuss des Landtages deutlich geworden. Damit werde ein Landtagsbeschluss umgesetzt, erklärt der Landtagsabgeordnete Andreas Höppner (Die Linke). Bislang seien nur für die gesamte Altmark derartige Erhebungen aufgestellt worden. Daraus lasse sich für die unmittelbar betroffenen Orte rund um den Silbersee genannten Abraumteich, in dem unter anderem Schlämme aus der Erdgasförderung gelagert werden, nichts ableiten. Dass nun individuelle Daten ermittelt werden sollen, sieht er positiv, sagt Höppner.

Die Bürger von Kakerbeck und Brüchau sind bereits seit Jahrzehnten beunruhigt und befürchten gesundheitliche Beeinträchtigungen aufgrund der Nachbarschaft zur Giftdeponie. So waren sie bereits 2004 an die damalige Bürgermeisterin herangetreten. Es gebe vermehrt Krebsfälle in Kakerbeck und Brüchau. Die Gemeinde hatte sich an den Kreis gewandt. Aus dem Gesundheitsamt gab es damals die Aussage, dass es keine Krebsstatistik gebe, und dass es daher schwer sei, die Befürchtungen der Kakerbecker zu belegen.

In einem Volksstimme-Forum 2004 zum Thema Bohrschlammdeponie hatte der damalige Leiter des Kreis-Umweltamtes Herbert Halbe angekündigt: „Zielstellung des Landkreises ist es, die Deponie zu schließen“. Die dazu erforderlichen Untersuchungen seien in Auftrag gegeben. Sie dauerten etwa zwei Jahre. Letztendlich sind im „Silbersee“ bis 2012 Abfälle aus der Erdgasförderung eingelagert worden. Erst Verstöße gegen eine EU-Richtlinie hatten den Betrieb gestoppt. Ein Sickerwassergutachten soll gefehlt haben.

Die Bürgerinitiative (BI) Saubere Umwelt & Energie Altmark ist vom Ergebnis der Sitzung enttäuscht. „Bis zur Entscheidung über den inzwischen vorliegenden Sonderbetriebsplan vergehen Monate“, befürchtet BI-Sprecher Christfried Lenz. Die vorgesehenen Untersuchungen werden voraussichtlich ein Jahr beanspruchen. „Erst gegen 2019 ist eine Entscheidung zu erwarten, ob die Abfälle verbracht oder an Ort und Stelle zugedeckt werden“, erklärt Lenz. Was die BI-Mitglieder besonders aufbringt: „Eine Dichtigkeit der Mergelgrube wird also weiterhin unterstellt“, so Lenz. Ihn ärgert zudem, dass keiner der im Ausschuss sitzenden Politiker den anwesenden Präsidenten des Landesamtes für Geologie und Bergwesen, Kurt Schnieber, gefragt hat, weshalb die bisherigen Untersuchungen, die ausnahmslos den Austritt von Schadstoffen ins Grundwasser belegen, als nicht existent behandelt würden. „Denn bei den vorgesehenen völlig neuen Untersuchungen muss man befürchten, dass sie so strukturiert werden, dass als Ergebnis herauskommt: ‚Es kann zugedeckt werden‘“, betont Lenz.