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Stadtführung Lichtspiele im Burgturm

Eine Stadtführung am ersten Weihnachtsfeiertag als besonderes Angebot: 22 Neugierige gingen in Salzwedel mit auf Tour.

Von Anke Pelczarski 27.12.2016, 02:00

Salzwedel l „Als ich heute Morgen aus dem Fenster geschaut habe, dachte ich, da kommt keiner. Ich finde es schön, dass sich trotzdem so viele Menschen aufgemacht haben“: Das sagt Ute Nigges. Sie übernimmt an diesem Feiertag die Aufgabe als Stadtführerin. Die aus Westfalen Stammende, die seit 16 Jahren hier lebt, hat sich intensiv mit der Geschichte beschäftigt. Sie möchte ihren Gästen besondere Einblicke bieten.

Deshalb geht es zuerst – trotz anhaltendem Nieselregen – auf den Rathausturm. 120 Stufen sind zu erklimmen sowie eine weitere für den Ausstieg. Die Teilnehmer bewundern den Ausblick von oben. Beim Einordnen der Gebäude helfen die kleinen Hinweisschilder. Denn für ausführliche Reden ist in etwa 25 Metern Höhe einfach kein Platz. Auch Günter Eichner aus Brietz schaut sich aufmerksam um: „Ich bin mal für vier Wochen nach Staßfurt weggegangen. Da erst habe ich gemerkt, wie schön Salzwedel ist.“ Die Stadtführung am Feiertag finde er „eine schöne Sache“. „Man kann sich die Beine vertreten und lernt auch noch was dazu“, merkt er an.

Jüngster in der Runde ist Simon Neuschulz aus Böddenstedt. Der Zehnjährige darf sich um auf Othello kümmern. Die Katzen-Handpuppe von Ute Nigges darf bei keinem Rundgang fehlen. „Simon ist sehr geschichtsinteressiert. Deshalb sind wir heute dabei“, fügt Papa Frank Neuschulz hinzu.

Weiter geht es zum Rathausturmplatz. Das einstige Rathaus, in dem auch Finanzamt und Stadtarchiv untergebracht waren, sei 1895 abgebrannt, berichtet die Stadtführerin. Als sie im Jahr 2000 hergekommen sei, hätten Archäologen gerade den Untergrund untersucht. „Ein Glück, dass hier kein Betonklotz entstanden ist, sondern der Hansebrunnen, der zum Verweilen einlädt“, schildert sie. Das Rathaus sei übrigens damals provisorisch in das leerstehende Franziskanerkloster umgelagert, wo es auch heute noch sei.

Nächster Zwischenstopp an der Krautbrücke, eine von 55 Überführungen in Salzwedel. Die Jeetze, erzählt Ute Nigges, gehöre zu den saubersten Flüssen Deutschlands. Bis 1908 seien Kähne darauf gefahren, die acht bis zehn Pferdewagenladungen transportieren konnten. Dann kam der Konkurrent Eisenbahn...

Durch die Burgstraße geht es zum Bürgermeisterhof. Die Stadtführerin hat den Schlüssel zum Tor mit und ermöglicht den Teilnehmern einen Blick ins Innere. „Hier sehen Sie einen Querschnitt durch die Salzwedeler Architektur“, sagt sie.

Erster Zwischenstopp in der alten Stadt ist der Burgturm. Hier kommt die Stunde von Simon. Denn Kater Othello möge die Mäuse im Inneren jagen, erzählt Ute Nigges augenzwinkernd. Der Zehnjährige freut sich auf seine Aufgabe. Eine Maus ist nicht zu entdecken Die Mauern im unteren Teil sind um die vier Meter dick. Um 1190 sei der Turm errichtet worden, wie eine Holzuntersuchung belegt, berichtet die Stadtführerin. Peter Pfahl aus Erfurt nimmt die Handy-Taschenlampe zur Hilfe, um besser sehen zu können. „Meine Freundin kommt aus Salzwedel. Ich weiß immer gern, wo ich bin, auch mehr über die Geschichte des Ortes. Deshalb gehen wir heute mit“, schildert der junge Mann.

In der Mönchskirche gibt es anhand eines Modells einen Einblick auf Salzwedel als Ganzes. Und sogar die Orgel erklingt. „Ich finde die Stadtführung sehr informativ. Es gibt Einblicke, die man sonst nicht so hat“, meint Marita Stappenbeck aus Bergen/Dumme. Vorm Spaziergang zur Marienkirche flüstert eine Teilnehmerin ihrem Mann zu: „Gut, dass wir uns aufgerafft haben.“