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Test Mit dem Elektroauto unterwegs

Die Salzwedeler Avacon möchte in diesem Jahr ihre Fahrzeugflotte mit sieben Elektroautos aufrüsten. Die Volksstimme testete einen Wagen.

Von Fabian Laaß 19.01.2017, 00:01

Salzwedel l Elektromobilität ist die Zukunft der Automobilbranche. Schon jetzt gibt es zahlreiche Modelle verschiedenster Hersteller. Die Avacon in Salzwedel möchte die eigene Fahrzeugflotte in diesem Jahr mit sieben Elektroautos aufstocken. Seit Monaten testet das Unternehmen deshalb die Alltagstauglichkeit der strombetriebenen Pkw im Alltag. Auch die Volksstimme durfte ans Steuer.

Schon beim Einsteigen sticht das moderne Design des Testwagens ins Auge. Den Schlüssel braucht man hier nur, um die Türen zu öffnen. Danach wandert er in eine Ablage in der Mittelkonsole, angelassen wird per Startknopf. Sofort fällt danach die Armatur ins Auge. Die Batterie zeigt 100 Prozent an, an der rechten Seite ist die Reichweite abzulesen. 180 Kilometer sollen mit dem Auto zurückgelegt werden können. Ein Wert, der sich später deutlich nach unten korrigieren soll.

„Die 180 Kilometer sind mehr oder weniger ein Laborwert. Im Alltag ist es eigentlich kaum zu schaffen. Dazu müsste man schon alles an Zusatzfunktionen ausschalten“, erklärt Steffen Heuer. Er ist bei der Salzwedeler Avacon Projektleiter für E-Mobilität.

Bestätigt wird seine Aussage beim Blick auf das Multifunktionsdisplay. In gelber Schrift leuchtet dort auf, dass sich die Reichweite um zwölf Kilometer erhöhen würde, wenn die Klimaanlage ausgeschaltet wird. Schließlich verbraucht sie drei Kilowatt pro Stunde. Da die Alltagstauglichkeit getestet werden soll, bleibt die Heizung an, auch das Radio läuft weiter.

Ansonsten sitzt man in einem vollwertigen Auto, das neben Sitz- und Lenkradheizung auch über eine Bluetooth-Schnittstelle und Freisprecheinrichtung verfügt. Das Menü kann optional auch per App gesteuert werden.

Wer zum ersten Mal am Steuer eines Elektroautos sitzt, stellt sich zwangsläufig die Frage: „Ist es schon an?“. Der Elek-tromotor ist nicht zu hören. Erst beim Einlegen des Rückwärtsgangs wird klar, dass das Auto bereits läuft.

Gefahren wird zunächst im Eco-Modus, der Stromspar-Variante. Damit wird zwar die Reichweite erhöht, Spaß macht das Fahren so allerdings nicht. Das Fahrzeug beschleunigt träge. Beim Gasgeben hat man das Gefühl, untertourig mit eingelegtem fünften Gang aus der Stadt herauszufahren.

Also per Knopfdruck raus mit dem Sparmodus. Und schon ändert sich das Fahrverhalten. Beim Beschleunigen zeigt sich jetzt der Vorteil des Elektromotors gegenüber seiner Diesel- und Benzinverwandten: Es gibt keinen Leistungsabfall. Natürlich zahlt der Fahrer für die sportliche Gangart einen Preis – die Reichweite nimmt deutlich ab. Fahrverhalten und -komfort sind dafür aber top.

Die Fahrt führt zu den drei anderen Ladestationen in der Region von Salzwedel über Pretzier und Dambeck zur Sparkasse an der Salzwedeler Wallstraße. Danach geht es über Land nach Osterwohle, Rockenthin, Cheine und Brietz zurück zur Avacon an der Bahnhofstraße. Nach rund 60 Kilometern folgt der Blick auf den Akkustand. 46 Prozent der Energie sind bereits verbraucht. Laut Anzeige muss das Auto nun fünf Stunden geladen werden, um die Batterie restlos zu füllen.

„Für den Flottenbetrieb, also um zu Terminen oder Baustellen zu fahren, ist die Elektro-Variante schon wirtschaftlich. In diesem Jahr soll es außerdem Akkus mit höherer Leistung geben“, sagt Steffen Heuer. Zwei Fahrzeuge hat er bereits bestellt, für fünf weitere wird gerade der Markt sondiert.

Doch für die Umstellung muss die Avacon nicht nur in die Fahrzeuge investieren. „Jedes Auto braucht eine separate Ladestation. Die kostet pro Stück rund 1000 Euro“, berichtet Steffen Heuer. Für die Montagefahrzeuge habe sich die Elektro-Variante allerdings noch nicht bewährt. „Die Autos sind schwer und müssen geländegängig sein. Am Ende kam unser Test-Monteurswagen nur rund 60 Kilometer weit.“

In diesem Bereich wolle man den Markt zunächst weiter beobachten. 300 bis 400 Kilometer Reichweite müssten für Montagefahrzeuge gewährleistet sein. „Es gibt bereits viele Elektroautos, die diese Reichweite haben. Die eignen sich aber nicht für uns“, erklärt Steffen Heuer, der in den kommenden Monaten und Jahren eine rasante Entwicklung des Automobilmarktes in Bezug auf E-Mobilität erwartet.

Fazit: Positiv fallen Fahrverhalten, Design und Ausstattung auf. Die geringe Reichweite des Testwagens, lange Ladezeiten und hohe Anschaffungskosten mindern den Gesamteindruck.