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Tierpension Wenn Herrchen im Urlaub ist

Im altmärkischen Ritze wird eine Tierpension betrieben. Aber auch Straßenhunde werden dort betreut.

Von Alexander Rekow 21.07.2018, 01:01

Ritze l Das sommerliche Idyll im altmärkischen Ritze wird in den Morgenstunden vom Gebell zahlreicher Hunde durchdrungen. Grund dafür ist ein Mann aus dem benachbarten Wendland, der am Hoftor von Cindy Grimm klingelt. In seiner Hand eine Hundeleine, daran ein in die Jahre gekommener Jagdhund. Sein Vierbeiner soll kurzzeitig in dem westaltmärkischem Dorf bei Salzwedel in die Tierpension. Nach kurzem Warten öffnet Benni Runge (14) das Tor zum alten Gehöft. Er ist der Freund von Maya Grimm (13), Tochter der Pensions-Inhaberin. Der Schüler verdient sich in den Sommerferien etwas dazu und hilft auch sonst, wenn es seine Zeit zulässt. Während Benni mit dem Wendländer in der Tierpension verschwindet, öffnet sich die Tür vom Wohnhaus. Cindy Grimm, die Chefin der Vierbeiner-Pension, kommt mit einem Lächeln auf den Hof. Dunkles Haar, blaugraue Augen und Tattoos auf dem Arm. Zwei kleine Hunde wuseln um ihre Beine. Die Altmärkerin betreibt seit 2003 die Tierpension unweit von Salzwedel. Ein altes Fachwerk-Gehöft am Ende des kleinen Dorfes. Bunte Blumen in Kübeln, Sträucher und zahlreiche Bäume bestimmen das Bild und spenden Schatten. Unzählige Hundeleinen baumeln an der Wand, frisch gewaschene Decken und Kissen hängen über dem Gartenzaun.

„Ich wollte schon immer was mit Tieren machen“, sagt Cindy Grimm. Daher entschied sie sich vor 18 Jahren für eine Ausbildung zur Pferdewirtin. Vor 20 Jahren fand sie noch keine Arbeit mit Hunden, erinnert sie sich. Das sollte sich 2003 ändern, als sie hauptberuflich die Tierpension in Ritze übernahm. Seit jeher bestimmen die Haustiere anderer Menschen ihr Leben.

Das Hoftor öffnet sich erneut. Monica Buskow aus Kuhfelde ist gekommen. Aber nicht allein, zwei Hunde begleiten die rüstige Rentnerin. Sie kommt gerade von ihrem dritten Spaziergang. Seit mehreren Jahren kommt die 71-Jährige mindestens zwei- bis dreimal in der Woche nach Ritze und führt die Vierbeiner spazieren, hilft beim Reinigen und spielt mit den Hunden. Wie sie engagieren sich noch fünf weitere Altmärker bei den Grimms. „So mache ich was für Tiere und halte mich obendrein fit“, sagt sie. Nachdem sie die beiden Hunde in ihre Zwinger gebracht hat, steht schon der nächste Spaziergang an. Alle Hunde werden zweimal am Tag ausgeführt. „Ich hole den Lars“, ruft sie Chefin Cindy Grimm zu. Lars ist ein gestandener Owtscharka-Mischlingsrüde – ein weißer großer Hirtenhund aus Rußland. Monica Buskow hat ziemlich zu tun, die Kraft des kinderlieben Rüden zu bändigen.

Aber nicht nur „Pensionsgäste“, wie die Tiere liebevoll genannt werden, sind auf dem Gehöft zu treffen. Auch mehrere Straßenhunde warten bei den Grimms auf ein neues Zuhause – so wie Lars. „Wir arbeiten mit zahlreichen Tierschutzvereinen und Organisationen zusammen“, erklärt Christian Steinert, Lebenspartner von Cindy Grimm. Zweimal im Jahr fliegt das Pärchen daher ins Ausland, um vor Ort zu unterstützen. „Ich fange dann beispielsweise wilde Katzen ein“, sagt Cindy Grimm und fügt hinzu: „Kein angenehmer Job.“ Die kleinen Tiger werden behandelt und kastriert. In Ritze wiederum kommen von den Tierschutzorganisationen Hunde aus Portugal, Rußland oder auch Spanien an, um sie aufzupäppeln. Die Tiere werden hier gechipt, kastriert, geimpft und sollen vermitteln werden. Die Kosten dafür und für das Futter übernehmen die Tierschutzvereine. „Das Vermitteln gelingt nicht immer“, sagt die Chefin und verweist auf die älteren Straßenhunde, die schlechter zu vermitteln seien. Aktuell haben die Grimms mehrere Hunde aus Rußland bei sich aufgenommen und hoffen, dass Tierliebhaber die Vierbeiner adoptieren. Darunter zwei Huskys – Mutter Yasira (7) und Tochter Laika (4). „Die sind schon echt lange hier, rund zweieinhalb Jahre, und sollen zusammen vermittelt werden“, sagt die Chefin.

Im Katzenhaus stehen gerade Streicheleinheiten an. Behutsam holt Cindy Grimm ein Tier nach dem anderen raus, liebkost die Samtpfötchen. „Gerade in den Sommerferien sind wir natürlich ziemlich ausgelastet, erklärt die Chefin. Aktuell verbringen 16 Katzen ihren „Urlaub“ bei Grimms, während Herrchen und Frauchen in den Ferien weilen. Außerhalb der Saison ist hier manchmal nicht eine Katze. Gleiches gilt für die Pensions-Hunde. Mit den russischen Gästen werden zurzeit insgesamt 30 Hunde betreut, denn aktuell ist Hochsaison.

Daher sucht das Team Ehrenamtliche, Praktikanten und Azubis. „Für eine feste Arbeitskraft reicht es leider nicht, wir sind halt saisonabhängig“, bedauert Cindy Grimm. Dann muss die Tierpensions-Chefin wieder in das Wohnhaus. "Wir frühstücken jeden Morgen zusammen. Die ganze Familie und alle Helfer."