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Tourismus Zwangsumsiedlungen als Urlaubsattraktion

Die Hansestadt ist im Kommen - das jedenfalls belegen die bislang vorliegenden Tourismuszahlen.

Von Arno Zähringer 20.09.2016, 03:00

Salzwedel l So gab es bis März immerhin bereits 4609 Übernachtungen in gewerblichen Betten (Hotels), ungefähr die gleiche Zahl kam noch einmal in Pensionen oder Ferienwohnungen hinzu. So gesehen können Constanze Neuling und ihr Team von der Salzwedeler Touristinformation zufrieden sein. Zumal die Zahl der Tagesgäste immer weiter zunimmt.

Doch der Erfolg kommt nicht von ungefähr, schließlich wollen die Urlauber aus allen Regionen des Landes auch bespaßt und unterhalten werden. Dazu stehen eine Reihe von Veranstaltungen auf dem Programm – sie reichen von der üblichen Stadtführung bis hin zur Tour mit dem Kleinbus sicher und bequem durch 900 Jahre Stadtgeschichte und zum Salzwedeler Baumkuchen. Ob mit dem Auto, per Rad oder eben auch zu Fuß – die Hansestadt kann auf mehreren Wegen erlebt werden. Und die Angebote scheinen bei den Besuchern anzukommen.

Neu hinzugekommen in die bunte Angebotspalette ist die Wüstung Jahrsau. „Die Zusammenarbeit mit der Bahn, die als Veranstalter auftritt, hat erfolgreich funktioniert“, sagt Constanze Neuling. Gerne würde sie diesen Bereich noch etwas ausbauen. Zweieinhalb Stunden dauert das Angebot, das einen Vortrag zum Thema „Zwangsumsiedlungen an der innerdeutschen Grenze“ sowie einen Ausflug zur Wüstung Jahrsau mit Besichtigung enthält.

Die Wüstung Jahrsau erinnert an die Zwangsumsiedlungen, bei denen 1952 und 1961 in zwei streng geheimen Aktionen mehr als 10 000 Menschen aus ihrer Heimat im Sperrgebiet in das Lansdesinnere vertrieben wurden. Insgesamt 13 Orte ließ die SED-Regierung komplett zerstören. Darunter auch das altmärkische Jahrsau. Nach der Vertreibung der Einwohner 1952 entstand eine Wüstung, unter anderem, um den DDR-Grenztruppen ein „freies Schussfeld an der Staatsgrenze West, nordöstlich von Salzwedel“ zu garantieren. Zu Beginn der sogenannten „Aktion Ungeziefer“ lebten in Jahrsau vier Bauernfamilien sowie Vertriebene aus Schlesien und Ostpreußen. 1970 wurden die Gebäude und die Kapelle in Jahrsau abgerissen.

Allerdings lassen sich noch heute Ruinen von den Häusern und die verwilderten Gärten des einstigen Rundlingsdorfes erkennen.

Für Gruppen von 8 bis 19 Personen organisiert die Salzwedeler Touristinformation Führungen in Jahrsau. Anmeldungen unter Telefon 03901/42 24 38.