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Traditionsclub Hanseat: AfD fordert Einlass

Die AfD mahnt Neutralität bei Vermietung des Hanseat in Salzwedel an. Der Club-Chef und eine Grünen-Politikerin halten dagegen.

Von Alexander Rekow 04.12.2020, 12:00

Salzwedel l Dicke Luft über Salzwedels Traditionsclub. Im Jugendhilfeausschuss des Kreises kritisierte am Mittwoch Hanns-Michael Kochanowski (AfD) die Vermietungspraxis des Hanseats: „Ich verlange eine Neutralitätsrolle.“ Er unterstütze zwar die Arbeit in Jugendeinrichtungen und halte sie für wichtig, doch beim Thema Vermietung sei er nicht zufrieden: „Die Gleichbehandlung aller Parteien muss garantiert sein.“

Hintergrund: Hanns-Michael Kochanowski wollte das Hanseat 2018 für politische Zwecke der AfD nutzen, erinnert sich Hansa-Chef Marian Stütz. Doch Kochanwoski kassierte seinerzeit eine Abfuhr. „Das Hanseat steht für Aktivitäten der AfD nicht zur Verfügung“, bekam er damals als Antwort. Und dazu steht der Club-Chef noch heute.

„Es gab 2017 eine Veranstaltung des Bündnisses Solidarisches Salzwedel bei uns“, holt der Hanseat-Chef mit seiner Erklärung weit aus. Es sei eine szenische Lesung einer Theatergruppe aus Magdeburg gewesen, die sich mit einem AfD-Chatverlauf befasste. „Auf einmal gab es riesen Theater samt Polizei vor unserer Tür.“ AfD-Mitgliedern sei damals der Zutritt verwehrt worden, erinnert sich Stütz. Das Bündnis habe sie nicht bei der Aufführung als Gäste haben wollen. „Dann ist die Sache rechtlich klar, der Veranstalter hat Hausrecht!“, so Stütz. Das sei ihm auch vom Staatsschutz später bestätigt worden. Daher seien Beschwerden eines AfD-Mitgliedes wenig später auch im Sand verlaufen.

Im Nachgang der Veranstaltung habe Stütz selbiges AfD-Mitglied in Salzwedel wiedergetroffen, erzählt er. Dieser habe ihm gedroht, dass die Partei Sinn und Recht der Fördermittel hinterfragen werde. Doch ohne die Gelder kann der Club nicht arbeiten.

Bei den Fördermitteln geht es um die Unterstützung vom Landkreis und der Stadt. Vom Kreis wird das Hanseat jährlich mit 13.500 Euro bezuschusst. Obendrein noch mit 8400 Euro für Personalkosten. Dabei spielen auch Honorargelder für Projekte eine Rolle. Von der Stadt kommen nochmal 49.000 Euro für die Kulturförderung dazu. Nur so kann das Hanseat diese Bandbreite an Kultur für alle Generationen abbilden. Ob Theater, Hardcore, Lesung, Jazz, Blues, Techno oder Hip Hop – und das Ganze vom unbekannten Straßenkünstler bis zu Bands wie Keimzeit oder anderen Größen der Branche.

Zu dieser Thematik habe es auch bereits Gespräche mit Bürgermeisterin Sabine Blümel in der Vergangenheit gegeben. Marian Stütz will zwar nichts über deren Inhalt sagen, nur soviel: Aus Sicherheitsgründen könne Stütz Veranstaltungen auch ablehnen.

Doch zurück zur Jugendhilfeausschusssitzung, in der Hanns-Michael Kochanowski noch sagte: „Sie sollen ihre Mittel haben, aber dann auch die Verpflichtung, alle wertneutral zu behandeln.“ Das ging Grünen-Politikerin Cathleen Hoffmann offensichtlich gegen den Strich. Sie glaubt, dass die AfD nur das Ziel der Denunzierung verfolge. „Jede Einrichtung, die sich klar demokratisch positioniert und für Menschenrechte einsteht, wird von der AfD attackiert“, so Hoffmann. Obendrein würde die AfD Einrichtungen als linksextrem darstellen, sobald diese eine antifaschistische Haltung einnehmen.

Die Grünen-Politikerin geht dabei noch einen Schritt weiter: „Die AfD will gezielt Jugendliche beeinflussen, das sieht man auch schon in anderen Landkreisen.“ Im Altmarkkreis gehöre der Jugendclub Mood in Gardelegen und das Hansa in Salzwedel dazu. Hoffmann: „In Wirklichkeit ist das alles Teil ihres Kulturkampfes gegen sozikulturelle Zentren und die Jugendsubkultur, die ihnen nicht passt.“

Marian Stütz hat aus den Vorkommnissen seine Schlüsse gezogen und verweist auf Veranstaltungen im Kulturhaus. Denn auch dort habe es eine Debatte um politische Veranstaltungen gegeben. Ebenfalls war die AfD der Auslöser, als Björn Höcke aus Thüringen in Salzwedel sprach. Thema: „Linksextreme Seilschaften“.