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Wassermangel Trinkwasserpreis in Salzwedel um 35 Prozent teurer

Höhere Wassergebühren auf Betriebskostenabrechnungen sorgen derzeit in Salzwedel für Unmut. Aber das ist wohl erst der Anfang. Unterdessen wird zum sparsamen Umgang gemahnt.

Von Beate Achilles Aktualisiert: 24.06.2021, 12:54
Rasensprengen kostet viel kostbares Trinkwasser. Dessen Preise sind gestiegen und werden weiter anziehen. Der Wasserverband Salzwedel bittet darum, aktuell nicht mehr zu sprengen - auch nicht mit Brunnenwasser. Stattdessen sollen Gießkannen genutzt werden.
Rasensprengen kostet viel kostbares Trinkwasser. Dessen Preise sind gestiegen und werden weiter anziehen. Der Wasserverband Salzwedel bittet darum, aktuell nicht mehr zu sprengen - auch nicht mit Brunnenwasser. Stattdessen sollen Gießkannen genutzt werden. Symbolfoto: dpa

Salzwedel - Über erheblich gestiegene Kosten fürs Trinkwasser auf ihrer Betriebskostenabrechnung klagte vor wenigen Tagen eine Salzwedeler Mieterin im Internet. Dabei gelten die höheren Preise des Wasserverbands Salzwedel (VKWA) bereits seit Januar 2020. Doch in den Betriebskostenabrechnungen für das vergangene Jahr, die viele Hausverwaltungen derzeit versenden, werden sie jetzt erstmals sichtbar. Bei einem durchschnittlichen Trinkwasserverbrauch von 40 Kubikmetern pro Kopf und Jahr kostet das Wasser jetzt für einen Vier-Personen-Haushalt rund 225 Euro, während auf der vorangegangenen Abrechnung noch rund 166 Euro standen. Ein Single-Haushalt zahlt mit rund 56 Euro um die 15 Euro mehr als zuvor.

Demographische Entwicklung in der Altmark als Grund

„Die Wasserpreise schwanken. 2007 lag der Trinkwasserpreis mit 1,68 Euro pro Kubikmeter schon mal höher als heute nach der jüngsten Preiserhöhung“, erklärt VKWA-Geschäftsführer Jens Schütte. 2020 sei der Preis auf 1,41 Euro gestiegen, weil ein Finanzpuffer, der in den Vorjahren die alten Preise gestützt hätte, abgeschmolzen sei. Grundsätzlich arbeite der Wasserverband immer nur kostendeckend. Dennoch rechnet Schütte für die nächsten Jahre mit weiter steigenden Preisen: „ Das liegt an der demografischen Entwicklung in der Altmark. Über 80 Prozent unserer Kosten sind Fixkosten. Da jedes Jahr etwa ein Prozent weniger Menschen in der Altmark leben, verteilen sich diese Fixkosten dann auf immer weniger Leute. Für sie wird es somit teurer. Denn die Anlagen der Trinkwasserversorgung werden nicht kleiner und auch zahlenmäßig nicht weniger“, so Schütte.

Jens Schütte, Geschäftsführer VKWADer Klimawandel mit den Dürresommern 2018 und 2019 führt dem Wasserfachmann zufolge in Salzwedel derzeit noch nicht zu einem Trinkwassermangel, der die Preise treibt. „Bislang sehen wir noch keine Änderung der Verfügbarkeit bei den Grundwasserleitern“, sagt Schütte.

Grundwasser sei ein träges System

Das könne sich allerdings noch ändern. „Das kommt zeitverzögert“, weiß der Wasserexperte, „Grundwasser ist ein träges System.“ Menge und Qualität des Grundwassers kontrolliert der VKWA fortlaufend mithilfe von Überwachungsbrunnen und Vorfeldmessstellen.

Schütte erläutert im Gespräch mit der Volksstimme, dass das Salzwedeler Grundwasser aus Einzugsgebieten in der Altmark stammt. „Wenn es dort zu wenig regnet, versickert nichts. Dann kann sich das Grundwasser nicht neu bilden. Bei den ganz flachen Beprobungsbrunnen merken wir bereits, dass da nichts nachkommt. Aber bei den tiefen Brunnen noch nicht“, so der Verbandsgeschäftsführer.

Wenn es dort spürbar würde, bliebe nur, dann weniger Wasser zu fördern. Die erlaubten Fördermengen seien genau festgelegt.

Wasserentnahme steigt aufgrund der Hitze stark an

In der aktuellen warmen Witterung ist der Trinkwasserverbrauch Schütte zufolge bereits zu hoch. „Die Wasserabnahme im Netz steigt bei solchem Wetter stark an und wir kommen an unsere erlaubten Fördergrenzen“ so der VKWA-Chef. Am vergangenen Wochenende seien die Wasserwerke schon zu 90 Prozent ausgelastet gewesen.

Schütte mahnt deshalb, sparsam mit dem kostbaren Gut Trinkwasser umzugehen. „Im Garten sollten die Bürger Blumen und Gemüse mit der Gießkanne bewässern und nicht mit dem Schlauch“, erklärt der VKWA-Chef. Vom Rasensprengen rät er derzeit vollständig ab. Daran ändere auch ein eigener Brunnen nichts. „Das Brunnenwasser speist sich aus demselben Grundwasserleiter wie das Leitungswasser. Es greift also auf dieselben knappen Reserven zu“, erläutert Schütte. „Wenn man den Rasen nicht sprengt, kann er trotzdem grün aussehen“, versucht er zu trösten. Es fänden sich dann andere Pflanzengesellschaften ein, die mit weniger Wasser auskommen. „Wir müssen uns überlegen, was uns wichtiger ist: Dass wir abends zum Duschen genug Druck in der Leitung haben oder dass wir den Rasen sprengen“, bringt es der VKWA-Geschäftsführer auf den Punkt.