Umwelt Vom Winde verweht

Plastikabfälle vom Alba-Betriebsgelände in Salzwedel sorgen für Streit mit dem Umweltamt.

Von Cornelius Bischoff 23.04.2020, 13:00

Salzwedel l Wenn der Wind von Westen weht, beginnt der Gartentag für die wohl meisten Laubenpieper in den Schrebergärten östlich der Straße „Salzwiesen“ mit einem Griff zum Müllbeutel. Ein Maschendrahtzaun und ein schmaler Fahrstreifen trennen die adretten Parzellen der Gartenfreude vom Betriebsgelände der Alba Niedersachsen-Anhalt GmbH. Dort lagern Hunderte Tonnen sogenannter Leichtverpackungs-Abfälle, also solcher Materialien, die bei der Trennung des Hausmülls, ihren Weg in die „Gelbe Tonne“, beziehungsweise den „Gelben Sack“ gefunden haben. Der Westwind nimmt vor allem leichtgewichtige Folien und Plastik aus den Lagerstätten auf dem Firmengelände auf, trägt diese über Zaun und sorgt für Unmut bei den benachbarten Gartenfreunden.

Dass der Ärger über die unerwünschte Dekoration von Beeten und Hecken nicht neu ist, bestätigt Birgit Eurich. Auf Nachfrage der Volksstimme sagte die Sprecherin der Verwaltung vom Altmarkkreis, dass es seit längerer Zeit Unstimmigkeiten zwischen dem Umweltamt und dem Unternehmen gebe. Die Verwaltung habe die Betreiber der Anlage „mehrmals gebeten“, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um den Teil der fliegenden Wertstoffe am Verlassen des Firmengeländes zu hindern, der keinen Platz in den Lagerhallen finde. In diesem Zusammenhang habe die Kreisverwaltung ein Verfahren gegen das Unternehmen angestrengt. Ziel sei es, Alba zu „geeigneten Maßnahmen zu veranlassen.“

Bei Alba scheint man sich keiner Schuld bewusst: In einer Stellungnahme erklärte Geschäftsführer Matthias Fricke, dass das Unternehmen in enger Abstimmung mit dem Umweltamt des Kreises stehe. In dem Schreiben, das der Redaktion vorliegt, bedauert Fricke, dass es „bei starkem Wind, trotz der von uns vorgenommenen Vorkehrungen, wie beispielsweise der Lagerung in Blocksteinboxen, in einzelnen Fällen zu Verwehungen kommen“ könne. Das Problem sei bekannt. Ein Fangzaun solle künftig dazu beitragen, das herum wehende Material einzufangen. „Wir befinden uns aktuell in der Planung und Vorbereitung des Bauantrages“, schreibt Fricke. Aus gutem Grund, denn tatsächlich „beabsichtigt der Altmarkkreis, in einem weiteren Verfahren die Errichtung einer solchen Fangzaunanlage anzuordnen. Diesbezüglich läuft aktuell die Anhörung des Betreibers“, ergänzt Birgit Eurich. Nach Auskunft von Alba könne der Fangzaun dann innerhalb eines Jahres gebaut werden, nachdem die Baugenehmigung erteilt wurde.

Bis dahin bietet Matthias Fricke den Besitzern der benachbarten Gärten an, das Unternehmen telefonisch über die Verunreinigung ihrer jeweiligen Grundstücke zu informieren. „Selbstverständlich entfernen wir verwehte Leichtverpackungsabfälle selbst und gebührenfrei“, heißt es in der Stellungnahme des Geschäftsführers. Eine Maßnahme, zu der das Unternehmen nach Einschätzung der Kreisverwaltung, auch ohne gesonderte Aufforderung verpflichtet sei. Birgit Eurich: Unabhängig von dem Bau eines Fangzaunes „entfällt nicht die Verpflichtung, dass die Flächen in der Nachbarschaft regelmäßig gereinigt und abgesammelt werden.“ Es schade aber gewiss nicht, das Angebot des Unternehmens zu nutzen, statt selber zur Mülltüte zu greifen, bevor es gilt, sich an dem Blühen und Wachsen im eigenen Garten zu freuen. Die Service-Rufnummer für das Melden verwehter Abfälle vom Betriebsgelände der Alba Niedersachsen-Anhalt GmbH lautet 03901/42 31 68.