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Vereinsleben Die Gemeinschaft ruht, die Kosten nicht

Das Vereinsleben hat 2020 in Salzwedel fast durchgehend geruht. Viele Einnahmequellen brachen weg, die Kosten blieben.

28.01.2021, 23:01

Salzwedel l Das vergangene Jahr dürfte Spuren in fast jeder Stadt hinterlassen haben – Spuren, die noch lange halten. Restaurants und Geschäfte schlossen, in manchen Fällen dauerhaft, Kinos stehen kurz vor oder schon hinter dem Aus und auch das Vereinsleben leidet ohne Treffen und Veranstaltungen. Fixkosten gibt es weiterhin, und Mitglieder zahlen Beiträge, ohne die Vorzüge ihrer Vereine zu genießen.

Trotz dieser Umstände gibt es aber für die Organisationen in Salzwedel schon mal eine gute Nachricht – wenn auch unter Vorbehalt: Ein coronabedingtes Vereinssterben konnte die Volksstimme nicht feststellen. Im Zeitungsarchiv wird 2020 nur eine Auflösung – aus anderen Gründen – aufgeführt: den Tierschutzverein gibt es nicht mehr. Auch das Vereinsregister am Stendaler Amtsgericht, als zuständige Stelle, konnte zu Vereinsauflösungen keine Angaben machen.

Aber auch ohne Welle an Vereinsauflösungen gibt es Schwierigkeiten, und pessimistische Befürchtungen:

„Wir sind zum ersten Mal ab dem 1. Januar unter 100 Mitglieder“, gab zum Beispiel Nils Krümmel aus dem Vorstand der Schützengilde im Volksstimme-Gespräch an.

Der Schwund komme vor allem durch Kinder aus Familien in schlechteren finanziellen Verhältnissen. „Sicherlich wird sich das alles wieder erholen, wenn Corona weg ist“, stellt Krümmel in Aussicht, aber bis dahin müssten Kosten wie die Miete von Vereinsräumen und Gebühren für Internetauftritte weiter gedeckt werden. Das sei „überall nur ein kleines bisschen“, merkt er an, summiere sich aber, während Einnahmen durch Sponsoren oder Veranstaltungen wegfallen würden.

Unter anderem deswegen hatte Krümmel auch im Dezember als Stadtratsmitglied eine Senkung der Miete für Vereine im Kulturhaus beantragt, da er, wie er schilderte, von ähnlichen Schwierigkeiten in anderen Vereinen gehört habe. Der Vorstoß wurde aber abgelehnt.

Andere Vereine scheinen besser durch das Jahr gekommen zu sein – jedenfalls noch. Laut Jürgen Kampe vom Hundesportverein gab es 2020 nur einen Mitglieds-Abgang, auch aus anderen Gründen als Corona. Aber „wenn mehr Leute austreten, kann das eng werden“, beschreibt er.

An Kosten für den Verein zählt er unter anderem die Gebäudeversicherung für das Vereinsgelände, die Haftpflicht und die Verbandskosten auf. In der aktuellen Situation spricht Kampe von „unsicheren Zeiten“, und „da deutet sich dieses Jahr nichts Besseres an“.

Extra-Einnahmen von Sponsoren, Spendern und Veranstaltungen sind nicht immer dringend nötig, das kommt auf den Verein an. „Uns reichen tatsächlich die Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen“, sagt etwa Ralf Schnapke vom Schachclub. Die Mitgliederzahl sei hier konstant geblieben, allerdings gäbe es auch keine Möglichkeiten, um neue Mitglieder zu werben.

Andere Vereine sind schließlich so arrangiert, dass sie keine größeren Kosten haben: „Wir haben sehr sparsam gelebt“, berichtet Reinhold Heine vom Gemischten Chor Concordia – zum Beispiel durch das Teilen von Räumlichkeiten mit anderen Vereinen. Zudem habe es bei den 23 Mitgliedern keinen einzigen Austritt gegeben, berichtet er.

Im Frauenchor kann das laut Rita Schliekau vor der Jahreshauptversammlung noch nicht genau gesagt werden. Beim Kontakt zwischen den Mitgliedern habe es aber noch keine Ankündigung gegeben, dass Leute austreten würden.

Der Verein Altmark-Dojo wird Bernd Dieterich zufolge durch eine Art Spende weiter unterstützt: Frühere Schüler, die auch ohne aktives Training weiter Beiträge bezahlen. Den Verein sieht er finanziell gut aufgestellt – auch, weil der Kredit seiner Trainingsräume nun fast abbezahlt sei. Diana Schülke vom Jiu-Jitsu-Verein meldet dagegen einen größeren Schwund. Sechs Mitglieder haben in der Corona-Zeit aufgehört. Das sei noch tragbar, aber für den Verein eine Menge. „Da bin ich gespannt, wie das weitergeht“, schaut sie in die kommenden Monate.