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Wacken Ein Dorf wird zur Marke

Metal-Festival-Erfinder Thomas Jensen machte im Stones-Museum Lüchow Mut zu neuen Ideen.

Von Katharina Schulz 24.04.2018, 15:07

Lüchow l Kein feiner Zwirn, keine Geschäftsfloskeln, sondern ein lockerer Plauderton – in der entspannten Atmosphäre des Lüchower Stones-Museums erzählte Thomas Jensen, Gründer des legendären Festivals „Wacken-Open-Air“, kurz W:O:A, wie aus dem schleswig-holsteinischen Dorf Wacken eine Marke wurde. Die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg hatte den Wacken-Erfinder im Rahmen der Veranstaltungsreihe „GedankenGut“ eingeladen. Motto des Abends: „Mitmachen“.

Jensen machte seinen Zuhörern Mut, Neues auszuprobieren und sich auch von Rückschlägen nicht abhalten zu lassen. Das Grundzeug des Unternehmerseins sei es, einen Mangel zu erkennen und diesem abzuhelfen. So wurde auch das W:O:A geboren. „Was wir wollten, konnten wir bei uns nicht kriegen. Also haben wir es selbst gemacht“, fasst Jensen zusammen. Rund 75.000 Musikfans feiern seit 1990 in dem kleinen Ort in Schleswig-Holstein die Auftritte ihrer Lieblingsbands. Gut 260 Hektar ist das Festival-Gelände inklusive Zeltplatz groß, 4500 Haupt- und Ehrenamtliche packen mit an. 90 Prozent der Kosten werden durch den Kartenverkauf gedeckt. „Wacken“ ist jedem ein Begriff und das Dorf mit seinen 1800 Einwohnern zu einer Marke geworden. Längst gehören auch Metal-Kreuzfahrten, eine Jugendförderung und vieles mehr dazu.

Kaum vorstellbar, dass das alles vor mehr als 25 Jahren in ganz kleinem Rahmen begonnen hatte. „Ich war damals der Headliner“, schmunzelte Thomas Jensen. In den Pausen hatte er dann Bier ausgeschenkt. Helfer gab es gerade mal etwa 25. „Wir hatte keine Literatur, die uns eine Anleitung geben konnte, wie das funktioniert. Jedenfalls konnten wir sie nicht finden. Heute braucht man ja nur ,How to make a festival‘ (wie veranstalte ich ein Festival) ins Internet eingeben. Unser Prinzip war eher Try-and-Error (aus Fehlern lernen)“, erzählte er. Probleme mit der Dorfgemeinschaft habe es nicht gegeben. „Das war eher so: Ja, Hauptsache, es ist was los, und es darf nichts kosten“, erinnerte sich Jensen.

Auch heute, wo abertausende Wacken-Fans vier Tage lang in den sonst so ruhigen Ort strömen, sei die Akzeptanz bei den Einwohnern sehr groß. „Wir fallen der Gemeinschaft nicht zur Last, außer mit der Musik“, lachte Jensen. Als das Festival etwas gewachsen war, hatten die Dorfbewohner einen Tag freien Eintritt bekommen. „Die Leute sollten kommen, sich das angucken und mitmachen. Heute ist das ja auch so. Entweder sie helfen mit, feiern oder fahren in den Urlaub“, erklärte Jensen.

„Irgendwann kam die Bild-Zeitung. Das kam bei den Wackenern erst nicht so gut an, aber als wir dann eine große Doppelseite hatten, das war schon was“, berichtete Jensen. Die Veranstaltung habe einen Identifikationspunkt für die Region geschaffen, angefangen bei der Feuerwehr bis hin zu lokalen Unternehmen. Von Rückschlägen ließ man sich nicht entmutigen.

Auch bei Veranstaltungen in der Region gebe es Parallelen zum Wacken-Open-Air. Man denke nur an die Kulturelle Landpartie, die jedes Jahr von Himmelfahrt bis Pfingsten tausende Besucher ins sonst so ruhige Wendland lockt. „Mitmachen ist ganz wichtig“, betonte Jensen.