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Waldsterben Altmarkkreis: Mein Freund der Baum ist tot

Die Bäume im Wald leiden unter Trockenheit und Käferbefall. Die Landesregierung hat EU-Fördermittel für vorbeugende Maßnahmen gestrichen.

Von Anke Pelczarski 17.07.2020, 15:08

Dähre l „Wir trauern um unseren Wald“ steht auf großen Bannern, die beispielsweise im Wohld zwischen Diesdorf und Dähre sowie rund um Salzwedel angebracht sind. Die Waldbesitzer wollen damit darauf aufmerksam machen, dass die grünen Oasen massiv Schaden genommen haben: durch Stürme, Dürre in den vergangenen beiden Jahren sowie daraus resultierenden Insektenbefall.

„Derzeit ist viel Holz auf dem Markt, was unweigerlich zu niedrigen Preisen führt“, sagt Gordon Preetz, stellvertretender Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Altmark-Fleetmark. Die Waldbesitzer würden kein Geld übrig behalten, um die Flächen anschließend wieder aufforsten zu können.

Problematisch sei, dass nicht nur die Fichten durch Borkenkäfer in den hiesigen Wäldern geschädigt würden. Auch Buchen und Eichen würden zunehmend absterben, weil die Tiefwurzler nicht mehr auf das Wasserreservoir im Boden zurückgreifen können: Dieses fehle durch die Trockenheit.

„Im Harz gibt es ein nie da gewesenes Baumsterben. Im Vergleich dazu halten sich die Schäden bei uns zwar noch in Grenzen. Aber es ist notwendig, vorbeugend zu handeln“, erklärt Gordon Preetz. Deshalb hätten sich die Vorstände der FBG Hans-Jochen-Winkel, Altmark-Fleetmark sowie Riebau-Mechau – sie vertreten insgesamt 1350 Mitglieder mit etwa 10.000 Hektar Wald – zusammengeschlossen, um durch die Plakate aufmerksam zu machen und Unterstützung durch die Landesregierung einzufordern.

Er erinnerte ans Jahr 2014, als im Land Programme wie „Unterstützung zur Vorbeugung von Waldschäden“ und „Unterstützung für die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes von Wäldern“ eingerichtet worden seien. Mit dem Regierungswechsel 2016 sei das erstgenannte Projekt, für das es 100 Prozent Förderung durch die Europäische Union gegeben habe, einfach gestrichen, dem zweitgenannten das Geld entzogen worden. „Angeblich hat es keinen Bedarf gegeben, ist uns gesagt worden“, schildert Gordon Preetz. Zu jener Zeit hätte das Land beispielsweise Borkenkäferfallen kaufen und diese den Waldbesitzern zur Verfügung stellen können. „Dann wäre der Schaden in den Wäldern wohl nicht so groß, wie er heute ist“, mutmaßte er.

Im Vorjahr seien zwar vom Bund neue Unterstützungen zum Waldschutz auf den Weg gebracht worden. Es bedürfe jedoch eines erheblichen bürokratischen Aufwandes, um diese in Anspruch zu nehmen. „Zumal das Land jetzt mit 40 Prozent Eigenanteil dabei ist“, macht Gordon Preetz deutlich,

Die Fichte sei nicht zukunftsfähig, sagt Hans-Heinrich Busse, Vorsitzender der FBG Hans-Jochen-Winkel und ebenso wie Preetz Mitglied im Waldbesitzerverband Sachsen-Anhalt. Das Absterben könne durch das Aufstellen von Borkenkäferfallen hinausgezögert werden, um schrittweise den Umbau der Wälder anzugehen. Frederik Hornkohl vom Vorstand der FBG Altmark-Mitte wies auf ein weiteres Problem hin: Momentan seien Baumschulen und Dienstleister nicht in der Lage, die erforderlichen Pflanzgut-Mengen zur Verfügung zu stellen und diese in die Erde zu bringen.

Das Schadholz, das nicht verkauft werden könne, könnte auf Zeit in Braunkohlekraftwerken des Landes verfeuert werden, schlägt Gordon Preetz vor. „Dafür kann Kohle in der Erde bleiben“, fügt er hinzu.

Ohne einen funktionierenden Wald und Nadelbäume, die im Winter die Luft filtern, könne sich das Klima verschlechtern, befürchtet er. Die Bundesprämie für vermarktetes Schadholz sei da nur ein schwacher Trost: Denn es sei sehr mühselig, alle Hürden zu nehmen.