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Naturschutz bei Salzwedel Wieder mehr seltene Vögel am Grünen Band?

Das Braunkehlchen ist der Wappenvogel des Grünen Bandes. Und es scheint, dass es dort ein nachhaltiges Rückzugsgebiet gefunden hat. Auch andere Wiesenvögel haben in diesem erfolgreich gebrütet und besonders viel Nachwuchs großgezogen.

27.09.2023, 07:00
Das Braunkehlchen ist der Wappenvogel des Grünen Bandes.
Das Braunkehlchen ist der Wappenvogel des Grünen Bandes. Foto: Olaf Oljenik

Salzwedel (vs/me) - Wer in diesem Frühjahr und Sommer am Grünen Band unterwegs war, der konnte besonders viele und in anderen Gebieten selten gewordene Vögel beobachten. „Der Landesverband Sachsen-Anhalt des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) freut sich über eine äußerst erfolgreiche Brutsaison 2023 für Wiesenvögel in der Region bei Salzwedel“, teilt Johanna Mayrberger vom BUND mit. Auf einer Fläche von etwa 2500 Hektar hätten zahlreiche Vogelarten erfreuliche Entwicklungen gezeigt, insbesondere das Braunkehlchen, der Vogel des Jahres 2023.

Das liege unter anderem an günstigen Wetterbedingungen, die dem Bruterfolg der Bodenbrüter entgegenkamen.

Mayrberger: „Dank sommerlich milder Temperaturen von Anfang Juni bis Mitte Juli und einer wechselhaften Periode bis Mitte August, die die Ernte von Getreide und Raps unterbrach, fanden die Vögel optimale Bedingungen für die Brut vor.“ Die anfängliche Trockenperiode hatte eine Verschiebung der zweiten Wiesenmahd um sieben Wochen zur Folge, was den Vögeln eine unerwartet lange Ruhephase gewährte und somit den Bruterfolg zusätzlich förderte.

In dieser Saison konnten beim Braunkehlchen mindestens 96 Reviere und definitiv 80 Brutpaare festgestellt werden. Zudem wurden bei 59 Familien mindestens 216 flügge Jungvögel gezählt. „Erstaunlicherweise zeigten sich die Vögel sehr resistent gegenüber menschlichen Einflüssen und siedelten sich sogar in 13 neu geschaffenen Bio-Rapsflächen erfolgreich an“, informiert die Pressesprecherin. Die Bruterfolge auf den Feldern seien vergleichbar mit denen in natürlichen Grünlandflächen. „Nach dem zweiten Rekordjahr in Serie besteht nun berechtigte Hoffnung, dass das Braunkehlchen in der Region einen nachhaltigen Erholungsprozess durchläuft“, erklärt sie.

Neuntöter und andere Wiesenvögel haben am Grünen Band bei Salzwedel erfolgreich gebrütet und mehr Jungvögel als in den Vorjahren großgezogen.
Neuntöter und andere Wiesenvögel haben am Grünen Band bei Salzwedel erfolgreich gebrütet und mehr Jungvögel als in den Vorjahren großgezogen.
Foto: Olaf Oljenik

Beim Schwarzkehlchen konnten mindestens 50 Reviere und 53 flügge Junge ermittelt werden, ein besseres Brutergebnis als im Jahr 2022. Der Wiesenpieper habe deutliche Hinweise auf zwei bis drei erfolgreiche Bruten gezeigt, ein ähnliches Ergebnis wie im Vorjahr. Auch Feldlerchen und Grauammern hätten eine gute Saison erlebt, eine Entwicklung, die von neuen behördlichen Verordnungen unterstützt wurde. Brachen auf ökologischen Vorrangflächen dürfen inzwischen erst ab dem 15. August und nicht mehr ab dem 1. Juli bearbeitet werden.

Auf einer vom BUND überstauten Wiesenfläche im Cheiner Moor gab es Hinweise auf eine erfolgreiche Brut einer Bekassine. „Der für die Altmark charakteristische Neuntöter brachte im Durchschnitt drei bis vier flügge Junge pro Brutpaar hervor, was als Indiz für ein reichhaltiges Angebot an größeren Insekten gedeutet wird“, so Mayrberger.

Die Erfolge dieser Brutsaison belegen, dass Naturschutz wirkt. Wir hoffen, dass diese positiven Resultate den Weg für weitere nachhaltige Schutz-maßnahmen ebnen.

Ornithologe Olaf Oljenik

Nicht so gut geht es hingegen dem Raubwürger, einst typisch für die Region rund um Salzwedel. Bei ihm verzeichnete BUND-Ornithologe Olaf Oljenik einen dramatischen Rückgang. Aktuelle Daten zeigten lediglich ein verbliebenes Revier. Vor vier Jahren waren es noch zwölf in einem Gebiet von circa 4000 Hektar am Grünen Band. Dies sei vor allem auf einen akuten Mangel an Feldmäusen, der Hauptnahrung des Raubwürgers, zurückzuführen.

„Die Erfolge dieser Brutsaison belegen, dass Naturschutz wirkt. Wir hoffen, dass diese positiven Resultate den Weg für weitere nachhaltige Schutzmaßnahmen ebnen“, erklärt der Ornithologe des BUND.