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Wiedersehen Mini-Schultüten mit Bonbons für alle

Die Schulscheune in Hohengrieben ist neu entstanden. Mitglieder des Heimatvereins spürten Schüler von einst auf und luden zum Treff ein.

Von Anke Pelczarski 03.07.2019, 04:00

Hohengrieben l „Bislang bin ich davon ausgegangen, dass die Schule hier im Jahr 1949 geschlossen wurde. Aber unterrichtet wurde noch bis zu den Winterferien 1950, habe ich heute erfahren“: Gerhard Schulz, Vorsitzender des Heimatvereins Hohengrieben, freut sich über die gute Resonanz auf die etwas ungewöhnliche Einladung. Elsa Tegge und Edith Kuhlmann, beide Schülerinnen von einst, hätten ihn bei der Spurensuche unterstützt, bedankt er sich.

Das Wiedersehen beginnt schon vor der Tür. „Du bist doch der Horst“, ist Erika Puhl fest überzeugt. Der Angesprochene schüttelt mit dem Kopf. Dann verrät er seinen Namen: Fritz Knack. Der Salzwedeler, der 1948/49 in Hohengrieben die Schulbank drückte, ist gern zurückgekehrt: „Wir haben uns zur 250-Jahr-Feier gesehen, das war im Jahr 1999. Seitdem sind wir alle etwas älter geworden.“ Er erinnert sich an den riesengroßen Kirschbaum im Garten von Lehrer Heinrich Bock. Und auch Apfelbäume habe es da gegeben. „Die Früchte haben wir gern gegessen“, sagt Fritz Knack.

Erst- bis Achtklässler seien gemeinsam unterrichtet worden, erinnern sich die Schüler von einst. Ihren Lehrer haben sie in guter Erinnerung. Bei ihm hätten sie sehr viel gelernt, sind sie sich einig. „Die Geschichtszahlen kann ich heute noch“, merkt Lucie Lübbecke an, die heute noch in Hohengrieben lebt. Sie erkennt sich gleich auf dem Klassenfoto aus den 1930er Jahren, das Elsa Tegge aus Bornsen mitgebracht hat. Die 90-Jährige hat auch die Namen ihrer Mitschüler noch parat.

„Warum habe ich kein Foto mit meiner Schultüte?“, denkt Elsa Tegge, die 1949 in Hohengrieben eingeschult wurde, laut nach. „Das wollte Lehrer Bock nicht“, hilft ihr Rosemarie Palloks auf die Sprünge, die von 1946 bis 1949 in der kleinen Dorfschule lernte. Zu jener Zeit hätte es auch in dem kleinen Ort viele Flüchtlinge gegeben, deren Eltern sich ein großes Geschenk zur Einschulung nicht leisten konnten. „Wir haben eine Mini-Tüte mit Zuckerbonbons bekommen, für alle die gleiche“, fügt die heute in Potsdam Lebende hinzu.

Friedrich der II. habe in Hohengrieben für die zehn Pfälzer Familien, die er hier im Jahr 1749 ansiedelte, eine Schule auf Staatskosten bauen lassen, berichtet Gerhard Schulz. Ziel sei es gewesen, die Kinder „in Gottesfurcht, Lesen und Schreiben zu unterrichten“, sei überliefert. Damit sei der Alte Fritz der Zeit voraus gewesen: Denn erst 1763 sei die Schulpflicht eingeführt worden. Zwischen 1835 und 1839 sei die Schule erneuert worden. „Nach dem Zweiten Weltkrieg haben 173 Einwohner in Hohengrieben gelebt, weil auch hier viele Flüchtlinge untergebracht waren. Heute sind wir 22“, nennt er eine Zahl.

Dann setzt das Miteinander-Plaudern und das Angucken alter Fotos ein. „Eine Scheune in der Nachbarschaft wurde während meiner Schulzeit umgedeckt. Die Schieferplatten haben wir zum Schreiben bekommen. Herr Bock hatte noch Griffel für uns“, erzählt Rosemarie Palloks und fügt hinzu, dass der Lehrer nicht wollte, dass die Kinder mit Holzpantoffeln zum Unterricht kämen. „Igelitschuhe waren das Mindeste“, fügt sie hinzu.

„Das Sitzen auf dem Rücken des Pferdes, das ist mir an die Zeit hier besonders in Erinnerung geblieben“, blickt Ingrid Rheinländer zurück, die auf der Rückfahrt von der Insel Fehmarn mit ihrem Mann in ihren Wohnort Göttingen einen Zwischenstopp einlegt. Die gebürtige Hohengriebenerin habe sechs Jahre hier gelebt, im Schuljahr 1947/48 hier gelernt. „Ich finde es unglaublich gut, dass ich eingeladen bin zu diesem Treffen“, freut sie sich und spricht den Organisatoren ein herzliches Dankeschön aus.

Aus Leipzig angereist ist Horst Göske. Zu seiner Schulzeit seien alle Höfe noch bewirtschaftet gewesen. „Wir Kinder haben die Ernte mit dem Pferdewagen nach Hause gefahren, beim Rübenverziehen geholfen“, erinnert er sich. Er sei gern nach Hohengrieben zurückgekehrt, das seine Tochter liebevoll als „lebendiges Museumsdorf“ bezeichnet, verrät seine Frau Edeltraud.

„Ich habe hier ab 1943 die Schule besucht“, schildert Edith Kuhlmann aus Diesdorf. Zu jener Zeit hätten die Kinder abends noch draußen gespielt, „ich besonders gern Rumpelkasten“. Und als die Schule dann 1950 nach Mehmke umzog, ging es mit der Pferdekutsche zum Lernen, im Winter mit dem Schlitten, berichtet Elsa Tegge.