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Wirtschaftspreis Arbeitsplatzsicherheit aus reinem Egoismus

Trigema-Chef Wolfgang Grupp forderte in Salzwedel verantwortungsbewusste Unternehmer.

Von Uta Elste 29.10.2018, 11:15

Salzwedel l „Er begeistert, er polarisiert, er trifft die Herzen“: So kündigte Moderator Andreas Mann Wolfgang Grupp als Redner während der Festveranstaltung zur Verleihung des Wirtschaftspreises an. Damit hatte der Moderator keineswegs übertrieben. Nach der mehr als einstündigen Rede war wohl auch allen Gästen im Saal des Salzwedeler Kulturhauses klar, warum der Chef des Textilunternehmens Trigema aus Burladingen (Baden-Württemberg) 2005 den Rednerpreis des Magazins Cicero bekommen hat.

Wolfgang Grupp, ganz Patriarch für seine Betriebs-Familie, forderte auch in Salzwedel den persönlich haftenden Unternehmer ein, der für die Folgen seiner Entscheidungen gerade steht. Und entscheiden muss der Unternehmer immer, und zwar selbst und schnell, damit aus kleinen Problemen am Ende nicht große werden. Unternehmensberater? Nein danke! „Man muss das produzieren, was andere wollen.“ Und wenn man das nicht schaffe, dann ist der Unternehmer eben ein Versager. Vielmehr müsse der Wandel der Zeit erkannt und mitgegangen werden, für den Fortbestand des Unternehmens, sagte Grupp.

Denn seitdem Grupp 1969 die Firma von seinem Vater übernahm, hat er einige Veränderungen erlebt. Pleiten von Großkunden wie Quelle, Karstadt oder Horten hätte früher niemand für möglich gehalten. Grupp suchte andere Abnehmer, unter anderem im Discount-Bereich. 2004 organisierte er schließlich den Handel selbst und richtete seine Testgeschäfte ein. „Eigentlich nichts anderen als Fabrikverkauf“, kommentierte Wolfgang Grupp und stellte klar: „Man kann alles, wenn man erkennt, dass es notwendig ist.“

Unter Wachstum versteht der Chef von 1200 Mitarbeitern ohnehin nicht ständig steigende Stückzahlen, schon gar nicht in einem so gesättigten Markt wie dem für Textilien. Vielmehr müsse das Produkt mit Innovationen wachsen. „Man muss auch mal sagen: Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe“, geißelte Grupp die Gier mancher Unternehmens-chefs.

Grupp setzt Prioritäten. Das bedeute für ihn, dass die Sicherheit der Arbeitsplätze an erster Stelle stehe. „Aus reinem Egoismus“, fügt er hinzu. Denn ein Mitarbeiter, der sich seines Arbeitsplatzes sicher sei, könne auch mehr leisten. „Und dann ist der Lohn auch nicht zu teuer.“ Die Vorbildfunktion des Chefs, der den Mitarbeitern das Gefühl vermittelt, dass sie wichtig sind und gebraucht werden, verstehe sich von selbst.

Überhaupt müsse das Unternehmen so beschaffen sein, dass er es selbst voll überblicken könne. Grupp befürwortet flache Hierarchien und eine überschaubare Verwaltung, in seinem Fall 35 Mitarbeiter. „In der Produktion wird das Geld verdient, und in der Verwaltung ausgegeben.“ Berufserfahrung und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter sind für Grupp nützlicher als ein Studium. Wenn Mitarbeiter von außerhalb kämen, wisse er schließlich nicht, ob sie auch bleiben. „Am einfachsten führt man ein Unternehmen mit Volksschulwissen. Da ist Eins und Eins immer noch Zwei.“