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Wolf Rinderzüchterin fürchtet den Wolf

Der „Kleine Hof“ in Tylsen setzt auf artgerechte Tierhaltung. Die Besitzerin Evelyn Menke fürchtet, dass ihr Konzept am Wolf scheitert.

Von Antonius Wollmann 13.02.2018, 16:56

Tylsen l Evelyn Menke ist besorgt. Im Salzwedeler Ortsteil Tylsen züchtet die Biobäuerin Rinder. Mit Rotem Höhenvieh und dem Limousin-Rind hat sie sich für seltene Rassen entschieden. Fast während des ganzen Jahres halten sich die Tiere im Freien auf der Weide auf. Die Tiere artgerecht zu halten, ist der Tierärztin eine Herzensangelegenheit.

Dass ihr dieser Ansatz einmal Sorgen bereitet, damit hatte sie vor 20 Jahren, als sie ihren Hof gründete, sicherlich nicht gerechnet. Doch seit der Wolf in die Altmark zurückgekehrt ist, liegen die Dinge anders. „Ich rechne mittlerweile fast jeden Tag mit einem Angriff“, schildert sie ihre Gefühlslage. Käme es zu einer Attacke, wäre ihre Existenz bedroht: „Das Rote Höhenvieh steht auf der Roten Liste. Vor allem Mutterkühe zu ersetzen, ist fast unmöglich.“

Schon mehrfach habe es in Tylsen und der Umgebung Wolfssichtungen gegeben, sagt Evelyn Menke. Sie habe das Gefühl, dass die Wölfe ihren Tieren immer näher kommen würden. Ein verdächtiger Pfotenabdruck auf einem ihrer Felder hatte zuletzt ihren Eindruck verstärkt.

Zwar sind in unmittelbarer Umgebung des Dorfes keine Rudel nachgewiesen, dass aber Wölfe in der Gegend umherstreifen, hält der Naturschutzbeauftragte des Altmarkkreises, Ralf Knapp, durchaus für möglich. „Es ist alles andere als unrealistisch, dass Tiere des Rudels aus dem Zichtauer Forst dort entlang kommen. Sie haben ein Streifgebiet von fast 25 Quadratkilometern“, schätzt er ein. Ob aber die Spur wirklich vom einem Wolf stammt, sei dennoch fraglich. „Mit dem bloßen Auge ist das nicht zu erkennen. Dafür sind sich Abdrücke von Wolf und Hunden zu ähnlich“, sagt der Förster.

Laut Jost-Michael Walter vom Wolfskompetenzzentrum Iden kann man einen Unterschied zwischen beiden Tierarten anhand von Pfotenabdrücken „nur feststellen, wenn man eine Spur im geschnürten Trab vorfindet. Dies ist eine besonders energiesparende Gangart, die oft von Wildtieren benutzt wird. Dabei tritt die Hinterpfote exakt in den Abdruck der Vorderpfote.“

Zwar würden auch einige Hunde diese Gangart benutzen, sie aber nicht lange durchhalten. „Deshalb muss eine Spur mindestens 100 Meter durchgehend gerade geschnürt sein, um als Wolfsspur identifiziert werden zu können“, konkretisiert der Mitarbeiter des Wolfskompetenzzentrums.

Ob diese Einwände Evelyn Menke beruhigen, ist allerdings fraglich. Sie fühlt sich insgesamt zu wenig ernst genommen von den Behörden. „Ich denke, dass die Folgen der Rückkehr des Wolfes zu sehr verharmlost werden“, formuliert sie ihre Kritik.

Er habe seine Scheu vor den Menschen schon längst verloren, schätzt sie ein. „Erst hieß es, der Wolf würde sich vom Menschen komplett fernhalten. Dann hat er angefangen, Schafe zu reißen. Mittlerweile sind auch Rinder nicht mehr sicher. Es geht immer einen Schritt weiter“, bemängelt die Rinderzüchterin.

Die Zahl der Rinderrisse in Sachsen-Anhalt gibt ihr Recht. Lag sie im Jahr 2015 noch bei drei Rissen, ist sie im vergangenen Jahr auf 43 gestiegen. Allerdings ereignete sich nur einer dieser Vorfälle in der Altmark. Das Landwirtschaftsministerium hat mittlerweile auf den Trend reagiert.

Analog zu Schäfern sollen Rinderzüchter zukünftig ebenfalls finanziell bei Schutzmaßnahmen unterstützt werden. „Die finanzielle Unterstützung der Rinderhaltung ist geplant, befindet sich aber gerade in der Notifizierung“, teilte Jenny Henniger, Pressereferentin des Landwirtschaftsministeriums, auf Nachfrage der Volksstimme mit.

Inwieweit Evelyn Menke davon profitiert, bleibt dennoch fraglich. „Wir bewirtschaften eine Fläche von zehn Hektar. Selbst mit Zuschüssen würde das unsere finanziellen Möglichkeiten überschreiten.“