Zelttanz Ein Dorf steht Kopf

Tanzen, Wissenswertes erfahren, Bekannte treffen, historische Fahrzeuge bestaunen: Mit dieser Mischung punktete Hohengrieben.

Von Anke Pelczarski 29.04.2019, 12:00

Hohengrieben l „Diesmal musste ich mich nicht um den Vortragenden kümmern. Er hat sich quasi selbst bei mir gemeldet“, erzählte Tino Fuhrmann, Mit-organisator des Zelttanzes in Hohengrieben, am Freitagabend und stellte Eckberth von Witzleben vor. Der Historiker ist seit 1995 für die Stiftung Auto-Museum Volkswagen in Wolfsburg tätig.

„Ich hatte von meinem Bekannten Michael Wienecke aus Kunrau von Hohengrieben erfahren. Dieser regte mich auch an, hier zu referieren“, erzählte der Gast, der von seinem Chef Eberhard Kittler begleitet wurde. Der kleine Ort gefalle ihm sehr, sagte Eckberth von Witzleben. Die Pyramideneichen seien sehr schön, die Chaussee stilecht gepflastert. Familiär habe er übrigens eine Verbindung zum Ortsgründer: „Mein fünffacher Urgroßvater Albrecht Heinrich von Witzleben hat 1745 bei Marienberg für den Alten Fritz gekämpft.“

Der Referent sprach über Automuseen in Deutschland, speziell über das in Wolfsburg, das seit 1985 öffentlich zugänglich sei. Initiator des VW-Museums sei Heinz Nordhoff gewesen, der den Grundstein dafür im Jahr 1954 gelegt habe. „Es geht darum, Fahrzeuge im Originalzustand zu zeigen, aber auch Devotionalien, Betriebsanleitungen, Fotos und mehr zu sammeln“, beschrieb Eckberth von Witzleben. Wichtig sei, dass diese gezeigt werden.

In Deutschland gebe es um die 150 Automuseen. Sie seien nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden, um Geschichte zu zeigen und zu bewahren.

Die Begrüßungsworte oblagen wiederum Gerhard Schulz, der 1969 mit dem bereits verstorbenen Eberhard Küster den Zelttanz in Hohengrieben begründete. Für ihn gab es ebenso wie für Reinhard Meyer, Elsa und Wolfgang Tegge, die als Mitstreiter der ersten Stunde immer noch mit dabei sind, ein Dankeschön von Tino Fuhrmann. Gerhard Drebenstedt überraschte Maria Schulz mit einem Blumenstrauß. Die gebürtige Zwickauerin, die seit 1975 in Hohengrieben zu Hause ist, ist für die „Kleinigkeiten“ mit zuständig: Wie viel Kondensmilch wird gebraucht, wie viele Tischdecken, wie viele Kuchen und vieles mehr. „Wir merkst du dir das alles?“, wollte Gerhard Drebenstedt wissen. „Ich habe ein Gedächtnis. Das ist noch gut in Gang“, entgegnete sie lächelnd.

Nach dem Pellkartoffelessen sorgte Gerald „Schere“ Eggert aus Dähre mit seinen Musikern vom ersten Ton an für Stimmung auf der Tanzfläche: natürlich erst nach dem traditionellen „Hohengrieben-Lied“. Dieses erklang auch am Sonntag beim Start zum mittlerweile 15. Oldtimertreffen. Historische Schätzchen, zwei- und vierrädrig, füllten die Flächen unter den Eichen. „Hier gibt es Fahrzeuge zu bestaunen, die heute nicht mehr alltäglich sind. Und die individuell waren“, beschrieb Anja Habermann vom Trabant- und Ifa-Klub Salzwedel die Faszination des Treffens. Die Rennpappe stehe übrigens am 13. Juli am Ahlumer See im Mittelpunkt: beim 20. Trabitreffen.

Er sei zum Trabi gekommen wie die Jungfrau zum Kinde, schilderte Peter Wollek vom Trabi-Stammtisch Wolfsburg/Braunschweig. Er hatte einen Gebrauchtwagen angeboten. Der Interessent wollte einen Trabi in Zahlung geben, zugelassen am 9. November 1989. „Wegen des Datums war es für mich interessant“, sagte er. Zwei Jahre später habe er über die Zeitung Leute mit dem Trabi-Virus gefunden. Heute seien es im Stammtisch 40 Mitglieder mit 50 Autos. Beim „Käfer des Ostens“ könne man noch selbst schrauben, hob er den besonderen Reiz hervor.

Karola und Wolfgang Tiedge waren mit einem englischen Cabrio MG, Baujahr 1938, aus Hohenwulsch angereist. „Vorher sind wir Trike gefahren. Aber für unser Alter ist das Auto besser“, sagte er und verriet, dass er das Fahrzeug vor zwei Jahren im Netz entdeckt habe. „Mit Tempo 65, 70 über die Landstraße fahren, mit offenem Dach, das macht einfach Spaß“, fügte er hinzu und lobte die Vielfältigkeit der ausgestellten Fahrzeuge sowie das Drum und Dran in Hohengrieben.