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Zertifikat erteilt Siegel für die Waldbewirtschaftung

Die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Hans Jochen Winkel ist als erste im Land für die Waldbewirtschaftung zertifiziert.

Von Anke Pelczarski 17.09.2017, 03:00

Dähre l „Das Programm zur Anerkennung von Forstzertifizierungsmaßnahmen (PEFC) ist uns während der Jahreshauptversammlung vorgestellt worden. 85 Prozent der Mitglieder haben zugestimmt“, erinnerte sich Hans-Heinrich Busse, Vorsitzender der FBG Hans Jochen Winkel mit Sitz in Dähre.

Der Klimawandel zeige sich allgegenwärtig. Durch Sturm käme es verstärkt zu Schäden in den Wäldern. „Die Zertifizierung bedeutet für uns nicht nur nachhaltigere Waldbewirtschaftung, sondern ist für uns auch der Türöffner beim Verkauf des Holzes. Das Spanplattenwerk in Nettgau kauft zu 80 Prozent nur Ware auf, die zertifiziert ist“, beschrieb der FBG-Chef.

Die offizielle Urkunde für die PEFC-Zertifizierung, die bereits im Mai erfolgte, gab es am Freitag während der Exkursion des Vorstandes, bei der auch Helmut Jachalke, Leiter des Betreuungsforstamtes Westliche Altmark, zwei der drei verantwortlichen Revierförster sowie Mitglieder der befreundeten FBG Isetal mit dabei waren. Frank Specht, Vorsitzender der regionalen PEFC-Arbeitsgruppe Sachsen-Anhalt, bezeichnete die hiesige FBG als „Vorreiter“: „Sie haben sich entschieden, dem Zertifizierungssystem beizutreten und noch ein bisschen mehr zu machen.“ Denn das Siegel bedeute beispielsweise, dass Fachpersonal und besonders qualifizierte Forstunternehmen engagiert werden müssten, die Arbeiten ausführen, ergänzte Sebastian Loose, Regionalassistent für Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern/Sachsen-Anhalt der PEFC Deutschland. Aber auch beim Kauf von Pflanzen müssten bestimmte Richtlinien eingehalten werden. Der Verzicht auf Kahlschläge und auf den Einsatz von Pestiziden würde verlangt, nannte er weitere Forderungen.

Ein Bestandteil des Leitfadens des PEFC-Standards seien auch sogenannte Biotopbäume, die unter anderem in einem Wald bei Bombeck zu finden sind. Revierförster Joachim Bernickel machte während der Rundfahrt auf eine 136 Jahre alte Gemeine Kiefer aufmerksam. „An seinem Stamm sind sichtbare Nisthöhlen zu sehen. Der Baum bietet den darunter wachsenden Sträuchern Schutz“, sagte der Fachmann. An diesem brachte der Förster gemeinsam mit Frank Specht eine Plakette an, so dass das besondere Gehölz am Wegesrand auffällt.

An einer anderen Stelle ging es um die Verjüngung des Bestandes mit Europäischer Lärche. Dazu ist der Boden gepflügt worden. Reitgras, Brom- und Himbeere hätten sich jedoch ausgebreitet, so dass die jungen Pflanzen keine Überlebenschance gehabt hätten, beschrieb der Förster. Eine chemische Flächenvorbereitung mache sich nun als letzte Chance erforderlich, damit das Anwachsen der Bäume gelinge, erfuhren die Exkursionsteilnehmer.

„Wir haben alle Flächen unserer derzeit 821 Mitglieder zertifizieren lassen. Das macht die Bewirtschaftung und den Verkauf einfacher“, beschrieb Hans-Heinrich Busse. Die Forstbetriebsgemeinschaft Hans Jochen Winkel ist übrigens am 15. März 1991 gegründet worden. Die Gesamtfläche hat am 1. Januar dieses Jahres 5842,6 Hektar betragen. Im Vorjahr sind 22 670 Festmeter Holz auf 558,9 Hektar Fläche eingeschlagen worden. „Das ist eine richtig große FBG“, urteilte Frank Specht.

Er würde sich freuen, wenn noch mehr Privatwaldbesitzer den Schritt zur PEFC-Zertifizierung wagen würden. „Wir wollen zusammen etwas bewegen und gemeinsam an unserem Ziel, den Wald wirtschaftlich zu nutzen, arbeiten“, schilderte er.