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160 Jahre Ringreiten Pömmelte pflegt Tradition

In diesem Jahr feiern die Pömmelter ein Jubiläum - das 160. Ringreiten.

Von Madlen Bestehorn 25.06.2017, 21:17

Pömmelte l Die Pferde jagen über die Festwiese, ihre Reiter konzentrieren sich auf ihre Aufgabe: den kleinen silbernen Ring vom Galgen zu angeln. Dass dies kein leichtes Unterfangen ist, zeigt sich daran, dass viele Reiter ohne Ring den Galgen passieren.

So reduziert sich die Zahl der Reiter auf acht Finalisten, die mit drei Ringen in das Stechen starten. Der Schwierigkeitsgrad wird erhöht, der Ring misst statt zuvor 5 Zentimeter nur noch 3,5 Zentimeter im Durchmesser. Im Finale müssen die Reiter noch einmal Nerven beweisen, dürfen sich keinen Fehler erlauben. Am Ende geht Sven Krügermann aus Trinum, Landkreis Anhalt-Bitterfeld, als Sieger des Wettkampfes mit seinem Pferd vom Platz. Zweite wird Franziska Filax, Mike Gortol belegt den dritten Platz.

Insgesamt sind 52 Teilnehmer in den Wettkampf gestartet, der sich am Sonnabend über zwei Stunden erstreckt. Das führt zu einer gewissen Ungeduld bei den Zuschauern, die etwa aus Gnadau oder Kleinmühlingen angereist sind. Denn nach dem Turnier folgt die eigentliche Pömmelter Besonderheit: Der Abriss des Galgens, welcher nun von den Reitern von der Festwiese zu den Höfen Schade, Ritz und Riemer getragen wird.

„Das ist ein zentraler Bestandteil unserer Tradition“, erklärt Werner Thiemann, Vorsitzender der Ringreit-Interessengemeinschaft. 18 Personen haben das Ringreiten organisiert. In diesem Jahr findet es zum 160. Mal statt. „Die Ringreittruppe ist wie ein Familie“, beschreibt Thiemann den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe. „Morgens, vor dem Turnier, bauen wir gemeinsam den Galgen aus Pappeln, die wir zuvor im Wald geschlagen haben“, erzählt er weiter. „Die Pflege dieser Tradition und der Ringreittradition insgesamt steht in Pömmelte im Mittelpunkt.“

Der älteste aktive Ringreiter ist mit 72 Jahren Rüdiger Domasch aus Pechau. Trotz einer Verletzung an der Hand hat er sich auf‘s Pferd geschwungen. „Meine Tochter meint, ich sei verrückt“, erklärt er wenig reumütig.

Auch der Sieger des 100. Ringreitens, Paul Thomalla, 82, ist wie jedes Jahr Zuschauer des Wettbewerbes. „In den 70er Jahren habe ich zum letzten Mal selbst aktiv am Ringreiten teilgenommen“, erzählt der Pömmelter. „Man trachtet zwar danach, der Erste zu sein, aber letztlich ging es immer um den Spaß.“ In einem Jahr haben ihn seine Reitkameraden beim Umzug über die Höfe gar auf das Dach eines Schuppens gesetzt. Womöglich kamen sie durch den ein oder anderen Schnaps, der den Reitern auf den Höfen angeboten wird, auf diese schelmische Idee.

Übrigens: Beim „Würstchen-Schnappen“ am Ende des Ringreitens schrecken die Reiter auch nicht davor zurück, das Wasser für eine Dusche ihres Gegenübers zu verwenden – wie Silvia Mietzner am eigenen Leib erfahren muss.

Am Rande sorgte der Angelsportverein mit Spielen für Unterhaltung der jüngsten Gäste.