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Straußenfarm "Kleine werden schnell groß"

Mehr als 50 Blauhalsstrauß-Küken tummeln sich auf der Farm von Norman Schnitzendöbel in Klein Rosenburg.

Von Andreas Pinkert 04.09.2015, 01:01

Klein Rosenburg l Still ist es auf der großen Saalewiese hinter dem Streichdamm. Einzig die Baufahrzeuge, die für die Erhöhung des dahinter liegenden Damms eingesetzt werden, lassen manchmal ihre Motoren aufheulen. Dennoch ist die Wiese nicht ausgestorben, im Gegenteil. Rund 50 Küken unterschiedlichen Alters haben ihre langen Hälse gesenkt und rupfen das Gras aus dem Boden.

Als Straußenzüchter Norman Schnitzendöbel sich dem Gehege nähert, gehen ihre Köpfe plötzlich nach oben und die rund 1,20 Meter großen Laufvögel (ausgewachsen sind sie mehr als doppelt so groß) kommen rasant angespurtet. Irgendwie erinnert diese Szenerie an flüchtende Dinosaurier in Kinofilmen wie „Jurassic Park“. „Die sind erst gut zwei Monate alt“, erklärt Schnitzendöbel, der vor drei Jahren begann, sich vom CNC-Maschineneinrichter zum Straußenzüchter zu mausern. Und das mit Erfolg. Seine zwei Hektar große Straußenfarm kommt langsam an ihre Grenzen. „Im kommenden Jahr werde ich die Farm auf knapp vier Hektar erweitern“, sagt der 39-Jährige und zeigt auf eine benachbarte Fläche. Schon jetzt hat er rund 1,7 Kilometer Zaun gezogen und dafür rund 600 Holzpfähle in die Erde gerammt. Wer Strauße in Deutschland halten oder züchten will, benötigt nach dem Tierschutzgesetz einer Erlaubnis. Diese Genehmigung wird vom zuständigen Veterinäramt erteilt.

Entsprechend der geplanten Vergrößerung im kommenden Jahr wird auch der Bestand verdoppelt. Dafür haben sich die Riesenvögel bereits kräftig ins Zeug gelegt. „Meine 23 Jüngsten sind ungefähr drei Wochen alt“, sagt Schnitzendöbel, weitere 20 Küken schlüpfen in den nächsten Wochen. Etwas wehmütig schiebt er hinterher: „Die Kleinen werden rasend schnell groß.“ Die derzeit gemäßigten Temperaturen würden die Strauße besser vertragen als die enorme August-Hitze. Der Strauß stammt ursprünglich aus Afrika, passt sich aber unseren europäischen Klimabedingungen problemlos an. Er kann selbst in Regionen mit erheblichen winterlichen Minusgraden in Offenstallhaltung leben. „Wichtig sind große Freiflächen“.

Vom vierten Lebenstag an bekommen sie einen guten Straußen-Kükenstarter, danach werden sie langsam an kurzgehaltenes Grün gewöhnt. Sie werden bei gutem Wetter bereits vom dritten oder vierten Lebenstag an Auslauf im Freien gewöhnt, von der vierten Lebenswoche an auch bei Regen. Schnitzendöbel erklärt, dass kleine Strauße für das Wohlbefinden und gutes Wachstum den häufigen Kontakt zu einer Bezugsperson brauchen. Vom dritten Lebensmonat an erhalten sie zusätzlich zu Weide unbegrenzt eine Straußen-Aufzuchtmischung aus Gerste und Weizen.

Die Tiere brauchen rund ein Jahr bis zur Schlachtreife. Dann kommen sie in Pferdeanhänger und werden zu einer EU-zertifizierten Schlachterei gefahren. Neben dem eiweißreichen, fett-, cholesterin- und kalorienarmen Fleisch, das an zartes Rindfleisch erinnert, werden von den Riesenvögeln auch die Federn, Eier und das Leder verwendet. „Vor allem Damenhandtaschen aus Straußenleder werden zu hohen Preisen gehandelt“, sagt Schnitzendöbel, der dieses Produkt im Klein Rosenburger Hofladen allerdings für einen Ladenhüter hält. Im kommenden Jahr möchte Schnitzendöbel auch einen Online-Shop aufbauen und seine Produkte made in Klein Rosenburg über das Internet verkaufen. Auch seinen Mitarbeiter möchte er für die Pflege der Tiere und der Farm fest einstellen.