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Tour  Schiffer Heine bedient die Saalefähre

Die Saalefähre Groß Rosenburg-Werkleitz hat ihren Betrieb wieder aufgenommen.

Von Thomas Linßner 14.09.2015, 17:28

Groß Rosenburg/Werkleitz l Bei Fährmann Ralf Heine läuft die Wiederinbetriebnahme der Saalefähre beschaulich an. Es muss sich erst herum sprechen, dass erstens die Sanierungsarbeiten an der Kreisstraße abgeschlossen sind und zweitens damit die Fähre wieder pendelt. „Da gab es am vergangenen Wochenende so einige Ungereimtheiten“, sagt der ehemalige Binnenschiffer. Über einen Privat-Radiosender seien falsche Informationen gesendet worden. Erst hieß es, dass „Barby den Betrieb wieder aufgenommen“, dann dass „Barby und Breitenhagen den Betrieb eingestellt“ hätten. Was beides nicht stimmte. Fakt ist, dass die Fähre Werkleitz-Groß Rosenburg seit vergangenem Sonnabend wieder pendelt. Zuvor war die Chaussee zwischen dem Ortsausgang Werkleitz und der Saale saniert worden. Hier freuen sich die Autofahrer jetzt über eine glatte Piste, die bis August aus Natursteinpflaster bestand. Auch der geschotterte Radweg ist Geschichte. Parallel zur Straße verläuft nun ein Asphaltweg.

Der 1,60 Meter breite Radweg war erst 2009 angelegt worden. Finanziert wurde er damals vom Landkreis. Baulastträger der Chaussee ist die Kreisstraßenmeisterei. Damit wurden auch die zahlreichen Holzbegrenzungspfähle überflüssig, über deren Sinn man schon damals sinnierte. Die Sanierung von Straße und Radweg erfolgte als Hochwasserschadensbeseitigung.

Ralf Heine trat im August 2014 als Fährmann in den Dienst der Einheitsgemeinde Barby. Der gebürtige Eberswalder (Brandenburg) war rund zwei Jahrzehnte als Binnenschiffer auf den Gewässern der DDR unterwegs. Nach seiner Ausbildung in der Schifferschule Schönebeck-Frohse arbeitete er sich zum Schiffsführer hoch. „Damals fuhren wir drei Wochen, hatten dann eine frei“, erinnert er sich. Wurde beispielsweise auf der Elbe gefahren, wechselte das Schiffspersonal an Orten, die einen Bahnhof besaßen: Magdeburg, Aken, Riesa, Witterberge. In Zeiten ohne Radar hatte der Schiffsführer eine noch verantwortungsvollere Aufgabe. Er musste den Fluss in- und auswendig kennen. Gefahren wurde nach Sicht. „Damals hat uns oft die Schiffersonne geholfen“, erinnert sich Ralf Heine lachend. Damit ist der Vollmond gemeint.

Der 59-jährige Wahl-Magdeburger befuhr auch die Märkischen Wasserstraßen, die Oder oder die Boddengewässer der Ostsee. Auch die Saale lag in seinem Tourenplan. So kam er mehrfach auf dem Weg nach Beesenlaublingen bei Könnern an Groß Rosenburg vorbei. Ohne zu ahnen, dass er hier mal seine Brötchen verdienen würde.

In DDR-Tagen war es ein Schubverband, den Heine lenkte. Derweil man auf der Elbe mit bis zu fünf Schuten, die der Schiffer „Behälter“ nennt, fahren durfte, waren es auf der Saale nur zwei. Der engen Kurvenradien wegen. Ein „Behälter“ konnte 400 Tonnen Schüttgut transportieren, hatte dann einen Tiefgang von 2,10 Meter, weiß Ralf Heine.

Die Kilometerzeichen an den Flüssen können die Männer seiner Zunft im Schlaf herunter beten: „Saalhorn hat den Elbe-Kilometer 290“, sagt der 59-Jährige.