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Geschenk Jugendclub Rainbow bis Jahresende gesichert

Passende Überraschung zum 20-jährigen Bestehen des Jugendclubs Rainbow: Ihr Club ist bis zum Jahresende finanziell gesichert.

Von Emily Engels 15.09.2015, 17:41

Schönebeck l „Ich kann das noch gar nicht glauben.” Janet de Pooter greift, zu Tränen gerührt, zum Taschentuch. Nach der Scheckübergabe in Höhe von 10 000 Euro durch Awo-Landesvorsitzende Petra Grimm-Benne ist das erreicht, wofür die Jugendclub-Leiterin in den vergangenen Monaten so hart gekämpft hat: die finanziellen Mittel sind zunächst gesichert - ihr Club darf bis zum Jahresende auf jeden Fall geöffnet bleiben. Diesen Erfolg hat sie nicht zuletzt ihrer Hartnäckigkeit zu verdanken: nachdem es Kürzungen im Jugendbereich gab, wurde fest mit einer Schließung von „Rainbow” zum 1. September gerechnet. Doch anstatt aufzugeben, riefen die Jugendlichen zusammen mit Janet de Pooter zu einer Spendenaktion auf. Dafür benutzen die Club-Mitglieder ein modernes Mittel: Crowdfunding (eine Form der Finanzierung durch Internetnutzer).

„Ich bin total überwältigt, dass wir zusammen mit den Schecks bereits jetzt über unserem Ziel von 20 142 Euro liegen“, so die Clubleiterin. Ein Ziel, was vor wenigen Wochen noch utopisch erschien, jedoch dringend notwendig für die Deckung von Personal- und Sachkosten war.

Genau der Wille und das Durchsetzungsvermögen scheint es gewesen zu sein, welches die Spender so bewegt hat. „Janet de Pooter und die Jugendlichen haben bewiesen, dass es sich manchmal lohnt, sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen - das fanden wir toll”, erklärt Oberbürgermeister Bert Knoblauch, als er seinen Scheck in Höhe von 1950 Euro im Namen der Stadt Schönebeck übergibt.

Auch Awo-Landesvorsitzende Petra Grimm-Benne zeigt sich betroffen. „Zum 20. Geburtstag des Clubs möchte ich den Kindern und Jugendlichen eine Freude bereiten”, erzählt die Vorsitzende. „Sich um die Jugend zu kümmern - und vor allem den Erziehern den Raum zu geben, dies in Ruhe tun zu können, ist sehr wichtig”, fügt sie hinzu.

Janet de Pooter zählt zu genau diesen Menschen, die sich ganz der Jugendarbeit gewidmet haben. Vor etwa elf Jahren sei sie durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zum Club Rainbow gekommen. Aus drei Monaten „Pflichtarbeit“ entwuchs eine Leidenschaft und ein Drang, Jugendlichen zu helfen und ihnen einen Ort zu erschaffen, an dem sie nicht nur in Ruhe ihre Hausaufgaben machen können, sondern auch über all ihre Sorgen sprechen, Freizeitaktivitäten ausüben oder einfach mal mit Gleichaltrigen quatschen können. Nach einer berufsbegleitenden Ausbildung zur Erzieherin ist de Pooter jetzt seit elf Jahren Leiterin des Jugendclubs. „Teenager brauchen Halt und Rat”, so die Erzieherin. „Wenn ich junge Erwachsene wieder treffe, die vor vielen Jahren mit Schwierigkeiten und Problemen in den Club kamen und jetzt mit Beruf oder Ausbildung und vielleicht schon eigenen Kindern voll im Leben stehen, weiß ich, wofür ich meine Arbeit mache.”

Einer von ihnen ist Benjamin Meißner. Der 26-Jährige kam vor zehn Jahren über die Jugendgruppe zur Awo. „Im Club wurde mir bei meinen Bewerbungen geholfen, wodurch ich meine Maurer-Lehre aufnehmen konnte”, erzählt der Schönebecker. Jetzt zieht er nicht nur seine drei- und sechsjährigen Kinder auf, er leitet zudem nach der Arbeit zweimal pro Woche die Street-Dance Gruppe „Ladies in Red”, welche bei ihrem Auftritt beim Awo-Familienfest glänzten.

Auch seine Schwester Gina-Michelle Meißner ist Mitglied im Jugendclub. „Rainbow ist mein absoluter Lieblingsclub”, schwärmt die Elfjährige. „Wenn er geschlossen hätte, wäre ich sehr traurig und wütend gewesen.“ Als sie erfahren hat, dass der Club zunächst bestehen bleiben dürfe, habe sie vor Freude geweint. Diese Freude teilt sie mit Ronny Blauroth. „Heute ist der schönste Tag seit langem”, sagt der 33-jährige gelernte Koch. „Ich bin seit den Anfängen von vor 20 Jahren dabei und der Jugendclub war immer wie eine zweite Familie für mich”, so Blauroth.

Für die „Rainbow“-Familie gab es noch einen weiteren Anlass zum Feiern: ihr 20-jähriges Bestehen. „Wir hoffen stark, dass der Club noch viele weitere Geburtstage feiern kann”, meint Oberbürgermeister Bert Knoblauch. Der Geschäftsführer der Awo, Tom Bruchholz, weiß, dass für den Jugendclub auf längere Sicht nur ein geeigneter Verteilungsschlüssel für die Fördermittel helfen werde. Crowdfunding habe den Jugendclub zwar zunächst gerettet, sei aber auf Dauer keine Lösung.

Noch bis zum 23. September kann das Crowdfunding-Projekt online unter http://www.visionbakery.com/kinder-und-jugendtreff-rainbow unterstützt werden.