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Schellenberger: „Radweg nur mit Eigenanteil X“

In der jüngsten Barbyer Ortschaftsratssitzung ging es um den fehlenden Radweg nach Pömmelte.

Von Thomas Linßner 29.09.2015, 20:26

Barby/Pömmelte l „Ich kann mich nicht erinnern, dass je so viele Einwohner zu einer Barbyer Ortschaftsratssitzung kamen. Das zeugt von heftiger Unzufriedenheit“, begrüßte Ortsbürgermeister Ernst Neugebauer (CDU) die Anwesenden. Es waren überwiegend Gartenfreunde, die hören wollten, was Gunnar Schellenberger – den Neugebauer als „Spiritus rector der Kreisgrabenanlage“ bezeichnete – zu deren touristischen Möglichkeiten zu sagen hatte. Und dazu, so hofft man jedenfalls ganz stark in Barby, zählt auch die Radweg-Anbindung von Barby nach Pömmelte. Deren Bau würde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: die Elbe- und Saaleradwegtouristen könnten auf dem kürzesten Weg nach Zackmünde fahren und die Gefahrensituation an den Schrebergärten am Pröbst wäre entschärft.

Amtsleiter Holger Goldschmidt sprach von einer „unendlichen Geschichte“. Bereits 2007 habe die Stadt Barby ein Fachbüro mit der Planung des Radweges beauftragt. Man sei nach entsprechenden Zusagen davon ausgegangen, dass diese Planung als Co-Finanzierung-Eigenleistung anerkannt werde und das Land den Radweg nun bauen würde. Doch es kam anders: „Bauminister Daehre hat uns am Ende seiner Amtszeit mitgeteilt, dass es nun doch keine Fördermittel gibt“, erinnerte Goldschmidt. Die Stadt hatte zuvor die „Bauerlaubnisverträge“ mit den meisten Landeigentümern geschlossen und damit alle erforderlichen Vorarbeiten erledigt. „Das Konzept steht - es müsste jetzt nur in die Tat umgesetzt werden“, fasste der Amtsleiter zusammen.

Laut Prioritätenliste für straßenbegleitende Radwege rangiert der 3,1 Kilometer lange und 750 000 Euro teure Weg auf Platz 124. (Baustart wäre danach in weit über zehn Jahren … Was in der Ortschaftsratssitzung besonders Gartenfreunde-Sprecher Rainer Bittersmann beinahe zur Weißglut brachte.)

In dieser Prioritätenliste wurde allerdings der touristische Wert außer Acht gelassen. Schellenberger: „Stadt Barby und Landkreis müssen konzentriert vorgehen, dann gibt es auch eine Möglichkeit, das Projekt vorwärts zu bringen.“ Das liege in erster Linie in der Hand der Stadt. „Das Land muss davon überzeugt werden, dass der Radweg verkehrstechnisch und touristisch zwingend nötig ist“, unterstrich Schellenberger. Er warf ein bisschen durch die Blume ein, dass vor Jahren auch die Schönebecker 246a-Ortsumfahrung nicht zuletzt durch eine öffentlichkeitswirksame Protestveranstaltung auf den Weg gebracht wurde. Weiterhin sollten Finanzierungsmöglichkeiten in Leader- und anderen Fördermitteltöpfen ausgelotet werden.

Gunnar Schellenberger stellte unmissverständlich klar, dass es keine Hundertprozent-Förderung geben werde. Die Einheitsgemeinde müsste in jedem Fall den „Eigenanteil X“ aus ihrem Haushalt aufbringen.

„Das läuft darauf hinaus, dass wir den Schwarzen Peter kriegen: Es hört sich so an – das Land würde ja, wenn wir auch könnten. Wir können aber nicht“, brachte Torsten Reinharz (SPD) die Barbyer Haushaltsmisere auf den Punkt.

Die Gartenfreunde überlegen nun, eine öffentliche Protestveranstaltung auf die Beine zu stellen.