1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Als die Mehrheit noch wählen ging

EIL

Vor 25 Jahren Als die Mehrheit noch wählen ging

In Würdigung des 25. Jubiläums der ersten freien und demokratischen Kommunalwahlen fand am Montag eine Festsitzung des Stadtrates statt.

Von Olaf Koch 06.10.2015, 16:46

Schönebeck l „De | mo | kra | tie, die; (griechisch), Staatsform, in der die vom Volk gewählten Vertreter die Herrschaft ausüben“ – so nüchtern umschreibt es der Duden. Was Demokratie und der damit einhergehende Prozess einer freien Wahl bedeutet, das durften die Menschen in den ostdeutschen Bundesländern vor 25 Jahren praktizieren: Am 6. Mai fanden die ersten freien Kommunalwahlen statt.

Diesen Tag und die Möglichkeit der demokratisch ausgeübten Wahl feierte am Montagabend die Stadt Schönebeck. Nach einem stimmungsvollen Auftakt durch die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie Schönebeck hatte der Stadtratsvorsitzende, Friedrich Harwig, die knapp 100 Kommunalpolitiker, leitenden Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Ehrengäste zunächst herzlich begrüßt, darunter Landtagspräsident Detlef Gürth, Pfarrer Ulrich Lieb, der ehemalige Garbsener Bürgermeister Wolfgang Galler, Landtagsabgeordneter Gunnar Schellenberger, der erste Stadtratsvorsitzende Gottfried Hübner und verschiedene Ehrenstadträte.

Nachdem daraufhin die Nationalhymne erklungen war, ergriff Oberbürgermeister Bert Knoblauch das Wort und sprach von einer – sozusagen – silbernen Hochzeit, die in weiteren 25 Jahren hoffentlich erfolgreicher Kommunalpolitik in Schönebeck in eine „goldene Hochzeit“ münden möge. Das Stadtoberhaupt würdigte das zahlreiche Früchte tragende Wirken der Rätinnen und Räte und dankte ihnen allen ausdrücklich dafür. Es lohne sich, sich den drastischen Unterschied zwischen Alt und Neu in Schönebeck vor Augen zu halten.

Er berichtete weiter von einer Grußadresse von Bürgermeister Grahl und dem Ratsvorsitzenden Büttner aus Garbsen, die den Schönebeckern herzlich zum Jubiläum gratulierten. Ausdrücklich gratulierte das Stadtoberhaupt dem Stadtrat Matthias Menzel, der als einziger Stadtrat das Mandat im Interesse der Stadt und ihrer Bürger alle 25 Jahre hindurch ausgeübt hatte.

Der ehemalige Stadtrat Dieter Schüler hatte der Stadt anlässlich des kommunalpolitischen Jubiläums zwei seiner Kunstwerke gespendet, die während der Veranstaltung im Dr.-Tolberg-Saal ausgestellt wurden. Im Rahmen der Veranstaltung präsentierte Christian Kolbe von Elbemedien einen Image-Film über die wechselvolle Entwicklung der Stadt seit der politischen Wende.

Landtagspräsident Gürth schlug in seinem Gastvortrag den geschichtlichen Bogen von der dunklen deutschen Vergangenheit über den Mauerbau, die deutsche Teilung bis zur friedlichen Revolution im Jahre 1989, zu den ersten freien Wahlen in der Noch-DDR bis hin zur Deutschen Einheit im Jahre 1990. Nicht ohne Emotionen schilderte er persönliche Eindrücke der Vor- und Nachwendezeit und ließ die bewegenden Ereignisse Revue passieren.

Er griff die Formulierung des Oberbürgermeisters von der „silbernen Hochzeit“ auf und benannte die damit zusammenhängenden Partner: den Stadtrat, das „Rathaus“ und die Bürgerinnen und Bürger Schönebecks.

Gottfried Hübner beschrieb in seiner Festrede die Pionierleistungen des demokratischen Aufbaus in Schönebeck nach 1989 und würdigte dabei besonders die dem vorausgegangenen Demonstrationen und Runden Tische unter Führung der Kirchengemeinden, namentlich der Pfarrer Gottschalk, Lieb und Schlegel. Ebenso dankte er nochmals den Unterstützern aus der Partnerstadt Garbsen beim Aufbau der kommunalen Selbstverwaltung, was ein festes Fundament für die Städtepartnerschaft darstelle.

Hübner ging näher auf die erste freie Wahl und konstituierende Sitzung der Stadtverordnetenversammlung ein, die so viel Neues auch für ihn persönlich mit sich brachte. Geschäftsordnung, Ausschussbildung, Bürgermeisterwahl und seine eigene neue Aufgabe stellten echte Herausforderungen dar, die nur noch von der eigentlichen Sach- und Facharbeit übertroffen werden konnte.

Der Salzelmener wünschte sich diesen dem Anfang innewohnenden Zauber und die damit verbundene Wirkung „manchmal auch für die heutige Zeit“, besonders auch „die Wahlbeteiligung“ betreffend.

Im Folgenden beschrieb er die zahlreichen Ergebnisse von Stadtratsbeschlüssen der vergangenen 25 Jahre, die sich in der erfolgreichen wirtschaftlichen und Stadtentwicklung und im sich zusehends verändernden Gesicht der Stadt Schönebeck niederschlugen. Auch Gottfried Hübner dankte allen Räten nochmals für ihr erfolgreiches Engagement im Interesse der Einwohner der Stadt. Im Rahmen der Veranstaltung würdigten die Anwesenden in Gesprächen unter anderem auch das verdienstvolle Wirken der inzwischen bereits verstorbenen Mitglieder des Stadtrates.