Welsleber Wehr Jugend übernimmt Depot

Die Jugend hat das Welsleber Feuerwehrgerätehaus übernommen. Sie haben einen 24-Stunden-Dienst geprobt.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 18.10.2015, 18:14

Welsleben l Blaulicht - das ist am vergangenen Wochenende ziemlich oft durch Welsleben gedüst. Wohnungsbrand, Tierrettung, technische Hilfeleistung und schließlich das Beseitigen einer Ölspur, die Brandbekämpfer waren ganz schön gefordert. Gemeistert haben sie jede dieser Aufgaben. Das Besondere: Diesen teils recht kniffligen Einsätzen haben sich nicht die „alten Hasen“ gestellt. Am vergangenen Wochenende lag das Depot der Welsleber Freiwilligen Feuerwehr in den Händen der Jugend. Die neun Welsleber und vier Jugendlichen aus Eckerde, der Partnerwehr bei Hannover, absolvierten einen 24-Stunden-Dienst. Dazu gehören das Schlafen und Essen im Gerätehaus, das Erfüllen der Einsätze sowie mehrere Blöcke in theoretischer Ausbildung. Ein straffer Plan also für die jungen Brandbekämpfer.

„Es ist aber auch ein Höhepunkt“, sagt Frank Garlipp. Er ist seit 13 Jahren als Jugendwart in der Welsleber Wehr für die Ausbildung der Jugend verantwortlich. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Sebastian Otto und der breiten Unterstützung der aktiven Kameraden hat er zum ersten Mal nun dieses Aktionswochenende für den Nachwuchs organisiert. „Da steckt viel Aufwand dahinter“, sagt er und dankt gleichzeitig den fleißigen Helfern. Bevor der Jugendwart weiter ausführen kann, geht plötzlich die Sirene. Die Kameraden werden zu einem Einsatz in die Magdeburger Straße gerufen. „Hausbrand, zwei Personen werden vermisst“, informiert Frank Garlipp die zwei Gruppenführer, die nun vor ihm stehen. Kaum ist es ausgesprochen, fahren die Feuerwehrfahrzeuge schon vom Grundstück - zu einem weiteren von den Erwachsenen simulierten Einsatz.

In der Magdeburger Straße angekommen, legen die Jugendlichen direkt Hand an. Schläuche werden verlegt und schließlich gehen die ersten Kräfte des Einsatztrupps in das Haus.

Der Qualm, der ihnen beim Türöffnen entgegenstößt, ist gewaltig. Doch es nützt nichts. Die Kameraden müssen hinein - Menschen retten und Brand löschen lautet der Auftrag.

Während die einen bereits genau wissen, was sie zu tun haben und worauf geachtet werden muss, werfen sich andere hilfesuchende Blicke zu. Da die Jugendlichen noch keine Atemschutzgeräte tragen dürfen, gehen sie mit Schutzbrille und Mundschutz in das Gebäude. „Denn wir wissen vorher nicht, welche giftigen Gase entstehen“, erklärt der Jugendwart, dass Atemschutzgeräte bei realen Einsätzen fast immer eingesetzt werden. Nicht nur diese Vermummung ist komisch. Vor allem der Nebel, durch den eigentlich nichts zu sehen ist, stellt eine Herausforderung dar. Mehr oder weniger blind müssen sich die Jugendlichen durch das Haus schlagen - das ist ungewohnt, und vielleicht wurde es in der Theorie auch anders erwartet.

„Aber genau darum geht es ja“, sagt Frank Garlipp. Die Theorie in die Praxis umsetzen, im Team miteinander arbeiten und die realistischen Bedingungen am eigenen Leib erfahren. Am Ende ziehen alle an einem Strang, und die vermissten Personen können lebend gerettet werden. Viel Zeit zum Verschnaufen haben die Jugendlichen jedoch nicht. Nun geht es ans Aufräumen. Schläuche müssen zusammengerollt werden, der Entlüfter, mit dem der Nebel aus der Wohnung gepustet wurde, muss zurück auf das Fahrzeug, und letztlich soll die Straße selbst wieder frei gemacht werden, denn für die Dauer des Einsatzes wurde sie gesperrt.

Frank Garlipp findet lobende Worte. „Die Wasserversorgung wurde zügig gestellt, die Vermissten wurden gefunden, und der zweite Trupp hat systematisch gesucht“, fasst er kurz zusammen. Doch auch Kritik unter anderem an der Zusammenarbeit und den Absprachen nennt er.

Solch ein 24-Stunden-Dienst sei eine gängige Ausbildungsform, erklärt der Jugendwart, als die Kameraden zurück im Depot sind. Doch Vorbereitung und Durchführung seien aufwendig und nur dank zahlreicher Unterstützer und Sponsoren möglich. So stellte eine Werkstatt einen Wagen zur Verfügung, um die technische Hilfeleistung nach einem Verkehrsunfall nachzustellen. Landwirt Klapper und die hiesige Bäckerei zählen ebenso zu den Unterstützern genauso wie die Eltern und Aktiven. „Ansonsten wäre das alles nicht zu schultern“, sagt Frank Garlipp. Eine Wiederholung eines solchen Aktionswochenendes kann er sich gut vorstellen. „Aber nicht gleich 2016, denn eine gewisse Abwechslung soll für die Jugendlichen dann auch dabei sein“, sagt er.