Geheimnis des Schlosses wird gelüftet

Barby l Wie der Fernsehturm zu Berlin gehört, so gehört dass Barbyer Schloss zu Barby. Es prägt das Ortsbild und ist – nach bitter nötiger Fassadensanierung – endlich auch wieder ein Aushängeschild. Wer in Barby aufgewachsen ist, kennt das Schloss. Zumindest von außen. Was sich aber hinter den Schlossmauern abspielt, das können viele Barbyer nicht mit Sicherheit sagen.

Denn für die breite Öffentlichkeit ist das Barbyer Schloss schon viele Jahre lang nicht mehr zugänglich. Nach dem Zweiten Weltkrieg war in dem Gebäude eine russische Garnison stationiert, später wurde das Barbyer Schloss als Aufnahmeheim für Menschen genutzt, die von der Bundesrepublik Deutschland in die Deutsche Demokratische Republik übersiedeln wollten und waar als Ministeriumsgebäude der DDR ebenfalls unzugänglich.

Ab 1979 wurde das Barbyer Schloss dann als Archivdepot genutzt – dort waren die Grundbuchakten der gesamten DDR eingelagert. Noch nach der Wende waren im Barbyer Grundbucharchiv Akten aus der gesamten ehemaligen DDR eingelagert, zu Spitzenzeiten, etwa von 1991 bis 1993, waren bis zu 180 Mitarbeiter in diesem Archiv tätig.

Heute sind im Barbyer Schloss die Grundbücher aus ganz Sachsen-Anhalt zentral eingelagert, zudem befindet sich im Barbyer Schloss das Rechenzentrum der Justiz. 2007 wurde das Grundbucharchiv dem Amtsgericht Schönebeck unterstellt.

Sigrun Lehmann, Direktorin des Amtsgerichtes und des Dienstgebäudes Barby, und Geschäftsleiterin Karin Göricke entschieden in diesem Jahr erstmals, einen Informationstag für die Öffentlichkeit zu veranstalten. Am Donnerstag, 12. November, sollen nicht nur Schulklassen die Möglichkeit bekommen, sich das Archiv, das eine bewegte Geschichte hat und stetig erweitert wird, von innen anzusehen. Auch die Barbyer, die stets nur äußerlich Veränderungen des Schlosses mitbekamen, sollen die Möglichkeit dazu haben.

Nach dem Hochwasser 2013, bei dem in einer riesigen Aktion Akten ausgelagert und in die JVA nach Magdeburg gebracht wurden, hat das Archiv heute Fahrstühle und Rollregale, zur einfacheren Handhabung der Grundbücher. Mittlerweile sind nur noch acht Mitarbeiter im Barbyer Dienstgebäude beschäftigt. Eine davon ist Dagmar Schiffel, die bereits seit 1983 im Grundbucharchiv arbeitet. Sie hat nicht nur viele Akten in den Händen gehalten, sondern auch einen Teil der Geschichte des Schlosses miterlebt, zu der beispielsweise die Sanierung zählt, die seit 2006 innen und außen läuft. Derzeit muss das Haus 3 des Schlosses noch saniert werden.

Dagmar Schiffel ist prädestiniert dafür, am Informationstag Führungen durch das Haus zu leiten. Ab 10 Uhr werden Gäste erwartet. Für sie stehen auch Kaffee und Kuchen bereit – den Erlös des Kuchenbasars wollen die Mitarbeiter des Grundbucharchivs für Flüchtlinge spenden. Das Präventionsmobil des Landeskriminalamtes wird zudem über Eigentumssicherung, Diebstahlschutz und Einbruchsicherung informieren. Auch wenn sich die Justizangestellten auf möglichst viele Gäste freuen: „Unseren Informationstag kann man nicht als Tag der offenen Tür begreifen“, macht Geschäftsleiterin Karin Göricke deutlich. Denn das Barbyer Schloss gehört immer noch zum Amtsgericht und ist durch mehrere Mitarbeiter abgesichert. Besucher müssen sich deshalb auch darauf einstellen, am Einlass mitgebrachte Taschen und Beutel kontrollieren zu lassen. „Das ist das normale Prozedere bei uns“, sagt Karin Göricke.

Einblicke in möglichst viele Räume wollen die Mitarbeiter ihren Gästen dennoch geben. Diese sollen aber keine falschen Hoffnungen hegen. „Wir haben noch Stuckdecken in dem ein oder anderen Raum, aber insgesamt ist das Schloss heute ein funktionales Bürogebäude“, erklärt Karin Göricke. In den Lagerräumen sieht zunächst alles steril aus. Zwischen 15 000 laufenden Metern an Akten finden sich jedoch wahre Schätze, darunter alte Hypothekenbücher aus dem Jahre 1750.

Bei der Veranstaltung erklärt ein Rechtspfleger aber auch die Arbeit mit heutigen Grundbüchern, zudem wird eingehend über die Historie des Gebäudes informiert.

Informationstag im Grundbucharchiv Sachsen-Anhalts, Schloss Barby: Donnerstag, 12. November, ab 10 Uhr ganztägig