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Graffiti Frische Auftragskunst aus der Dose

Seit wenigen Tagen sind zwei graue Stellen in der Saalestadt wieder etwas bunter geworden.

Von Andreas Pinkert 05.11.2015, 00:01

Calbe l Einen Sprayer (englisch für Sprüher) verbinden viele Menschen hauptsächlich mit denjenigen Gestalten, die mit dunklen Kapuzen verdeckt durch die Nacht huschen, kurz ihre klappernden Dosen schütteln und hastig Schmiereien an Fassaden oder anderen Flächen hinterlassen. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite verkörpert Stefan Storch. Auch seine Jacke hat eine Kapuze, doch die hat er am hellichten Tag gar nicht auf. Zudem hat er nicht nur wenige sondern viele Sprühdosen verschiedener Farben bei sich liegen. Konzentriert sprüht der Calbenser Schicht um Schicht auf die Türen der Gasdruckregelstation am sogenannten „Linden- dreieck“, dort wo der Brumbyer Weg und die Bernburger Straße inmitten der S-Kurve auf die Landesstraße 65 münden. „Eine schöne Stelle, da hier viele Fahrzeuge vorbeifahren oder gegenüber beim Abbiegen auch halten müssen“, meint der Calbenser.

Nach und nach wird auf der anfangs kahlen Fläche eine immer wieder festgehaltene Ansicht der Saalestadt deutlich. Sie zeigt das Wehr mit der Häuserfront von „Klein Venedig“ samt Stephani-Kirche und Hexenturm. „Am Anfang steht immer ein Entwurf am Computer“, sagt der 36-Jährige, der mit dem Sprayer-Kollegen Mirko Fölsch (38) zusammenarbeitet. Mit besagtem Entwurf geht es zum Auftraggeber, stimmt dieser zu, geht es los.

Im gleichen Atemzug haben die beiden zwischen Karl-Marx-Straße und Kreisverkehr zwei weitere kahle Kästen verschönert. Darauf zu sehen sind Fußball-, Handball- und Kanusportler. Mit den Graffiti solle der großen Bedeutung des Sports in der Saalestadt Rechnung getragen werden, erklärt EMS-Sprecher Frank Sieweck. Sein Unternehmen habe für die Werke den Auftrag erteilt und bezahlt.

„Für die drei Objekte haben wir zu zweit ungefähr einen Tag benötigt“, erklärt Stefan Storch, der sich mit Graffiti bereits seit Beginn der 1990er Jahre beschäftigt. In seiner Heimatstadt gehen zahlreiche Graffiti auf sein Konto: Sei es ein Hausgiebel in der Magdeburger Straße oder eine Wandgestaltung in der Kleingartenanlage „Feierabend“. Mittlerweile wohnt der gebürtige Calbenser in Magdeburg und pendelt zu seinem hauptberuflichen Arbeitgeber Doppstadt. Auf dessen Gelände hat er die Außenwand der Lehrwerkstatt mit einem jugendlichen Graffiti verschönert.