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Wirtschaft Schweres Metall mit hoher Qualität

Stahlrohrtürme für Windkraftanlagen werden in den Betrieben der Schönebecker „tm Group“ hergestellt.

Von Julia Schneider 05.11.2015, 00:01

Schönebeck l „Ganz entscheidend sind letztlich die weichen Standortfaktoren“, sagt Thomas Mittrenga, Geschäftsführer der Schönebecker tm Group. Rund 400 Mitarbeiter gibt es in den selbstständig agierenden Unternehmen des Verbundes – an den Standorten Schönebeck und Dessau fertigen sie beispielsweise Stahlrohrtürme für Windkraftanlagen, Ausrüstungen für den Großanlagenbau und Sonderfahrgestelle. Thomas Mittrenga und die Geschäftsführer seiner einzelnen Unternehmen machen den Geschäftserfolg zu großen Teilen an den Mitarbeitern fest. Geht es ihnen gut, kann effizient gearbeitet werden. So gibt es jährliche Feiern, Begrüßungsgeld für Familiennachwuchs, Qualifizierungschancen. Auch in weniger guten Geschäftsjahren habe es in der Vergangenheit keine Kurzarbeit gegeben, das hätte die Angestellten sonst demotiviert. Stattdessen gibt es Stundenkonten, die aufgefüllt und bei schlechter Auftragslage ausgeglichen werden können. Die Entlohnung der Fachkräfte erfolgt ortsüblich und beinhaltet auch entsprechende Sonderzahlungen, die vom Unternehmensergebnis abhängen.

Dass sich Mitarbeiter aber nicht zwangsläufig nur an finanziellen Faktoren orientieren, merkt Thomas Mittrenga bereits bei der Auswahl von Auszubildenden. Derzeit hat die tm Group 37 Auszubildende in allen 3,5 Lehrjahren. 10 bis 12 kommen in jedem neuen Ausbildungsjahr dazu. In diesem Jahr waren es sieben junge Leute, die begonnen haben, in der tm Group zu arbeiten. „Wir hatten über 90 Bewerbungen“, erzählt Andreas Hallmann, einer der zwei hauptamtlichen Lehrausbilder des Unternehmensverbundes. 52 seien ausgewählt und zu einem Informationsgespräch eingeladen worden, in dem die Bewerber vor allem erfahren haben, was in der tm Group auf sie zukommt. Daraufhin entschieden sich 26 dafür, einen Eignungstest mitzumachen, 16 von ihnen wurden Verträge angeboten, 7 Bewerber haben diese schließlich angenommen. Ein Grund, aus dem sich junge Leute gegen eine Ausbildung in dem Unternehmen entscheiden, ist oft die Entfernung zwischen Wohnort, Arbeitsplatz und dem Berufsschulort.

Die schulische Ausbildung für die Lehrlinge der tm group, die zu Konstruktionsmechanikern, Industriemechanikern, Zerspanungsmechanikern, Verfahrensmechanikern für Beschichtungstechnik, Maschinen- und Anlagenführer, Mechatroniker und Energieelektroniker ausgebildet werden, erfolgt in Aschersleben. Weil etliche Auszubildende aber gerade im ersten Lehrjahr noch keinen Führerschein besitzen, wird es für sie schwierig, von A nach B zu kommen. „Das ist für uns ein Handicap“, sagt Thomas Mittrenga und bemängelt, dass keine Möglichkeit für eine zentrale schulische Ausbildung in Schönebeck besteht. Auch die Stadt hat sich dafür schon massiv eingesetzt – bisher leider ohne Erfolg, wie Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch bei einer Betriebsbesichtigung erklärt.

Für die Jugendlichen seien die weiten Entfernungen ein Hinderungskriterium. Wer seine Ausbildung allerdings bei der tm group beginnt, kann sich auf eine hohe Qualität einstellen. „Wir bilden ausschließlich für den Eigenbedarf aus“, sagt Thomas Mittrenga. Das Ausbildungsprogramm sei streng. „Aber dafür kann unseren Mitarbeitern keiner einer X für ein U vormachen“, weiß Ausbildungsleiter Andreas Hallmann. Denn die Lehrlinge würden zuerst alle Fertigkeiten lernen, egal, ob sie sie schlussendlich in ihrem Einsatzgebiet brauchen. Als gelernter Tischler sattelt beispielsweise Rick Salzmann bei der tm Group noch einmal komplett um. Er befindet sich im 3. Ausbildungsjahr zum Konstruktionsmechaniker. „Die Qualifizierungsmöglichkeiten sind hier einfach besser“, sagt der 23-Jährige über seinen neuen Beruf. Er zieht ein Maschinenbau-Studium in Erwägung. Wer die Facharbeiterprüfung besteht, bekommt bei der tm Group auch einen unbefristeten Vertrag angeboten, erklärt Thomas Mittrenga.

Hohe Qualität soll nicht nur die Ausbildung durchziehen, sondern ist das Credo des Schönebecker Unternehmens. So ist die Produktion auf eine flexible Einzelauftrags- und Kleinserienfertigung statt Massenanfertigung ausgerichtet. „Wenn jemand bei uns beispielsweise 1000 Stahltürme bestellen würde, könnten wir das nicht leisten. Dafür sind wir aber flexibel bei Projekten und können verschiedenste Varianten von Türmen anfertigen und auf Sonderwünsche unserer Kunden eingehen“, sagt Thomas Mittrenga. Bei einer Betriebsführung staunen seine Gäste.

Stahlbaukonstruktionen mit bis zu 80 Tonnen Gewicht sind in den Produktionshallen des ehemaligen Traktorenwerkes in Schönebeck zu sehen. Stahlrohrtürme für Windräder werden geschweißt, lackiert und baustellenfertig ausgerüstet. Um im globalen Wettbewerb möglichst flexibel reagieren zu können, hat Thomas Mittrenga die tm group über die Jahre in überschaubare, selbstständig operierende Unternehmen gegliedert. Dachgesellschaft der Firmengruppe ist die tm Verwaltungs GmbH. (Informationen siehe grüner Kasten)