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Calbe „Nehmen Sicherung zur Kenntnis“

Der Verschönerungsverein will neue Projekte in Angriff nehmen. Beim Schiffsanleger fühlen sich die Ehrenamtlichen von der Stadt ausgebremst.

Von Andreas Pinkert 09.11.2015, 02:08

Calbe l Die Stadtverwaltung will noch in diesem Jahr den nördlichen Abschnitt der neugestaltenen Zaunfelder in der Bernburger Straße mit Plexiglas versehen. Das teilte Bürgermeister Sven Hause bei der jüngsten Stadtratssitzung mit. Der Grund dafür sind die aus Sicht der Stadt zu großen Abstände der Zaunstreben.

Über dieses Vorhaben wurde bei der Vorstandssitzung des Verschönerungvereins in der vergangenen Woche im Hotel „Zur Altstadt“ energisch debattiert. Dabei wanderten am Abend aber nicht nur Skizzen der Plexiglas-Zaunfelder über die Tische, sondern auch von weiteren vorgesehenen Sicherungsmaßnahmen am Schiffsanleger. „Auch das Geländer unserer kleinen Lärchenbrücke soll laut Stadt mit Plexiglas versehen werden, damit niemand hindurch fällt“, sagte Vorstandsmitglied Dieter Tischmeyer. Damit nicht genug. Auch das Geländer direkt zur Saale wird auf diese Weise gesichert.

Mitstreiter Klaus Weila, der für sein jahrelanges Engagement 2013 den Wilhelm-Loewe-Preis der Stadt erhielt, zog die Augenbrauen nach oben und schüttelte leicht den Kopf. „Das kann doch nicht ernst gemeint sein“, sagte Weila. „Es ist für kleine Kinder doch viel gefährlicher auf die Fahrbahn der Bernburger Straße zu rennen.“

Viele Beispiele aus ganz Deutschland machten die Runde, die auch ohne derartige Sicherungsmaßnahmen auskommen. Zu sehen waren unter anderem Fotografien des Rosstrappefelsens im Harz. Stahlgeländer mit weit größeren Abständen als in Calbe schützen dort vor einem Sturz fast 200 Meter tief in die Bode. „Und dieser Weg wird weitaus häufiger frequentiert als das Saaleufer“, stellte Tischmeyer fest. Ebenso wurden die Landungsbrücken in Hamburg aufgeführt, wo kein Geländer auf leicht schwankenden Pontons die Touristen vor einem Sturz in die Elbe bewahren. Die Vereinsmitglieder fürchten eine optische Abwertung ihres Vorzeigeprojekts, da das Plexiglas mit der Zeit abstumpft und Kratzer bekommen wird. Finanziert werde das Nachbessern aus zweckgebundenen Sponsorenmitteln eines Energieversorgers. Dieser stellt für den Verschönerungsverein jährlich 4000 Euro zur Verfügung. Vereinsvorsitzender Rudolf Conrad blieb bei seiner Einstellung und machte erneut klar, dass alle vorgesehenen Sicherungsmaßnahmen am städtischen Eigentum auch im Verantwortungsbereich der Stadt liegen. „Wir haken das Ding jetzt einfach ab und lassen die Stadt schalten und walten“, meinte Conrad. „Wir nehmen die Sicherung zur Kenntnis“. Dann müsse jedoch auch geklärt werden, wie es nach Ablauf des dreijährigen Kooperationsvertrages zur Pflege des Anlegers durch die Ehrenamtlichen – wie zuletzt geschehen am vergangenen Sonnabend – weitergeht. Denn es werde dadurch immer schwieriger, regelmäßig Freiwillige für diese Pflegearbeiten zu finden.

Dass es für den Verschönerungsverein in der Saalestadt weitergehen soll, daran ließ der Vorstand an diesem Abend allerdings keinen Zweifel. „Gern würden wir den Fußweg entlang der neuen Zaunfelder noch neu pflastern und damit das Gesamtprojekt fertigstellen“, sagte Conrad. Das entsprechende Kleinpflaster und Platten lägen schon bereit. „Hier stockt es auch“, bemerkte Klaus Weila. Zuvor müssten in Zusammenarbeit mit dem Abwasserweckverband „Saalemündung“ Regeneinläufe an der Straße erneuert werden. „Es müsste geklärt werden, ob wir abgesehen von diesem Bereich schon in Vorleistung gehen könnten.“

Vorstandsmitglied Frank Wilhelm erklärte sich bereit, mit verantwortlichen Vertretern des Abwasserzweckverbandes und dem Bürgermeister in Verbindung zu treten. Eine weitere Stelle, an der sich bislang ebenfalls noch nichts bewege, sei der Teich am Verschönerungsweg, der auf eine Entschlammung wartet. „Wir fassen dort nichts an, bis nicht sämtliche Genehmigungen schwarz auf weiß vorliegen“, sagte Conrad. „Nicht dass dort auch noch ein Plexiglasgeländer angebracht werden muss“, munkelte es leise in der Runde.