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Eierfahrt Schönebecker holen sich einen Schock

„Eierfahrt am Neujahrsmorgen“. Dieses Rennen der Wassersportler aus Schönebeck und Barby um einen Schock Eier fand wieder statt.

Von Thomas Linßner 04.01.2016, 16:48

Glinde l Kaum war der letzte Silvesterböller gekracht, radelten die Männer zum Barbyer Bootshaus an der Fähre und das Bootshaus Schönebeck, wo Zehnerkanadier, Kajaks und Ruderboote Wasser gelassen wurden. Nachdem gegen 10.15 Uhr zuerst die Kanuten des Schönebecker Sportclubs Glinde erreichten, trafen etwa 15 Minuten später auch die Kanuten aus Barby und fast zeitgleich die Schönebecker Ruderer ein.

Wie gewohnt kehrte man gemeinsam in Glindes Saison-Wirthaus „Goldener Anker“ ein, wo Wirt Henrik Fabian sie bereits mit den ausgelobten Eiern erwartete. Nach dem gemütlichen Beisammensein machten sich die Schönebecker Wassersportler dann mit ihren Booten elbabwärts auf den Weg nach Hause, während die Barbyer von Vereinskameraden mit dem Kleinbus abgeholt wurden.

Nun werden jüngere Leser vielleicht fragen, warum man die vom Huhn gelegten Nahrungsmittel als „Schock“ bezeichnet? Schock ist eine alte Mengenangabe. Sie errechnet sich aus fünf Dutzend, eben 60 Stück.

Die Glinder Eierfahrten wurden von Henrik Fabians Urgroßvater Otto Fritze nach dem Ersten Weltkrieg ins Leben gerufen. Auch er war Wirt des „Ankers“. Damals schuf die Eierprämie in ihrer Eigenschaft als Lebensmittel zusätzlich einen besonderen Anreiz. Weil man sich in Glinde mit der Lichtmess auf den nahenden Frühling freute, stellte das Ei, als Fruchtbarkeitssymbol, eine gute Ergänzung dar. Otto Fritzes Eierfahrt wurde sehr populär.

Wie Enkel Henrik berichtet, kamen damals sogar Paddler aus Magdeburg, Schönebeck und Breitenhagen. Besonders die beiden Ersteren mussten Muskeln machen, da sie ja stromaufwärts fuhren. Es wird davon berichtet, dass in einem Jahr ein paar superehrgeizige Kanuten sogar nachts um 3 Uhr klingelten …

Heute gilt die Regel: Den Schock Eier bekommt der, der im neuen Jahr als erster in Glinde anlegt.