1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Kann Unternehmen die Kita retten?

Ranieser Einrichtung Kann Unternehmen die Kita retten?

Wie es mit der Ranieser Kindertagesstätte weitergehen soll, ist weiterhin offen. Kann ein Unternehmer die Einrichtung noch retten?

Von Julia Schneider 15.01.2016, 00:01

Schönebeck l Mehrheitlich, nämlich mit fünf Ja-Stimmen zu einer Nein-Stimme und einer Enthaltung, hat sich der Sozialausschuss der Stadt Schönebeck am Mittwoch dafür ausgesprochen, dem Stadtrat die Schließung der Ranieser Kindertagesstätte zu empfehlen. Geändert hat sich an der Situation der Kita „Knud Sonnenschein“ in den vergangenen Wochen nicht viel, wie Erdmute Köppe, Sachgebietsleiterin Kinder, Jugend und Senioren der Stadt Schönebeck, noch einmal hervorhob. Zwar sei genau an dem Tag, an dem der Sozialausschuss tagte, ein Kind für den Hort der Einrichtung angemeldet worden. An der Unterbelegung der Kita ändere das trotzdem nichts, erläuterte Erdmute Köppe. Dass ein Krippenplatz in Ranies derzeit das Zweieinhalbfache als ein anderer Krippenplatz in der Stadt kostet, erläuterte auch Marion Stellfeld, Sachgebietsleiterin Kita im Fachdienst Jugend und Familie des Salzlandkreises. Die Fachfrau war zu der Gremiensitzung gekommen, um den Ausschussmitgliedern noch einmal zu erläutern, wie die Situation der Ranieser Kindertagesstätte aus Sicht des Kreises bewertet wird.

Rein rechtlich liege es ihr zufolge allein bei den Kommunen, ob ein Kindergarten offen gelassen wird oder nicht. Der Landkreis empfiehlt jedoch für Einrichtungen wie „Knud Sonnenschein“ in Ranies, regelmäßig die Wirtschaftlichkeit zu überprüfen. Aus Sicht von Marion Stellfeld sei es im Falle der betreffenden Kita vernünftig, die Einrichtung zu schließen. Die Kosten seien enorm, bei einer Schließung gibt es aber andere Kindergartenplätze in zumutbarer Entfernung zu Ranies – also in Pretzien und Plötzky.

Zwar hatten die Mitglieder des Ausschusses bei einer Sondersitzung das Elternkuratorium der Ranieser Kita darum gebeten, eine Liste mit Neuanmeldungen beziehungsweise Absichtserklärungen von Eltern einzureichen, die ihre Kinder bei Nicht-Schließen der Einrichtung dort anmelden würden. Eine solche Liste lag aber bis Mittwoch nicht vor. Allerdings hatten die Eltern sich die Mühe gemacht und einen zehn Seiten langen Brief an die Gremienmitglieder verfasst. Darin zeigten sie erneut auf, welche Bedeutung die Kindertagesstätte für sie und letztlich für den gesamten Ort hat und schilderten sämtliche Bemühungen, die sie gegen die Schließung angestrengt haben.

So könne man sich eine vermehrt musikalische Ausrichtung des Kindergartens vorstellen. Angedacht sei zudem, die Räume des Gebäudes nicht nur für Kinder, sondern auch für Senioren zu nutzen. Das allerdings sei nicht umzusetzen, erklärte Marion Stellfeld vom Landkreis. Eine Kita müsse stets eine in sich geschlossene Einheit bilden, sonst wäre die Betriebserlaubnis in Gefahr.

Ein Gerücht, dass Kita-Leiterin Helga Maser und der Ranieser Ortsbürgermeister Rüdiger Kunze einen sogenannten Europäischen Kindergarten oder Europa-Kindergarten aus der Einrichtung machen wollen, bestätigte sich auf Volksstimme-Nachfrage nicht. Weder Helga Maser noch Rüdiger Kunze konnten damit etwas anfangen. Hoffnung schöpft der Ortsbürgermeister indes aus einem Treffen mit Hans-Jürgen Schwarz, Geschäftsführer des Schönebecker Unternehmens „Ambulanz Mobile“. So würden laut Rüdiger Kunze Mitarbeiter der Firma, die weiter weg wohnen, des Öfteren verkürzt arbeiten, weil sie ihre Kinder zeitig aus entsprechenden Einrichtungen abholen müssen. Das Unternehmen hat deshalb bereits ernsthaft über die Einrichtung eines Betriebskindergartens nachgedacht. Der Ortsbürgermeister wandte sich deshalb mit der Kita-Leitung an die Firma, um auf die Ranieser Einrichtung aufmerksam zu machen.

„Herr Schwarz zeigte sich nicht abgeneigt. Derzeit befragt er intensiv seine Mitarbeiter, ob sie ihre Kinder zu uns bringen würden“, so Rüdiger Kunze. Würden genug Kinder zusammen kommen, wolle das Unternehmen angeblich ein oder zwei Autos zur Verfügung stellen, die die Kinder morgens von der Firma aus zur Kita bringen und nachmittags abholen. Zudem würden den Mitarbeitern anteilig die Kita-Gebühren bezahlt werden.

Wenn diese Lösung wirklich in Betracht komme, könne sich auch Oberbürgermeister Bert Knoblauch vorstellen, dass Betreuungsverträge mit den Gemeinden abgeschlossen werden, in denen die betreffenden Kinder wohnen. An diese müssten die Beiträge nämlich letztlich gezahlt werden – deshalb seien Verträge nötig, die die Zahlungen nach Schönebeck brächten. Hans-Jürgen Schwarz, der mit seiner Idee die letzte Rettung für die Ranieser Kita sein könnte, war am gestrigen Donnerstag für die Volksstimme nicht zu erreichen.