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Bauern im Salzland Landwirte kämpfen mit Bürokratie

Vielfältig gestalten sich die Probleme, mit denen sich die Landwirte im Salzlandkreis auseinandersetzen müssen.

Von Harald Lütkemeier 20.01.2016, 16:53

Schönebeck/Staßfurt l Zufrieden ist Steffen Gerber von der Agrargenossenschaft Calbe mit den Ernteergebnissen bei den Gewürzpflanzen. Sorgen haben ihm wiederum zum Ende des vergangenen Jahres rund 700 Tonnen Bio-Zwiebeln bereitet, für die sich aufgrund ihrer minderen Qualität schwer Abnehmer finden. Ganz andere Sorgen plagen Jochen Strötker, ein junger Landwirt aus Calbe-Trabitz. Er kämpft mit seinen neu gebauten Schweineställen um die Zertifizierung und Anerkennung einer nachhaltige Fleischerzeugung in der „Initiative Tierwohl“.

Diese zwei Beispiele zeigen, dass die Probleme, denen sich Landwirte stellen müssen, vielfältig sind. Ein Grund mehr, dass die Mitglieder des Bauernverbandes Salzland regelmäßig Veranstaltungen für ihre Mitglieder organisieren. Zuletzt sind sie zu ihrer Jahresabschlussveranstaltung im „Acamed Resort“ in Neugattersleben zusammengekommen. Hierbei geht es unter anderem um den Austausch der Mitglieder untereinander, aber auch im Dialog mit ihren Interessenvertretern.

Weiterqualifizierung für den geodatenbasierten Agrarantrag

Besonders emotional wurde von den Landwirten über innovative Lösungsmöglichkeiten zur Erhaltung vorhandener Meliorationsanlagen (unter Melioration versteht man Maßnahmen zur Werterhöhung des Bodens) beziehungsweise Durchführung meliorativer Maßnahmen beraten. Möglich sei das auch über Boden- und Wasserverbände. So wird in der Runde gesagt, dass seit 25 Jahren kaum Pflege und Wartungsmaßnahmen durchgeführt worden, oberflächige Vernässungen und bis zu 30 bis 40 Prozent Ertragsausfälle auf einigen Feldschlägen seien die Folgen. Aufgrund häufig fehlender Kartengrundlagen, Zeitzeugen und der veränderten Flächen- und Eigentümerbewirtschaftung wird der Handlungsbedarf in den folgenden Jahren größer.

Ein weiteres, nicht minder rege diskutiertes Thema in dieser Runde ist die Einführung eines geodatenbasierten Agrarantrages ab diesem Jahr im Land Sachsen-Anhalt (Geo-Beihilfeantrag). Kreisverbandsvorsitzender Matthias Saudhof erläuterte seinen Verbandskollegen diesen recht komplizierten Antrag, dessen Anwendung die EU für den Erhalt der Förderbeihilfe von jedem Landwirt bis zum 15. Mai fordert. Die Einführung dieses geografischen Beihilfeantragsformulars soll der Fehlervermeidung seitens des Begünstigten beim Erklären der landwirtschaftlichen Parzellen sowie der Effizienzerhöhung bei der verwaltungstechnischen Überprüfung dienen. Für die geodatenbasierte Antragstellung an die Ämter für Landwirtschaft und Flurneuordnung bedarf es eines geografischen Flächenabgleichs durch die Landwirte mittels hochauflösender Orthobilder, GPS-Messungen und Parzellen-Geometrien, nicht zuletzt der nachbarschaftlichen Abstimmung der Antragsteller.

Dirk Schumacher (Agrar Baalberge) und Dagmar Ernst (Gerlebogker Landwirte e.G.) verwiesen besonders auf die erforderliche Referenzpflege und die Gefahr des Flächenverlustes nach jeder Aktualisierung. Am 13. Januar wurde durch den Bauernverband eine entsprechende Qualifizierungsveranstaltung für die Antragsteller mit den Beratern durchgeführt.

Im weiteren Programm der Jahresabschlussveranstaltung folgten eine Tischumfrage zur aktuellen Situation in den Betrieben. Hier sprachen die Landwirte eine Vielzahl von Problemen in ihren Betrieben an und diskutierten über Lösungen.

Sinkende Preise für Milch und Schweinefleisch bereiten große Sorgen. Mit der termingerechten Herbstbestellung und der derzeitigen Bestandskultur der Herbstkulturen sind die Landwirte sehr zufrieden.

Bauernverband-Geschäftsführerin Susanne Brandt konnte auf eine sehr gute Beteiligung an den vom Verband organisierten Weiterbildungen für den Sachkundenachweis für Pflanzenschutz verweisen. Der Bedarf ist immer noch groß.

Saudhof und Brandt berichteten über ein wachsendes Interesse der jungen Menschen an den „Grünen Berufen“ und würdigten das permanente Bemühen der Betriebe um die qualifizierte Nachwuchsgewinnung in der Landwirtschaft im Salzlandkreis. Auch die konstruktiven Gespräche des Bauernverbandes mit Landrat Markus Bauer regen viele gemeinsame Initiativen zur Regional- und Direktvermarktung im Salzlandkreis an. Der Verkauf der „Salzlandkiste“ (bisher über 850 Stück) als Geschenkbox ist ein Erfolg für die Außenwerbung des Salzlandkreises.