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Feuerwehr Druck auf Kameraden wächst stetig

Gut ausgebildet und engagiert sind die Kameraden der Schönebecker Ortsteilfeuerwehr Tischlerstraße.

Von Julia Schneider 07.02.2016, 18:51

Schönebeck l Im Jahresdurchschnitt gesehen kamen sechs bis zehn Kameraden zu jedem Einsatz der Schönebecker Ortsteilfeuerwehr Tischlerstraße. „Ich habe mir Gedanken gemacht, woran das liegt. Sind unsere Kameraden nicht motiviert genug, gibt es zu wenig Unterstützung von der Stadtverwaltung?“, stellte Dirk Dietzmann am Freitagabend bei der Jahreshauptversammlung seiner Wehr in den Raum. Die Antwort gab der Wehrleiter selbst: Nichts dergleichen treffe zu. Vielmehr die gesellschaftliche Situation halte die arbeitenden aktiven Kameraden oft davon ab, bei Einsätzen mitzuwirken.

Arbeitgeber hätten heute oft kein Verständnis mehr für die ehrenamtliche Tätigkeit der Feuerwehrleute, zudem verlangen die Arbeitsstellen den Mitgliedern immer mehr ab. „Wenn nachts die Sirene geht und ein Kamerad weiß, dass er in drei Stunden schon wieder zur Arbeit fahren muss, dann kommt er nicht zum Einsatz. Das ist so“, erläuterte Dirk Dietzmann.

Dabei hatten die Kameraden von der Tischlerstraße im vergangenen Jahr alle Hände voll zu tun. 169 Einsätze verzeichneten sie – „51 mehr als 2014“, wie der Wehrleiter sagte – darunter 78 Brände, 89 technische Hilfeleistungen und zwei überörtliche Hilfestellungen. Häuserbrände, Kellerbrände, Brände von Mülltonnen, Gartenlauben und Autos gehörten dabei genauso ins Aufgabenspektrum der Kameraden wie Türöffnungen, Hilfestellung bei Unfällen, das Auspumpen von Kellern, Beseitigen von Ölspuren und Sturmschäden und mehr. Insgesamt betrug die Einsatzzeit 1765 Stunden, hinzu kamen 48 Dienstabende sowie Übungen und Ausbildungen – zumeist an den Wochenenden.

„Es ist eure Freizeit, die ihr uns zum Wohle opfert und die letztendlich für eure Familien fehlt“, sagte Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch anerkennend in Richtung der Feuerwehrleute. Unterstützung werde die Stadt weiterhin allen Wehren geben, fachlich gesehen sei diese nun erneut mit Uwe Tandler gesichert, der neue Stadtwehrleiter muss noch vom Stadtrat ernannt werden. Tandler selbst kam noch einmal auf das Problem der Einsatzstärke zu sprechen. „Die Arbeitgeber einzubeziehen macht wenig Sinn. Wir können das Problem nur lösen, indem die Wehren eng zusammenarbeiten“, erklärte er.

Mit 51 aktiven Einsatzkräften (davon neun Frauen) sei die Ortsteilfeuerwehr Tischlerstraße im Kreis aber schon gut aufgestellt, erklärte Martina Lorenz, die als Vertreterin des Fachdienstes Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst vom Salzlandkreis anwesend war. Hinter Bernburg mit 58 Einsatzkräften und Calbe mit 53 sei Schönebeck damit an dritter Stelle.

Lob hatte es im vergangenen Jahr, so erzählte Wehrleiter Dirk Dietzmann, von einem Brandopfer gegeben. Der Besitzer eines Hauses an der Tischlerstraße hatte sich ein paar Wochen nachdem sein Heim lichterloh gebrannt hatte, bei den Feuerwehrleuten bedankt. Nicht nur von der strukturierten und organisierten Arbeit der Kameraden war er beeindruckt – er hob auch hervor, dass der durch die Löscharbeiten verursachte Wasserschaden gegenüber dem Brandschaden sehr gering ausfiel. Zwei Gutachter hätten ihm getrennt voneinander bescheinigt, dass das nicht üblich sei.

„Daran erkennt man unsere kontinuierliche Aus-und Fortbildung“, so sagte Dirk Dietzmann mit Stolz in der Stimme. 21 Kameraden hätten im vergangenen Jahr an Aus- und Fortbildungen auf Standort-, Landkreis- und Landesebene teilgenommen, darunter waren Ausbildungen zum Atemschutzgerätewart, Maschinisten und Motorkettensägeführer.