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Soziallotsen Damit Engagement nicht an Grenzen gerät

Den Flüchtlingen den Start in ihr neues Leben erleichtern: Dieser Aufgabe stellen sich aktuell 44 Soziallotsen im Salzlandkreis.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 10.02.2016, 17:21

Schönebeck/Staßfurt l „Die Soziallotsen und ihr Engagement sind ein großer Schatz für den Salzlandkreis“, sagt Mamad Mohamad, Geschäftsführer des Landesnetzwerkes Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (Lamsa). Dieses Netzwerk begleitet seit Anfang an den Salzlandkreis bei der Umsetzung des Betreuungskonzeptes. Wesentlicher Bestandteil dieses Papiers sind die Soziallotsen. Sie unterstützen die im Salzlandkreis untergebrachten Flüchtlinge ehrenamtlich bei Behördengängen, beim Vereinbaren eines Arzttermines, beim Anmelden in der Schule oder zum Sprachkurs. Die Liste könnte unendlich lang weitergeführt werden. Das zeigt einerseits das vielfältige Engagement der inzwischen 44 Soziallotsen. Das macht andererseits deutlich, dass die Ehrenamtlichen vor einer Vielzahl von Herausforderungen stehen. „Damit die Frauen und Männer gut auf ihren Einsatz als Soziallotsen vorbereitet sind, bieten wir verschiedene Weiterbildungen an“, sagt Mamad Mohamad.

Bei diesen Treffen gehe es um zwei Aspekte: Die Wissensvermittlung und den Austausch der Lotsen untereinander. So fragt eine Soziallotsin aus dem Bereich Bernburg nach dem Vorgehen bei Analphabeten. „An den Kreisvolkshochschulen werden nicht nur Sprachkurse, sondern auch Analphabetenkurse geboten“, sagt dazu Ines Golenia, Fachdienstleiterin des Amtes für Ausländer- und Asylrecht des Landkreises.

Aus der Gemeinde Bördeland wird in der großen Runde die Frage nach Dolmetschern laut. Hier verneint Ines Golenia. Das sei nicht machbar. Dafür kann an dieser Stelle der Lamsa-Geschäftsführer eingreifen, der die Weiterbildung moderiert. So gebe es ein neues Projekt, bei dem Sprachmittler ehrenamtlich zur Verfügung stehen. Diese Sprachmittler können angerufen werden und somit beispielsweise per Konferenzschaltung in einem Arztgespräch übersetzen.

Mamad Mohamad spricht hierbei mit Absicht nicht von Dolmetschern. Denn die Sprachmittler agieren ehrenamtlich. Diese Hotline, die von der Lamsa gestartet wird, soll für ganz Sachsen-Anhalt gelten - und damit auch eine Hilfe für die Soziallotsen im Salzlandkreis sein. Unterstützung, die nötig ist. Denn: „Die Leute haben viel Energie und wollen helfen, aber trotzdem gerät ein Soziallotse irgendwann an seine Grenzen“, führt der Geschäftsführer der Lamsa aus.

Deshalb ist aus seiner Sicht die Betreuung der Soziallotsen wichtig. „Manch einer traut sich nicht mehr, sein Handy auszumachen, weil er Angst hat, einen Anruf eines Flüchtlings zu verpassen“, berichtet er vom Enthusiasmus der Ehrenamtlichen. Man müsse jedoch aufpassen, dass die Einzelnen am Ende nicht überlastet werden. Für schnelle Absprachen unabhängig von den Weiterbildungsterminen sollen deshalb 2016 Nicole Markus von der Freiwilligenagentur und Alexander Dexbach von der Lamsa den Soziallotsen im Salzlandkreis zur Verfügung stehen. „Wir haben 2015 gemerkt, dass die Ehrenamtlichen auch gern einen unabhängigen Dritten sprechen wollen“, begründet Mamad Mohamad die Ausweitung des Projektangebotes.

Am Ende bleibt die Frage, die wohl jeder für sich klären muss: Wie weit geht das eigene Engagement? So fragt der Staßfurter Soziallotse Karl-Heinz Klix: „Wenn die Asylbewerber ihren Aufenthaltsstatus erhalten, wer kümmert sich dann um sie?“ Mit dem Statuswechsel, so Ines Golenia vom Fachamt, folge der Rechtskreiswechsel. Das heißt, die vormals Flüchtlinge gehören dann nicht mehr in den Zuständigkeitsbereich der Landkreisverwaltung, sondern des Jobcenters. „Doch wir als Kreis wollen nicht vorschreiben, an welcher Stelle das Engagement aufhören soll“, sagt sie weiter. Schließlich würden auch persönliche Bindungen zwischen den Soziallotsen und den Flüchtlingen entstehen.