1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Vom Suchen und Finden der Dinge

Fundbüro Vom Suchen und Finden der Dinge

Wohnungs- und Autoschlüssel, Fahrräder und Fundsachen aus dem Schönebecker Solequell lagern im Fundbüro in Schönebeck.

Von Julia Schneider 22.02.2016, 17:17

Schönebeck l „Dass Sie den Schlüssel so einzeln in Ihrer Hosentasche haben, ist nicht gut. Bringen Sie lieber einen Anhänger an“, empfiehlt Sigrid Nietz einer Bürgerin, die bei ihr im Fundbüro auftaucht. Die Dame musste sich einen neuen Hausschlüssel anfertigen lassen, denn ihren hat sie verloren. Um den alten Schlüssel vielleicht doch noch zu finden, steht sie nun im Büro von Sigrid Nietz und Bianka Gensecke, die das Fundbüro der Stadt im Verwaltungsgebäude an der Grabenstraße betreuen.

Wie schnell so ein Schlüssel verloren gehen kann, damit kennen sich die Damen im Fundbüro bestens aus. An ihrem Schlüsselbrett hängen die Fundstücke ordentlich nach den Monaten sortiert, in denen sie im Fundbüro angekommen sind.

Dicke Schlüsselbunde mit Plüschtieren findet man dort, aber auch einzelne Autoschlüssel. Vermisst man so etwas nicht, wenn man es verliert? „Eigentlich müsste man das denken. Aber viele Fundsachen werden niemals abgeholt“, sagt Sigrid Nietz. Ein halbes Jahr lang müssen sie und ihre Kollegin alle Fundsachen aufheben. Aus Kulanz den Besitzern gegenüber machen sie das beispielsweise bei Schlüsseln aber länger. So hängen noch welche aus dem vergangenen Jahr am Schlüsselbrett. Die Bürgerin, die ihren Schlüssel verloren hat, wird im Fundbüro der Stadt nicht fündig. Dafür können die Verwaltungsmitarbeiterinnen Lothar Schaarschmidt glücklich machen, der ein Etui für Visitenkarten verloren hatte. Das wurde im Fundbüro abgegeben. Weil eine Arztkarte darin lag, telefonierte Sigrid Nietz und fand den Besitzer.

Denn auch das gehört zu den Aufgaben der Damen aus dem Fundbüro: Recherchieren ist manchmal das einzige, das hilft. Erinnern kann sich Sigrid Nietz in dem Zusammenhang an eine Sonnenbrille aus dem „Solequell“. Nachdem die Mitarbeiter der Einrichtung ihre eigenen Fundsachen – meist sind es Modeschmuck-Teile – nämlich vier Wochen aufgehoben haben, übergeben sie sie dem Fundbüro. „Das war eine gute Brille, die musste jemand vermissen“, sagt Sigrid Nietz.

So kontaktierte sie den Optiker, der auf dem Brillenetui stand. Dieser wiederum gab die Nummer vom Brillengestell in sein persönliches Archiv ein und fand den Besitzer, der von weiter her kam und schließlich nach langem Hin und Her die Brille in Schönebeck abholen konnte.

Solche Erfolgsgeschichten sind allerdings – an dem Aufkommen von Fundsachen gemessen – selten. Meist bleiben Schlüssel liegen und müssen am Ende von einem Schönebecker Sicherheitsunternehmen professionell vernichtet werden.

Auch Fahrräder werden oft nicht aus dem Fundbüro abgeholt. Wie gelangen sie überhaupt dorthin? „Wir arbeiten eng mit der Polizei zusammen“, berichtet Sigrid Nietz und erläutert, dass die Beamten schon einmal ein Fundfahrrad bei ihr vorbeibringen würden oder andersherum zuerst im Fundbüro anfragen, wenn jemand den Verlust seines Rades bei der Polizei anzeigt. Auch Sigrid Nietz selbst holt Fundräder ab, die Einwohner telefonisch melden.

Wenn hingegen ein Bürger ein Fahrrad im Fundbüro abgibt, hat er die Möglichkeit, das Rad nach einer gewissen Zeit gegen eine Verwaltungsgebühr zu erhalten. Meldet sich der Besitzer, der im Übrigen mithilfe von Fotos oder auch durch eine Rahmennummer nachweisen muss dass ein Fahrrad rechtmäßig ihm gehört, nämlich nicht innerhalb von sechs Monaten, kann das Rad an den Finder übergehen. Dazu muss eine Willensbekundung abgegeben werden. Räder, die weder vom Besitzer abgeholt werden noch vom Finder behalten werden wollen, werden nach einem Jahr verkauft.

So verkauft das Fundbüro auch am Dienstag, 1. März, zwischen 16 und 17 Uhr im Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes Breiteweg 18 wieder Fundfahrräder.

Es handelt sich um 13 Fahrräder - Damenfahrräder, MTB sowie Trekkingfahrräder. Ein Teil der Fahrräder ist reparaturbedürftig, eine Garantie für die Funktionalität der Fundfahrräder wird nicht gegeben. Der Erwerb für Fundsachen wird durch einen Kaufvertrag dokumentiert, es hat eine Barzahlung zu erfolgen.