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Software Technik hilft, Lernen zu vereinfachen

„IT macht Schule“ heißt ein Projekt, das im Salzlandkreis seit knapp drei Jahren läuft.

Von Ulrich Meinhard 25.02.2016, 17:45

Schönebeck l Wer anfängt mit dem Rechnen, benutzt die Finger. Wem die nicht reichen, greift auf einen Abakus zurück, also ein mit Holzperlen bestücktes Rechenbrett (wer kennt das noch?). Die Generation 50 plus hatte Rechenschieber zur Verfügung, deren Gebrauch im Mathematikunterricht erlernt werden musste. In den 1970er Jahren kamen Taschenrechner auf, die anfangs verboten waren. Und heute? Heute gibt es CAS. Die Buchstaben stehen für Computer Algebra System. Gemeint ist eine Lernsoftware. Als Werkzeug ein Quantensprung. Mit ihr lassen sich mathematische und geometrische Aufgaben auf eine Weise darstellen, die viel nachvollziehbarer ist als mit Taschenrechner oder dem öden Rechenschieber.

In allen Bundesländern ist diese Software gang und gäbe an den Schulen. Entweder wird sie empfohlen oder sogar vorgeschrieben - und das auch in den Prüfungen. In Sachsen-Anhalt ist sie bei Prüfungen aber verboten. Mit dem Status quo erklärten sich bereits vor über drei Jahren einige Leute als nicht einverstanden. Zu ihnen gehört der Landtagsabgeordnete Gunnar Schellenberger (CDU). Bezogen auf den Salzlandkreis strengten er und weitere Mitstreiter ein Pilotprojekt an, Motto: „IT macht Schule“. Gestern ist im Schönebecker Stadtwerkehaus der Stand der Dinge besprochen worden. Kein ganz und gar beliebiger Termin, das unterstreicht die Anwesenheit von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Landrat Markus Bauer (SPD).

„Wir müssen neben dem Lesen, Rechnen und Schreiben eine vierte Kulturtechnik einführen: die Medienkompetenz“, sagt Haseloff. Sprich: der (erlernte) Umgang mit dem Wust an Informationen, die über das Internet tagtäglich auf die Netz-Nutzer einströmen und selbstverständlich auch der Umgang mit der sich stetig weiter entwickelnden Technik. Der Regierungschef spricht diesbezüglich von einem „Paradigmenwechsel“, also dem Wandel von Rahmenbedingungen. Haseloff mit Blick auf die Landtagswahl am 13. März: „Eine neue Landesregierung wird neue Wege gehen müssen.“

Ein solcher Weg sollte etwa die Zulassung der Lernsoftware auch bei Abiturprüfungen sein, was neben Schellenberger auch Dirk Ritschel von der Texas Instrument Deutschland GmbH mit Sitz in Freising (Bayern) für angeraten hält. Diese Möglichkeit hat das Land Thüringen sogar als verpflichtend eingeführt.

Dem Argument, mit der Lernsoftware werde den Schülern die eigene Denkleistung abgenommen, widerspricht Michael Köhler vom Dr.-Frank-Gymnasium Staßfurt. Ein Lösungsweg müsse auch mit der Software erst erstellt werden, bevor er visuell angezeigt werden kann, klärt Köhler auf. Die Software, merkt er an - und hier könnte sie wohl für alle Lehrer interessant werden - könne auch helfen, Klassenarbeiten zu korrigieren. Schnell.

„Sinnvoll eingesetzt, kann sie das Denken vertiefen“, ist Ritschel überzeugt. Und im Ergebnis dessen habe die Technologie „durchaus Chancen, für gute Ergebnisse bei den Schülern zu sorgen“. Grundsätzlich aber sollte im Unterricht und bei Prüfungen der hilfsmittelfreie Teil neben der Computeralgebra stehen.

Vor allem den Schülern dürfte Tony Loeser von der Hallenser TV-Produktionsfirma MotionWorks aus den Herzen sprechen, wenn er sagt: „Das Spielen getrennt vom didaktischen Unterricht zu sehen, wie es in Deutschland der Fall ist, ist ein schwerer Fehler.“ Anders ausgedrückt: Beim Spielen halten Kinder stundenlang durch, im Unterricht oft nicht einmal 20 Minuten. Was also liege da näher, als das spielerische Element in den Unterricht einzubauen? Etwa mit der Lernsoftware.

Dirk Bartens vom Bildungswerk der Wirtschaft Sachsen-Anhalt schlägt vor, den Umgang mit Medien als eigenes Schulfach einzuführen. Er mahnt auch die landesweite Versorgung mit Breitband an, um Internet leistungsfähiger zu machen.

Der nächste Schritt bei der Digitalisierung der Schulen: Texas Instrument stellt für zwei Jahre allen Schulen in Trägerschaft des Salzlandkreises (wo noch nicht geschehen) Software für Schüler und Lehrer und für einen PC-Raum in der Schule kostenfrei zur Verfügung. Haseloffs Kommentar: „Ich begrüße ausdrücklich die Initiative des Salzlandkreises, der hier nach vorn marschiert.“