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Beratungsstelle Individuelle Hilfe für Eltern

In einer Beratungsstelle in Schönebeck finden Familien Unterstützung. Gemeinsam werden Lösungen für das Zusammenleben gefunden.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 10.03.2016, 00:01

Schönebeck l „Seien Sie bestimmt und konsequent.“ Mit diesen Worten ist ein kleines Trainingsprogramm überschrieben, das die Mitarbeiter der Erziehungs-, Familien- und Lebensberatung bei der Gemeinnützigen Paritätischen Netzwerke GmbH (Pin) in Schönebeck für ihre „Kunden“ vorhalten. Was darin steht, klingt logisch - ist aber in der Umsetzung nicht immer so leicht. Mit dem Zettel allein ist es eben auch nicht getan. Das Team um Holger Kuhne mit Simone Gaßler, Mandy Friebe, Stefanie Hüls und Katja Lammel bietet rund um diese Erinnerungsstütze in Papierformat noch Einiges mehr. Im Grunde geht es um die Unterstützung von allen Mitgliedern einer Familie.

Dazu gehören Hilferufe von Eltern wie „Mein Kind hört nicht“. Trotzphasen oder Wutanfälle können die Erziehungsberechtigten genauso irritieren. Wie geht man damit um? Pauschal gibt es keine Lösung, da sind sich Simone Gaßler und Mandy Friebe einig. Sie übernehmen zum Großteil die Beratung in diesem Bereich. „Wir müssen zuerst abklären, ob das Verhalten entwicklungspsychologisch normal ist“, sagt Simone Gaßler. Was ist normal und was ist verhaltensauffällig?

Sollten tatsächlich psychologische Störungen bei dem Kind festgestellt werden, verweisen die Beraterinnen zu anderen Stellen wie Psychologen und Therapeuten. Die „richtigen“ Fälle für die Erziehungs-, Familien- und Lebensberatung der Pin GmbH in Schönebeck sind diese, bei denen die Eltern an ihre Grenzen stoßen, sagt Simone Gaßler. Das muss nicht heißen, dass sie kleine Teufelsbraten in ihrer Familie haben. „Oft sind jene Eltern belastet, die versuchen alles unter einen Hut zu bekommen“, sagt sie. Dabei spielen die Erwartungen an sich selbst und an das Kind eine Rolle. „Es ist wichtig, dass man seine Kinder nicht überfordert“, rät die Diplomsozialpädagogin.

Im Grunde geht es um die Erziehung. Sie birgt nicht nur Konflikte zwischen Kind und Eltern, sondern auch zwischen den Partnern. Eltern, die zwei komplett verschiedene Erziehungsarten selbst erlebt haben, kommen bei ihrem gemeinsamen Kind schwer auf einen gemeinsamen Nenner. Das sind bei den Fachfrauen sogenannte Pendeleltern. In dem Fall gilt: „Es gibt kein richtig oder falsch“, sagt Mandy Friebe. Jeder müsse für sich und sein Kind den richtigen eigenen Weg suchen, finden und gemeinsam gehen.

Dabei helfen die Beraterinnen. „Es geht meist um alltägliche Fragen“, sagt Mandy Friebe. Diese Probleme führen zu belasteten Situationen gerade in den sogenannten Schwellensituationen wie die Einschulung, der Wechsel zur höheren Schule, die Pubertät. Dann gilt es, die angespannte Situation zu entschärfen - zum Beispiel mit klaren Ansagen: „Machen Sie sich bewusst.“ "Stellen Sie echten Kontakt her.“ Oder „Seien Sie unmissverständlich.“ Diese kurzen Ausführungen sind, so erklärt es Simone Gaßler, „ein Trainingsprogramm. Die ersten Male mag es ziemlich zeitaufwendig sein. Aber die hier investierte Zeit wird sich später tausendfach auszahlen.“

2015 wurden in der Erziehungs-, Familien- und Lebensberatung in Schönebeck 265 Fälle bearbeitet. Dabei sei „eine Zunahme der Anzahl zu beratender Personen zu verzeichnen“, heißt es im Tätigkeitsbericht. Die Hilfesuchenden stammen aus dem gesamten Salzlandkreis. Sie alle kommen freiwillig - entweder durch Mundpropaganda oder auf Empfehlung von Einrichtungen wie Kita oder Schule. „Unser Klientel ist bunt gemischt“, sagt Simone Gaßler.

So verschieden die „Kunden“ sind, so individuell verlaufen die Gespräche. „Wir wollen auf die einzelnen Situationen der Betroffenen eingehen“, sagt sie. Einen Vergleich mit der „Super Nanny“ aus dem Fernsehen wollen die Beraterinnen dabei nicht unbedingt zulassen. Der größte Unterschied: „Wir arbeiten in einer Komm-Struktur“, erklärt Mandy Friebe. Das heißt, die Beratung findet in der Beratungsstelle und nicht bei den Familien zuhause statt. „Diese Komm-Struktur setzt eine gewisse Selbstreflexion bei den Familien voraus“, erklärt sie den Hintergrund.

Neben der individuellen Hilfe werden in der Beratungsstelle spezielle Kurse angeboten. So gibt es seit 2006 das Gruppentraining für Eltern „Starke Kinder, starke Eltern“. Für Grundschulkinder gibt es zum Beispiel das Konzentrationstraining. Aktuell hat ein Kurs am 15. Februar begonnen. Ein zweite Kurs richtet sich an Trennungskinder. „Hier gibt es eine große Bandbreite von Gefühlen“, umschreibt Katja Lammel das Problemfeld, in dem sich Kinder von geschiedenen Eltern befinden. Phänomenal sei in diesem Kurs zu beobachten, wie sich die Kinder gegenseitig Tipps geben.

Die Erziehungs-, Familien- und Lebensberatung wird von Land und Landkreis gefördert. Im Salzlandkreis sind das:

• Pin GmbH in Schönebeck mit Nebenstellen in Barby und Calbe

• Cornelius-Werk Diakonische Dienste gGmbH in Aschersleben und Außenstelle Staßfurt

• SOS-Kinderdorf Beratungszentrum in Bernburg