DDR-Museum Negativ jetzt entwickelt

„Kamera! Licht! Ton! Action!“ heißt die Sonderausstellung in Schäfers DDR-Museum am Wochenende in Barby.

Von Thomas Linßner 04.04.2016, 18:30

Barby l „Da haben wir nun wochenlang umgestaltet, und heute waren bisher nur 13 Besucher da“, winkt Simone Schäfer resigniert ab. Ihr Mann Axel hatte passend zu Filmplakaten und Titeln allerlei Objekte aus dem Fundes gesucht, um die Wirkung zu erhöhen. Zum Beispiel drappierte er die dänische Kriminalkomödie aus dem Jahr 1981 „Die Olsenbande fliegt über die Planke“ mit Talkum, Gummihandschuhen und einem Mini-Tresor.

Eben Dinge, die Protagonist Egon Olsen am meisten liebte und brauchte. Die Blicke des Publikums auf Plakate des „Graf von Monte Christo“ (1954 , Jean Marais) werden durch eine Schaufensterpuppe in Frack und Zylinder gelenkt. Jedenfalls ist die Sonderausstellung alles andere als eine Häufung von Sammelgut.

Simone und Axel Schäfer, die seit 2010 in der ehemaligen Tischlerei Weißing am Markt ihr DDR-Museum betreiben, holten für „Kamera! Licht! Ton! Action!“ den gleichgesinnten Sammler Helmut Marx ins Boot, der einige historische Projektoren zur Verfügung stellt. Ältestes Stück ist eine Laterna Magica von etwa 1890. Kleine, farbige, auf Glasplatten gemalte Bilder werden vor eine Lichtquelle gesetzt und durch eine Sammellinse auf eine Leinwand geworfen. Dabei dient eine Petroleumlampe im Inneren des Kastens als Lichtquelle. Elektrizität für Glühbirne & Co. stand schließlich noch nicht zur Verfügung. Mit der Laterna Magica – sie hat einen regelrechten Schornstein für die Wärmeableitung – war eine wesentliche Voraussetzung für das Kino geschaffen: die Möglichkeit, Bilder vor einem größeren Publikum zu projizieren.

Ziemlich sensationell ist, was eher nebenbei auf einem Laptop zu sehen ist, der zwischen den Uralt-Projektoren so wirkt, wie ein Spaceshuttle unter Zeppelinen. Helmut Marx hatte einen 16-Millimeter-Film digitalisieren lassen, der von 1923 stammen soll.

„Der wurde von der UFA als Werbefilm produziert und war als Vorspann im Barbyer Kino zu sehen“, weiß der Sammler. Man sieht Barby-Motive vom Kirchturm aus und aus der Normalperspektive. Hier zuckelt ein pittoresker Möbelwagen des Spediteurs Herman Steinhausen durch das Bild. Text-Überblendungen des Stummfilms informieren darüber, dass er außer Möbeltransporten auch mit Holz, Kohle und Grudekoks handelte. Die „Drogerie und Kräutergewölbe zum Mond“ an der Schulzenstraße wirbt für Naturheilkräuter ebenso wie für Parfüm und Gummiwaren.

Der flimmernde Streifen ist ein Beispiel dafür, dass regionale Werbeeinspielungen vor dem Hauptfilm keine Erfindung unserer Tage sind.

Marx stellt noch ein anderes Exponat zur Verfügung, an dem eine Geschichte klebt. „Vor etwa zehn Jahren habe ich bei Ebay eine Balgenkamera gekauft, in der ich eine belichtete Fotoplatte entdeckte“, erzählt der Barbyer. Neugierig, was darauf wohl zu sehen ist, ließ er sie in einem Magdeburger Labor entwickelt. Die Überraschung war perfekt: Das vergrößerte, gestochen scharfe Foto von dem 6x9-Glasnegativ zeigt drei Personen vor der Biederitzer Flutbrücke bei Hochwasser. Die Negativplatte wurde etwa Mitte der 1920er Jahre belichtet. Sie musste danach über 85 Jahre auf ihre Entwicklung warten, um das Motiv preiszugeben.

Um noch mal auf das Thema Werbung zurückzukommen: Axel Schäfer trug einige Rechnungen der Firma Radespiel & Sohn zusammen, die Auskunft über Vorführgebühren eines Diapositivs vor Kinovorstellungen geben. Die „Likörfabrik und Lebensmittel“ aus Barby musste für ein Vierteljahr 90 Mark berappen, wenn sie in mehreren Lichtspielhäusern der Umgebung Reklame für sich machen wollte.

Die Ausstellung im DDR-Museum auf Barbys Markplatz wird am 1. Mai erneut geöffnet sein.