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Kunstanger Auf Anwohner kommen Kosten zu

Auch Stadträte staunen, dass im Kunstanger seit Jahrzehnten ohne Bebauungsplan Häuser errichtet worden sind.

Von Ulrich Meinhard 05.04.2016, 14:33

Schönebeck l Der in Bad Salzelmen gelegene Bereich Kunstanger soll zu einem offiziell ausgewiesenen Baugebiet werden. Dazu bedarf es eines Bebauungsplanes (B-Plan). Der liegt als Entwurf vor. Wer den Bereich kennt, weiß: Hier wird seit Jahrzehnten gebaut, auch aktuell entstehen Häuser. So ganz ohne Bebauungsplan.

Der Entwurfs- und Auslegungsbeschluss Bebauungsplan Kunstanger ist nach dem Bauausschuss auch vom Hauptausschuss des Schönebecker Stadtrates behandelt worden. Stadträtin Sabine Dirlich (Linke) meinte fast ungläubig: „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass da gebaut und gebaut und gebaut wurde ohne Bebauungsplan und ohne richtige Entwässerung.“

Wurde aber. In der Tat ist der Kunstanger eine Schönebecker Besonderheit. Baudezernent Guido Schmidt versicherte jedoch im Ausschuss: „Es sind Anträge beim Salzlandkreis eingereicht und Baugenehmigungen erteilt worden.“ Jetzt soll mit einem vom Stadtrat abgesegneten Bebauungsplan alles in geordnete Bahnen kommen. Gut zehn Flächen im Kunstanger könnten noch bebaut werden. Das große Problem hier ist das hoch stehende Grundwasser, immerhin handelt es sich um eine ursprüngliche Wiesenlandschaft mit Feuchtbereichen. Es gibt zwar einen kleinen Entwässerungsgraben, doch für ein Wohngebiet dieser Größe reicht er nicht aus. Es muss also zum bereits vorhandenen Abwasserkanal unbedingt ein Regenwasserkanal hinzukommen. Das bedeutet unterm Strich Erschließungs- und andere Kosten. Geld, das letztlich umgelegt werden würde, sowohl auf die neu hinzukommenden Häuslebauer, aber auch auf die bereits Ansässigen. Hier sieht Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) ein „gewisses Konfliktpotenzial“.

Einen Anschlusszwang sieht der B-Plan zwar nicht vor, aber er könnte per Satzungsbeschluss durchgesetzt werden, machte Knoblauch auf die rechtliche Lage aufmerksam. Vorgesehen ist weiterhin das Anlegen eines Regenrückhaltebeckens.

Stadtrat Torsten Pillat (CDU) fragte in die Runde, ob es nicht sinnvoller wäre, zuerst die Aktualisierung des Niederschlagswasserbeseitigungskonzeptes für die gesamte Stadt abzuwarten und danach den B-Plan zu verabschieden. Baudezernent Schmidt antwortete kurz und bündig mit: „Ja“. Er bezog sich auf Informationen von Mitarbeitern der Stadttochter Abwasserbeseitigung Schönebeck GmbH und ließ wissen, dass diese Überarbeitung „im Frühjahr“ vorliegen werde.

Geplant ist im Kunstanger auch der Ausbau der Wege. Allein diese Maßnahme schlägt mit 1,3 Millionen Euro zu Buche, die Gesamtinvestition liegt bei 2,4 Millionen Euro.

Die Mitglieder des Hauptausschusses stimmten bei einer Enthaltung einstimmig für den Entwurfs- und Auslegungsbeschluss Bebauungsplan Kunstanger. Nun wird der Stadtrat in seiner Sitzung am 14. April abschließend entscheiden.