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Kreisjägerschaft Raubwild bejagen - Niederwild schützen

Raubwild bejagen, um das Niederwild zu schützen: Dieses Thema beschäftigt die Kreisjägerschaft Schönebeck.

Von Heike Liensdorf 21.04.2016, 20:00

Kleinmühlingen/Schönebeck l Das darf bei keiner Jahreshauptversammlung der Kreisjägerschaft Schönebeck fehlen: die Prämierung der besten Raubwild-Jäger (siehe unten). So auch geschehen während der Sitzung kürzlich in Kleinmühlingen.

Es sei wichtig, dass das Raubwild bejagt wird, betont Jens Dedow, Vorsitzender der Jägerschaft Schönebeck und zudem als Förster für das Revier Elbaue zuständig, im Gespräch mit der Volksstimme. Denn dieses habe kaum natürliche Feinde und setze dem Niederwild erheblich zu. Sorgen bereiten vor allem die sogenannten Neozoen. Das sind Tierarten, die in ein Gebiet, wo sie nicht schon immer vorkamen, eingeführt oder unabsichtlich eingeschleppt wurden.

So waren der Waschbär und der Mink - eine Raubtierart aus der Familie der Marder - ursprünglich in Nordamerika beheimatet oder der Marderhund im östlichen Sibirien, China und Japan. Seit Jahren, Jahrzehnten sind sie nun auch hier zu finden und sind Konkurrenz zu den heimischen Wildarten.

Mink sieht es auf junge und Mutterenten ab.

„Zum Beispiel ist der Mink dafür verantwortlich, dass die heimischen Entenarten zurückgehen“, sagt Jens Dedow. Der Mink - auch Wassermarder genannt - stehle nicht nur junge Enten zum Fressen, sondern auch die Mutterenten. Fazit: Es sind hauptsächlich nur noch die Vaterenten da - ein Missverhältnis zwischen männlichen und weiblichen Enten ist somit vorprogrammiert.

Auch der Fuchs zählt zum Raubwild, obgleich er eine heimische Tierart ist. Jens Dedow erklärt: Der Fuchs habe sich so vermehrt, dass auch er zum Zurückdrängen des Niederwildes beiträgt. Zum rasanten Anstieg sei es gekommen, weil sich das Vorkommen der Füchse stabilisieren konnte, Krankheiten wie Tollwut eingedämmt worden sind und die Prämienzahlung, wie es sie zu DDR-Zeiten gab, mit der Wende eingestellt worden ist. Der Vorsitzende der Jägerschaft Schönebeck betont aber: „Wir wollen den Fuchs nicht ausrotten. Aber wir wollen, dass alle Tiere in friedlicher Koexistenz leben können.“

Die Herausforderung bestehe nun in der Stärkung des Niederwildes, also in der Erhöhung des Besatzes. Das vergangene Jahr habe zu den trockensten und wärmsten gehört, seit es die Wetteraufzeichnungen gibt, sagte Jens Dedow. Für die Jagd sei das warme und trockene Frühjahr von besonderer Bedeutung gewesen. Bis in den Frühsommer seien die Niederschlagsmengen gering ausgefallen, so dass das Jungwild nur geringem Witterungsstress ausgesetzt gewesen sei.

„In der Folge waren geringe Abgänge zu verzeichnen. Das sorgte dafür, dass in unseren 30 Referenzrevieren im Land wieder mehr Hasen gezählt werden konnten“, merkte Jens Dedow erfreut an. „So konnten in einigen Revieren bis zu 36 Hasen je 100 Hektar festgestellt werden. Unbestritten stehen diese Besätze im direkten Verhältnis zu einer effektiven Raubwildbejagung und guten Witterungsbedingungen.“ Diese Erfolge würden zeigen, dass unabhängig von der Witterung eine strikte Bejagung von Raubwild die Grundlage dafür bilde, damit in warmen Jahren die Besätze sprungartig zunehmen können.

Um einen höheren Besatz an Niederwild zu erreichen, wollen die Mitglieder der Jägerschaft Schönebeck folgende Schritte gehen:

• revierübergreifende Zusammenarbeit;

• Raubwildbejagung;

• Biotopgestaltung;

• Schaffung von Deckung.

Möglichkeiten, die es zu nutzen gilt, sind:

• Restpopulationen stärken;

• Voraussetzungen zur Wiederansiedlung schaffen;

• Auswilderung;

• Fütterungen;

• Zusammenarbeit mit Landwirten, Nachbarn und der Öffentlichkeit.

Wie auch den anderen Mitgliedern in der Jägerschaft ist Jens Dedow bewusst: Wenn mehrere aus gleichen Ressourcen schöpfen, sind Konflikte vorprogrammiert. „Doch die Hoffnung ist, dass wir - wenn wir etwas gemeinsam tun und ein gemeinsames Ziel verfolgen - Konflikte abbauen können.“

So sei es beispielsweise wichtig, dass auf den Feldern nicht nur die eigentlich angebaute Kultur stehen zu lassen und alles „Unkraut“ wegzuspritzen. „Dann verhungert der Hase auf dem Acker. Denn das, wovon er lebt, gibt es dann nicht mehr. Der Hase ernährt sich nämlich von dem, was zwischen den angebauten Pflanzen so wächst.“ Um das Niederwild zu schützen, den Bestand zu stabilisieren und zu erhöhen - darum gelte es zusammenzuarbeiten mit allen, die das beeinflussen können, so das Fazit.

Beste Raubwild-Jäger 2015/2016:

Eckard Oertel, Tornitz: 57 Waschbären, 25 Füchse (Während der Versammlung ist sein Name nicht vorgelesen worden. Das war ein Versehen. Jens Dedow bittet um Entschuldigung. Eckard Oertel erhalte natürlich seine Prämie.)

Werner Schröder, Barby:43 Waschbären, 21 Füchse, 1 Marderhund, 1 Mink, 4 Dachse

Karl Rudat, Üllnitz: 31 Waschbären, 11 Füchse, 5 Marder

Robert Broßat, Schönebeck: 26 Waschbären, 21 Füchse, 3 Marderhunde, 1 Dachs, 1 Marder

Fritz Schüler, Barby: 21 Waschbären, 12 Füchse, 3 Marderhunde, 2 Dachse

Christian Oswald, Groß Rosenburg: 27 Waschbären, 4 Marderhunde, 1 Fuchs

Siegfried Kahlau, Barby: 23 Waschbären, 6 Füchse, 1 Mink, 1 Marder

Ilko Draganow, Calbe: 34 Füchse, 1 Waschbär, 1 Marderhund, 1 Dachs