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Musical Schüler verdrehen die Welt

Premiere hat „Twisted - das verdrehte Musical“ in Schönebeck gefeiert. 90 junge Musiker zeigen im ausverkauften Dr.-Tolberg-Saal ihr Können.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 25.05.2016, 18:23

Schönebeck/Staßfurt l Witzig, peppig, jugendlich charmant und gleichzeitig leicht philosophisch angehaucht - der Worte gibt es viele, mit denen „Twisted - das verdrehte Musical“ beschrieben werden kann. Doch gerecht wird diesem einzigartigen Projekt keines. Zu einzigartig, besonders, beeindruckend ist das Musical, das am Dienstag nachmittags vor Schülern und abends vor den „Großen“ im Schönebecker Dr.-Tolberg-Saal uraufgeführt wurde. Was ist es, das derart begeistert? Da ist erstens die Musik. Sie ist abwechslungsreich - führt den Zuschauer nach England und Ägypten. Sie ist klassisch und gleichzeitig modern. Transportiert werden die eingängigen Melodien von Streich- und Schlaginstrumenten, Flöten und Akkordeon. Ein Gesicht und eine Stimme erhalten die Lieder von Sängern, und Schauspielern die mit Klangfarbe und einem breiten Stimmspektrum brillieren. Und zweitens sind da rund 90 junge Menschen - die meisten sind unter 18 Jahren - die dieses Projekt überhaupt mit Leben erfüllen.

„Twisted - das verdrehte Musical“ ist das zweite Werk aus der Feder des Staßfurters Tobias Wilke. 2015 hat er mit seinem Musical „Elion“ nicht nur das Publikum in Schönebeck und Staßfurt sowie seine Lehrer am Dr.-Frank-Gymnasium beeindruckt, sondern ihm wurde sogar der Jugend-Kultur-Preis des Landes Sachsen-Anhalt verliehen. 2016 hat der 19-Jährige für sein zweites Musical erneut das Streichorchester „Saitenspiel“ und Solisten der Kreismusikschule gewinnen können. Mit Stimmgewalt unterstützt werden die Musiker von dem Chor des Dr.-Carl-Hermann-Gymnasiums - es sind rund 40 Sänger, die die Bühne des Dr.-Tolberg-Saals füllen. Zu ihren Füßen befinden sich die Streicher. Direkt dahinter das Publikum. Hier ist also jeder live und nah dabei.

Doch die räumliche Nähe hat am Ende nichts damit zu tun, das die Freude, die die jungen Musiker an ihrem Werk haben, auf das Publikum überspringt. Es ist einfach ansteckend. Mitwippende Füße und Köpfe bei den Zuschauern sind inklusive. Und der begeisterte Applaus mit stehenden Ovationen ist vorbestimmt.

Selbstverständlich ist das nicht für Tobias Wilke, der an dem Abend das Orchester dirigiert und seinen Schauspielern unauffällig Anweisungen gibt. „Bei der Generalprobe am Vorabend ist vieles schief gegangen“, erzählt er im Nachgang der Aufführung. Es seien sogar Tränen geflossen. Davon war am Dienstag bei der Premiere nichts mehr zu spüren. Letztlich hat die Generalprobe ihre Aufgabe erfüllt, wenn man dem gemeinhin bekannten Glauben vertraut. „Die Premiere ist super gelaufen“, sagt der 19-Jährige zufrieden. Gleichwohl weiß er, dass bei all der Begeisterung sogar noch Luft nach oben sei - das dürfte das Publikum in Staßfurt am Freitag bei den beiden finalen Aufführungen des Musicals freuen.

Ein Jahr lang haben Tobias Wilke und sein Team an „Twisted“ gearbeitet. Da war die Aufregung bei den jungen Menschen am Dienstag groß. Anmerken lassen sie sich das nicht auf der Bühne. Besonders hervorstechend sind dabei GUT und BÖSE, die zwei Personen, um die sich die Geschichte dreht. Louisa Koch, die quirlige, gut gelaunte gute Fee, und Peter Roskoden, der mit seinem tiefen Bass passender nicht hätte besetzt werden können, führen durch das Stück. Denn sie sind die zwei kleinen Figuren, die manchmal auf unseren Schultern sitzen und uns sagen, dass wir Gutes oder Schlechtes tun sollen. Sie sind es auch, die innerhalb der Geschichte ihre Rollen tauschen. Dabei gerät die Welt in Schieflage. Mord und Totschlag stehen an der Tagesordnung. Das Gleichgewicht ist zerstört. Also tun sich die zwei Hauptfiguren mehr oder weniger zusammen. Ihre kleinen von der Natur gegebenen Streitigkeiten können sie deshalb nicht unterbinden. Da hat sie ein Solo gesungen, darauf fragt er ins Publikum: „Hören Sie auch dieses Piepen?“ Es sind kleine Sticheleien und Wortwitze, die bei all der Dramatik der Geschichte den Zuschauern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Da sagt sie beispielsweise: „Hast du denn nicht in Geschichte aufgepasst?“ Er antwortet schlicht: „Ich ziehe es vor, Geschichte zu schreiben.“

Das tut nicht nur Peter Roskoden, der sich im Übrigen nicht zu schade ist, in seiner getauschten nun guten Rolle stilecht ein rosa Tütü zu tragen. Geschichte haben alle an dem Musical Beteiligten geschrieben.

 

Am Freitag, 27. Mai, finden die finalen Aufführungen in Staßfurt im Salzland Center um 15.30 Uhr und 19.30 Uhr statt.