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Forscher Land gehört zu Schlusslichtern

Zu ihrem alljährlichen Frühlingsempfang hatte die Handwerkskammer Magdeburg am vergangenen Sonnabend nach Schönebeck eingeladen.

Von Olaf Koch 30.05.2016, 18:28

Schönebeck l Im weitesten Sinne kann ein Frühlingsempfang auch etwas mit Frühlingserwachen zu tun haben. Vielleicht war das die Absicht der Organisatoren der Handwerkskammer Magdeburg, als sie am Sonnabend in die Elbestadt einluden. Denn Professor Oliver Holtemöller, der einen gut halbstündigen Vortrag zum Thema: „Bleibt Sachsen-Anhalt abgehängt?“ hielt, kritisierte durchaus deutlich die gegenwärtige Landespolitik.

Anhand von Zahlen, die zu bunten Diagrammen zum Vergleich umgearbeitet waren, stellte Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle die steile These auf: Ja, Sachsen-Anhalt gehört zu den Schlusslichtern. „Das will die Landespolitik nicht hören, das weiß ich“, wusste der Professor zu berichten. Doch zumindest im Saal erntete er von den mehr als 50 Handwerkern durchaus kopfnickende Zustimmung. Wie die eingeladenen Landespolitiker dachten, wurde später während der Diskussion deutlich.

Oliver Holtemöller sagte deutlich, dass das Wirtschaftswachstum im Land in den zurückliegenden Jahren eher schwach war. „Ein wirtschaftlicher Aufschwung kommt nur langsam voran“, sagte er. Vor allem der weiterschreitende Bevölkerungsrückgang im Land – eine kurzfristige Tendenz nach oben konnte in den letzten Monaten lediglich die Flüchtlingszuwanderung bringen – sei seiner Meinung nach ein wichtiger Fakt.

Er bot den Zuhörern aber auch Möglichkeiten an, wie sich die Situation in Sachsen-Anhalt bessern könne. „Bildung ist der Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg“, so der Professor. Seiner Ansicht nach sollten Talente gefördert und die Hochschulen besser ausgestattet werden. Doch auch schon die Schulen und die Gymnasien dürfen seiner Meinung nach nicht vernachlässigt werden, hier werde die Basis für die berufliche Zukunft gelegt. „Je besser die Bildung, je erfolgreicher der Mensch und damit das Land“, so der Forscher, der dafür eine Langzeitstudie über 40 Jahre aus den USA heranzog.

Damit sprach Holtemöller zum Thema des Frühlingsempfangs: „Wirtschaftspolitische Weichenstellung für Sachsen-Anhalt“. Dass die gegenwärtige Richtung und Weichenstellung durchaus vielversprechend sein kann, darauf verwies in seiner Begrüßung Hagen Mauer, Präsident der Handwerkerkammer Magdeburg. „Wir freuen uns sehr, dass erstmals so viele Forderungen der Wirtschaft in den Koalitionsvertrag eingegangen sind. Nun müssen Taten folgen. Wir erwarten eine konsequente Umsetzung der Punkte. Bei allen Aktivitäten sollte das große Ziel der Haushaltskonsolidierung im Blick behalten werden“, machte er deutlich und verlas ausführlich die Handwerkerschaft betreffenden Eckpunkte aus dem Koalitionsvertrag.

An der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen Vertreter von Landtagsparteien teil. Damit die Wirtschaft weiter an Fahrt gewinne, müssen Innovationen unterstützt, Investitionen gefördert und der Bürokratieabbau voran- getrieben werden, sagte Ulrich Thomas von der CDU-Fraktion.

„Fördermittel müssen zukünftig zielgerichteter eingesetzt werden“, so Andreas Steppuhn von der SPD und nannte ausdrücklich klein- und mittelständische Betriebe.

Olaf Meister von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen betonte, dass kleine und mittlere Unternehmen das Fundament der Wirtschaft sind. Deshalb müsse ein besseres Gründerklima sowie ein Breitbandausbau geschaffen und Investitionen getätigt werden.

„Eine Weiche zu stellen, reicht nicht aus. Wir müssen runter vom toten Gleis der Niedriglohnstrategie und das wissenschaftliche Potenzial im Land schöpfen“, sagte der Linke Swen Knöchel.

André Poggenburg, Parteivorsitzender und Fraktionschef der AfD, sagte – nichts. Er blieb der Einladung der Handwerkskammer Magdeburg fern.