Feuerwehr Notruf in Calbe

Bei ihrer Jahresübung rücken die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Calbe zur St.-Stephani-Kirche aus.

Von Andreas Pinkert 16.10.2016, 17:15

Calbe l Die Blaulichter der Einsatzfahrzeuge zucken am Abend durch die schummrig erleuchtete Altstadt. Sirenengeheul ist zu hören. Kurz nach halb acht bleibt der Tross auf dem Kirchplatz stehen und bereitet sich sofort auf den Einsatz vor. „Wenden Sie sich an den Einsatzleiter, nur er gibt Auskunft“, antwortet prompt ein Kamerad auf neugierige Pressefragen und legt sich Schutzkleidung an. Klar ist zu dem Zeitpunkt, dass etwas in der St.-Stephani-Kirche passiert sein musste. Ein Stromaggregat wird angeworfen, der Einsatzort abgesperrt und ausgeleuchtet.

Anwohner Paul Dimitz kommt flotten Schrittes aus Richtung Stadt-Apotheke auf den Kirchplatz. „Ich habe Hilferufe vom hinteren Bereich des Kirchenschiffs gehört“, sagt der Calbenser. Weitere Schaulustige stoßen dazu. „Ein schneller Löschtrupp ist schon unterwegs“, scherzt Dimitz und zeigt auf eine mit Bierflaschen ausgerüstete Gruppe Jugendlicher.

Unterdessen machen sich Kameraden mit Schläuchen durch den Westeingang in den gotischen Sakralbau. Ein davor stehender Kamerad pfeift rigide den Pressemann zurück, der mit seiner Kamera hinterher will. „Die Lage ist noch unklar, wir durchsuchen die Kirche mit mehreren Trupps“, gibt Einsatzleiter René Donath einen kurzen Zwischenstand. Mit den Gruppenführern Stephan Birnbaum und Matthias Täubert koordiniert er das Geschehen.

Nun steigt Rauch aus dem Südturm auf, die Drehleiter wird ausgefahren und schiebt sich mehr als 30 Meter hoch in den schwarzen Abendhimmel. Kameraden verschwinden unter Atemschutzgeräten im Inneren der Kirche. Nach und nach bringen sie Personen heraus, die der Rettungsdienst vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) in der Wilhelm-Loewe-Straße verarztet, darunter auch Küsterin Christine Bollmann. „Unser Pfarrer ist mit einer Pilgergruppe gerade im Vatikan“, sagt die Calbenserin. Lutheraner im Zentrum des Katholizismus – Ist der Kirchenbrand womöglich ein Zeichen, dass die Ökumene nicht funktioniert? „Der Pfarrer weiß Bescheid“, klärt Christine Bollmann auf. Letztendlich wissen alle Bescheid. „Es handelt sich um unsere Jahresübung“, sagt Stadtwehrleiter Jan Roschkowski. Das Szenario: In der ehemaligen Türmerwohnung hatte es eine Verpuffung gegeben und eine 15-köpfige Jugendgruppe überrascht, deren Mitglieder sich teilweise schwer verletzt überall im Gebäude versteckten. „Die Kommunikation zwischen den Wehren Calbe und Schwarz lief hervorragend, ebenso wie die Aufstellung der Fahrzeuge“, lobt Roschkowski im Anschluss. Nicht gefunden wurde dagegen eine Person, die sich auf der Toilette verschanzte. Der Einsatz, der gegen 22 Uhr endete, wird noch präzise ausgewertet. Auf die Kameraden wartete an diesem Abend noch eine Stärkung im Feuerwehrdepot in der Arnstedtstraße.