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60 Ehejahre Einkäufe am Hochzeitstag

60 Ehejahre: Hilde und Günther Kolbe haben am Donnerstag ihre Diamant-Hochzeit gefeiert.

Von Andreas Pinkert 23.10.2016, 18:55

Calbe l Günther Kolbe, Jahrgang 1934, ist im Südharz geboren und kam als junger Mann Anfang der 1950er Jahre ins industriell aufstrebende Calbe. „Arbeit gab es damals jede Menge“, erinnert er sich an die Aufbruchstimmung von damals zurück. So deckte er den Hexenturm als Dachdecker neu ein, arbeitete in einer Ziegelei oder ging in rund 150 Meter Tiefe im Braunkohleschacht am Brumbyer Weg unter Tage.

1953 stampfte die DDR am Saaleufer mit dem Eisenwerk ein Prestigeobjekt aus dem Boden. „Da bin ich schließlich hin und habe als Rangierer gearbeitet“, sagt Günther Kolbe.

Ein nicht ganz unwesentlicher Punkt im Lebenslauf, denn auf der Arbeit lernte er seinen Rangierleiter kennen, mit dem er sich gut verstand. „Er lud mich eines Tages zum Geburtstag ein“, sagt der Rentner. Und dort passierte es. Günther lernte dessen Schwester Hilde kennen, der Rangierleiter wurde zum Schwager. „Das war im März, geheiratet haben wir im Oktober des selben Jahres im Rathaus von Calbe“, sagt Hilde Kolbe und zeigt auf eine Schwarz-Weiß-Fotografie, die am 20. Oktober 1956 entstand. Der Funke sei damals schnell übergesprungen. Andererseits verbesserten sich die Chancen bei der damaligen Wohnungsknappheit enorm, wenn man einen Trauschein vorweisen konnte. „Wir hatten schließlich das Glück, gemeinsam in diese Wohnung zu ziehen“, sagt Günther Kolbe. Mit dem Bau des Eisen- und späteren Niederschachtofenwerkes entstand aufgrund des hohen Bedarfs an Arbeitskräften auch die Neue Wohnstadt von Calbe. Seit nunmehr 59 Jahren wohnt das Ehepaar in seiner Wohnung in der Barbyer Straße. „Hier haben wir uns immer wohl gefühlt.“ So lange es geht, wollen die beiden dort auch wohnen bleiben. Um Barrieren im Alter abzubauen, haben sie beispielsweise Türschwellen als Stolperfallen zurückbauen lassen.

„Der Hochzeitstag war ein kühler Herbsttag gewesen“, erinnert sich Hilde Kolbe. Einige aus der Hochzeitsgesellschaft seien kulinarisch etwas wählerisch gewesen. „Es sollte Hühnerfrikassee geben“, erinnert sich die 80-Jährige. Allerdings sollte das Festgericht unbedingt eine deftige Einlage aus Gehacktem haben. „So bin ich als Braut an meinem eigenen Hochzeitstag noch los und habe selbst Hackfleisch besorgt“, kann Hilde Kolbe heute darüber lachen. Vor 60 Jahren allerdings sei das kein einfaches Unterfangen gewesen, da die Versorgung in der jungen DDR noch auf Lebensmittelmarken basierte. „Letztendlich habe ich es doch noch geschafft“, sagt die Rentnerin, die später im Gelatinewerk am nördlichen Stadtrand eine Anstellung fand.

Heute zählen zur Familie des Diamantpaares eine Tochter, zwei Enkel und vier Urenkel.