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Abriss Ein Herz fürs Deichhäuschen?

Weil die Rosenburger eine emotionale Beziehung zum Deichhäuschen haben, gibt es gegen den geplanten Abriss eine Bürgerinitiative.

Von Thomas Linßner 11.06.2018, 17:33

Groß Rosenburg l Dirk Wolter von der Band „Majoran“ hatte bereits zu einer Veranstaltung zur Rettung des Rosenburger Deichhäuschens eingeladen. Er schlägt vor, daraus ein „Liebenshäuschen“ zu machen.

„Lange schon haben Generationen von Rosenburgern das ausgediente Dammhäuschen genutzt, das nicht weit entfernt vom Ortskern liegt und doch abgelegen genug für traute Zweisamkeit ist, um Zärtlichkeiten auszutauschen“, argumentierte der Hobby-Musiker.

Die Bemühungen einiger Rosenburger Bürger - dazu zählen vor allem Pfarrer Ulf Rödiger und die Rockgruppe „Majoran“ - zum Erhalt und zur Öffnung des Deichwachthäuschens zeigen jetzt erste Erfolge. „Inzwischen gibt es von Seiten der Denkmalpflege die Information, dass das Deichhäuschen in die Denkmalliste des Landes aufgenommen und somit ein Abriss nicht mehr ohne weiteres möglich ist“ teilt Ulf Rödiger mit. Er hatte kürzlich eine Liste mit 322 Unterschriften dem zuständigen LHW-Flussbereichsleiter Ronald Günther überreicht. Darin hatten sich überwiegend Menschen aus Groß Rosenburg für den Erhalt ausgesprochen.

In der Unterschriftensammlung, die durch ein Benefizkonzert der Gruppe „Majoran“ zu Gunsten des Deichhauses sehr wirksam unterstützt wurde, fordern rund 21 Prozent der Einwohnerschaft nicht nur den Erhalt des Deichhäuschens, sondern auch dessen Nutzbarmachung für die Öffentlichkeit. Darum hat die Stadt Barby Kopien der Unterschriften erhalten, worin sie aufgefordert wird, zusammen mit dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) nach Möglichkeiten der Nutzbarmachung zu suchen.

„So positiv der Weg zur Rettung des Deichhäuschens bisher auch verlaufen ist, es ist nur der halbe Weg. Denn noch steht das Argument im Raum, ein geöffnetes Deichhäuschen würde schnell dem Vandalismus zum Opfer fallen“, sagte Hauptorganisator Ulf Rödiger. Dem lasse sich nur begegnen, wenn es Bürger gebe, die Auge, Herz und Hand für das Deichhaus hätten. „Denn ohne bürgerschaftliches Engagement ist eine Öffnung des Hauses tatsächlich schwer zu bewerkstelligen. So braucht es nun Menschen, die nicht nur bereit waren für den Erhalt zu unterschreiben, sondern sich selbst in die Bewahrung und Öffnung dieses Denkmales einbringen“, betonte der Pfarrer weiter. Potenzielle Betreiber, wie zum Beispiel der Heimatverein, winkten wegen der Fülle eigener Aufgaben bereits ab.

Der ehemalige LHW-Mitarbeiter und Breitenhagener Ortschronist Heinz Armin Sixdorf hatte nachweisen können, dass das Deichhäuschen 1911 gebaut wurde. Laut Deichingenieur Schellenberg kostete das Bauwerk 1500 Goldmark. Der Calbenser quittierte sogar penibel, dass Erd- und Maurerarbeiten von 190,47 auf 189,45 Mark um 1,02 Mark billiger wurden als geplant. Die Schnittzeichnung eines Akener Architekten lässt einen Meter tiefe Fundamente, Fenster, Kassettentür und einen Kachelofen erkennen. Die Deichwachen sollten es schließlich warm haben, wenn sie aus stürmischer Hochwassernacht Obdach nahmen.

Laut Heinz Armin Sixdorf wurde das Häuschen bis etwa 1970 als solches genutzt. Anfang der 1990er seien die Fenster wegen des zunehmenden Vandalismus vermauert worden.

Wer sich vorstellen kann, das Projekt zum Erhalt des Deichhäuschens zu unterstützen, ist am Donnerstag, 14. Juni, ab 19 Uhr zu einem Treffen am Standort eingeladen. Es steht unweit des Sportplatzes auf dem Saaledeich. Bei Regen würde das Treffen in das Gemeindehaus „Kirchschule“, Hauptstraße 61, verlegt.