1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Kaum Bürger bei der Bürgersprechstunde

Altstadt-Mitte Kaum Bürger bei der Bürgersprechstunde

Der Andrang bei den Sprechstunden des Oberbürgermeisters Schönebeck fällt sehr unterschiedlich aus.

Von Jan Iven 25.04.2019, 06:01

Schönebeck l Vielleicht lag es ja am Fußball, dass kaum Einwohner zur Bürgerversammlung von Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) in Altstadt-Mitte gekommen sind. Immerhin spielte RB Leipzig beim Hamburger SV im Pokal-Halbfinale. Oder das Wetter war zu gut, die Osterfeiertage noch zu nah, die Veranstaltung möglicherweise zu schlecht angekündigt. Vielleicht ist die Welt in der Schönebecker Altstadt aber auch noch so in Ordnung, dass es keinen Diskussionsbedarf gibt.

Und so fanden sich am Dienstagabend gerade einmal zwei Bürger und ein Pressevertreter im schicken Veranstaltungssaal des Stadtwerkehauses ein. Die Verwaltung war mit dem Oberbürgermeister und vier weiteren Mitarbeiterin klar in der Mehrheit. „Das wird eine sehr intime Veranstaltung“, sagte der Oberbürgermeister, der sich wunderte, dass nicht einmal der eine oder andere Stadtrat die Gelegenheit zum Wahlkampf nutzte. Immerhin gibt es sogar eine Bürgerinitiative im Stadtrat, die die Altstadt im Namen trägt.

Doch die Bürgerinitiative hat derzeit ziemliche Personalprobleme, sagt Stadtrat Manfred Pöschke der Volksstimme nach der Bürgerversammlung. Er selbst sei daher absichtlich nicht hingegangen, um anderen den Vortritt zu lassen. Bei den Kommunalwahlen im Mai tritt der Parteilose Pöschke nun auf der Liste der FDP an. Ein bisschen traurig mache ihn das geringe Interesse der Bürger aber auch, sagte er.

Mit gerade zwei Teilnehmern war die jüngste Bürgerversammlung in Altstadt-Mitte damit die am schlechtesten besuchte Veranstaltung dieser Art, seit Oberbürgermeister Bert Knoblauch im Januar 2017 damit begonnen hat, jeden Monat einen anderen Ortsteil zu besuchen. Wobei das Stadtoberhaupt inzwischen nun bereits zum dritten Mal in den Stadtteilen Station macht. Den bisherigen Negativ-Rekord stellte die Versammlung in Pretzien im Dezember 2017 dar, zu der noch sechs Bürger gekommen waren. „Wir können solche Veranstaltungen nur anbieten“, sagte Oberbürgermeister Knoblauch zu der zum Teil mageren Resonanz. „Vielleicht ist in manchen Stadtteilen auch alles in Ordnung.“

Am besten war in diesem Jahr mit 32 Bürgern die Veranstaltung in Felgeleben besucht. Die vollste Bürgerveranstaltung gab mit 66 Besuchern im März 2017 in Ranies, einem mit 400 Einwohnern kleinen, aber traditionell sehr engagierten Ortsteils. Wobei es damals wegen der heutigen Baustelle im Ort offenbar viel sehr Gesprächsbedarf gab.

Bei den offiziellen Zahlen der Stadt Schönebeck werden auch nur jene Bürger aufgeführt werden, die sich auch in die Teilnehmerlisten vor Ort eingetragen haben. Zudem gibt ein Sprecher der Stadtverwaltung zu bedenken, dass die Teilnahmerzahlen auch immer im Verhältnis zur Einwohnerzahl des Stadtteils oder des Ortsteils gesehen werden müsse. Wichtig für die Teilnehme ist aber offenbar vor allem, ob es wie seinerzeit in Ranies ein großes Thema gibt, das die Bürger beschäftigt. Die durchschnittliche Teilnahme war gerade zu Beginn aufgrund von einigen Ausreißern mit 29,7 Bürgern besonders hoch. Zuletzt stieg sie wieder leicht auf 18,6, im Vergleich zu 16,4 im Vorjahreszeitraum.

Die beiden Bürger bei der Versammlung in Altstadt-Mitte hatten zumindest beide Fragen an den Oberbürgermeister. Einer wollte wissen, wie es mit dem Hochwasserschutz vorangeht. Das Stadtoberhaupt konnte nur an das Landesamt für Hochwasserschutz verweisen. Das sei zuständig und mit seiner eigenen Arbeit offenbar zufrieden, wie man so hört.

Der andere Bürger fragte dann noch, ob die sogenannten Reichsbürger in Schönebeck aktiv seien, die die Bundesrepublik und ihre Gesetze nicht anerkennen. Der Oberbürgermeister bestätigte, dass es da in der Vergangenheit Probleme gegeben hätte, von nicht gezahlten Rundfunkgebühren bis hin zu Gewaltandrohungen. Derzeit sei die Szene aber offenbar nicht sehr aktiv.

Zumindest ein Ergebnis brachte der Dienstagabend: Leipzig siegte in Hamburg mit 3:1 und fährt damit zum Pokal-Finale am 25. Mai nach Berlin.