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Ambulanz Mobile Wenn die Filter in den Fokus rücken

Die Corona-Krise fordert den Fahrzeugausrüster Ambulanz Mobile aus Schönebeck.

Von Heike Liensdorf 02.04.2020, 01:01

Schönebeck l In mehr als 35 Ländern fahren Rettungsfahrzeuge, die in Schönebeck zusammengebaut worden sind. Nun fordert die Corona-Krise den Ausrüster Ambulanz Mobile einmal mehr. Jan Tikalsky, Leiter Entwicklung, hat uns Fragen beantwortet:

Reagiert Ihr Unternehmen auf den Coronavirus mit besonderen Fahrzeugen?
Jan Tikalsky: Unsere Fahrzeuge sind so gebaut, dass sie sich besonders leicht desinfizieren lassen. Aufgrund der Corona-Krise arbeiten wir verstärkt an Fahrzeugen, die besonderen Infektionsschutz für das medizinische Personal und die Bevölkerung bieten. Ziel ist es, alle Keime, Bakterien und Viren im Fahrzeug aufzufangen und über spezielle Filter aus der Luft zu filtern.

Sind diese speziellen Filter neu?
Diese Filter kommen in Infektionsschutzräumen in Laboren und Krankenhäusern zum Einsatz. Wir bringen diese Filter nun in das Fahrzeug. Dazu müssen die Saugleistung der Ventilatoren und die Widerstände der Filter einander angepasst werden. Eine besondere Herausforderung ergibt sich durch die Umluft-Heizung und Umluft-Klimaanlage. Diese muss unter allen Umständen frei von Krankheitserregern bleiben. Dazu nutzen wir zusätzliche Filter in der Luftströmung von Klimaanlage und Heizung.

Was ist dank dieser Filter nun im Fahrzeug möglich?
Wir erzeugen im Patientenraum einen leichten Unterdruck und reinigen die entstehende Abluft. Durch dieses System ist es nicht mehr möglich, dass hoch infektiöse Patienten Erreger aus dem Fahrzeug an die Umwelt abgeben. Zusätzlich reinigen wir die Luft fortwährend innerhalb des Fahrzeuges.

Die Krankheitserreger landen dann in einem Filter?
Ja, sie werden im Filter aufgefangen. Die Filter müssen entsprechend regelmäßig gewechselt werden, um eine Infektion von einem Patienten zum anderen Patienten zu verhindern.

Gibt es Anfragen zu diesen Fahrzeugen?
Unsere Fahrzeuge sind schon jetzt auf einem sehr hohen Niveau, was die Desinfektion angeht, es gibt im Patientenraum im Grunde weder Spalten noch Kanten. Die Anfragen zu noch weiter verbesserter Desinfektion und Schutz von medizinischem Personal entwickeln sich in diesem Punkt sehr dynamisch, sodass dieses Thema kurzfristig im Unternehmen an Priorität gewonnen hat.

Wie setzen Sie diese neue Priorität um? Arbeiten Sie mit Fachleuten wie zum Beispiel Virologen zusammen?
Das Thema Desinfektion ist schon lange ein Thema für uns. Wir arbeiten entsprechend schon sehr lang mit Experten aus den verschiedenen Fachbereichen zusammen. In der Vergangenheit wurden solche Filtersysteme von den Kunden nur selten nachgefragt. Dies hat sich nun schlagartig geändert. Wir reagieren auf die veränderten Bedürfnisse und werden in den nächsten Tagen eine Nachrüstlösung für einige Modelle unseres Portfolios anbieten.

Werden aktuell mehr Fahrzeuge angefragt, weil der Bedarf sich so sehr erhöht hat? Kommen Sie mit der Produktion hinterher oder gibt es Engpässe, zum Beispiel bei Zulieferern?
Die Anfragen sind stabil. Die Produktion hat sich von den Stückzahlen zum jetzigen Zeitpunkt nicht verändert, in der Summe handelt es sich um etwa 90 Ambulanz-Fahrzeuge im Monat. Die Anfragen nach Infektionsschutzfahrzeugen steigen deutlich. Wir stehen im engsten Kontakt mit unseren Zulieferern und bisher bestehen – zum Glück – keine Lieferprobleme.