1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. An der Seite der Kinder im Salzland

Familienhilfe An der Seite der Kinder im Salzland

Die Diplom-Sozialpädagogin Dorit Zinke-Moy fungiert mit ihrem neuen Büro „Blickwechsel“ als Hilfe für Kinder und Familien.

Von Andre Schneider 02.09.2020, 23:01

Schönebeck/Staßfurt l „Ich arbeite als Anwältin der Kinder“, sagt Dorit Zinke-Moy. Als Verfahrensbeiständin vertritt sie die Interessen und Wünsche von Kindern vor dem Familiengericht, wenn sich Eltern streiten.

„Kinder“, das weiß die Diplom-Sozialpädagogin, „werden oft vergessen, wenn sich die Eltern streiten“. Dabei fällt besonders dem Nachwuchs die Trennung der Eltern schwer. Kinder müssen sich oft an eine neue Umgebung gewöhnen. Ihre täglichen Abläufe ändern sich von einem Moment auf den anderen. Und doch, so meint die Expertin, würden Kinder nicht direkt unter der Trennung leiden. „Vor allem der Streit setzt ihnen zu.“ Kinder, sagt Dorit Zinke-Moy, fühlten sich oft schuldig an den Streitigkeiten ihrer Eltern. „Kinder lieben ihre Eltern, meist auch dann, wenn sie von Misshandlung oder Missbrauch betroffen sind. Sie wollen vor allen Dingen, dass der Streit oder die für sie schlimme Situation aufhört.“

Eltern nehmen sich meist Anwälte, die ihre Anliegen vor dem Gericht durchsetzen sollen. „Aber wer vertritt dann die Interessen der Kinder?“, fragt sich die Sozialpädagogin rhetorisch. Sie gibt ihnen im Gerichtssaal eine Stimme. Mit besonderen Methoden geht sie auf den Nachwuchs zu. Zum Beispiel mit dem Sorgenfresser: Die Heranwachsenden können dem grummelig wirkenden Plüschtier von ihren Ängsten erzählen – und davon, was sie sich wünschen. Der Kindeswille deckt sich dabei nicht immer mit dem Kindeswohl. Dennoch gelte es als Verfahrensbeiständin, vor allem die Wünsche der Kinder zur Geltung zu bringen, ohne dass dabei ihr Wohl außer Acht gelassen wird.

Im Rahmen von Hilfe zur Erziehung über das Jugendamt des Salzlandkreises hilft sie Eltern, trotz der schwierigen Trennungssituation, das Wohl ihres Nachwuchses nicht aus den Augen zu verlieren. Zinke-Moy begleitet Mütter und Väter in Umgangssituationen, wenn diese bisher nicht möglich waren oder hilft bei der Einschätzung, ob ein Kind aus einem Pflegeheim wieder zurück zu seiner Familien kehren soll. Außerdem berät sie Eltern, die sich in Trennungs- und Umgangskonflikten befinden und sich selbstständig an sie wenden – das Beratungsportfolio der erfahrenen Sozialpädagogin ist jedenfalls immens.

Die Inhaberin von Blickwechsel hat jahrzehntelange Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen. Nach der Ausbildung zur Kinderkrankenschwester studierte sie Sozialpädagogik. Sie arbeitete in der Erziehungs-Beratung, der Berufsorientierung und der Schulsozialarbeit. Sie war stellvertretende Leiterin des Schönebecker Vereins „Rückenwind“ und war zuletzt neun Jahre lang im Jugendamt tätig.

Nun suchte sie eine neue Aufgabe und den Weg in die Selbstständigkeit, auch ohne einen Gründungszuschuss der Bundesagentur für Arbeit.

Allen Widrigkeiten zum Trotz kann Dorit Zinke-Moy nun ihr Büro in der Bahnhofstraße 11, im Gebäude des Vereins "Rückenwind", eröffnen. Zu der offiziellen Eröffnung am Freitag ab 11 Uhr haben sich einige bekannte Gesichter angemeldet. Landrat Markus Bauer hat sein Kommen ebenso zugesagt wie die Fachbereichsleterin des Jugendamtes im Salzlandkreis Anke Meyer und Schönebecks stellvertretende Bürgermeisterin. Blickwechsel ist im Salzlandkreis eben einzigartig.