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Anbindung Neue Schleusenbrücke in Calbe

Der Bund investiert rund 2,1 Millionen Euro für einen Ersatzneubau der Schleusenbrücke in Gottesgnaden. Nun wurde sie eingehoben.

Von Susann Salzmann 15.11.2017, 23:01

Gottesgnaden l Für die Saaleinsel ist der 15. November 2017 wohl ein historisches Datum. Immerhin wurde die seit langem erwartete neue Schleusenbrücke eingehoben. Sie löst damit künftig die in den 1930ern gefertigte Brücke ab. Der populärste Standort, um an jenem Tag Mittagessen einzunehmen und Kaffee zu trinken, wäre der Deichdamm in Gottesgnaden gewesen.

Von hier aus bietet sich ein Panorama-Blick auf die Beton- und neue Stahlbrücke, die parallel zur Schleuse verläuft. Die Gottesgnadener harren trotz wiederauftretenden Regens aus. In der Wartezeit wird spekuliert, wann der Einhub nun beginnt. Zaungäste wie Kurt Böse räumen währenddessen die letzte Unsicherheit über nichtfunktionierende Telefon- und Kameraausrüstung aus dem Weg. Immerhin sollte der ausschlaggebende Moment - der schließlich rund 30 Minuten angedauert hat - für die Nachwelt auf Foto und Film festgehalten werden.

Der Ersatzneubau der Schleusenbrücke sichert neben der Fähre die Erreichbarkeit der Saaleinsel. Anwohner forderten bereits im Jahr 2014 eine neue Schleusenbrücke. Auf Grund der eingeschränkten Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit wurde ein Ersatzneubau der Schleusenbrücke erforderlich, heißt es dazu weiter vom Wasserstraßen-Neubauamt (WNA) Magdeburg. Der Bund investierte an dieser Stelle rund 2,1 Millionen Euro.

Gleich mit mehreren Pluspunkten kann er aufwarten: Einerseits mit der Breite von insgesamt 7,20 Meter. Davon sei die Fahrbahn 3,50 Meter breit, kommentiert Rüdiger Richter, Sachbereichsleiter für Brücken und Wehre beim Wasserstraßen-Neubauamt in Magdeburg. Diese Breite sei sehr auskömmlich - auch im Vergleich zur bisherigen Beton-Brücke. Dazu kommt ein Notgehweg (75 Zentimeter) inklusive eines kombinierten Geh- und Radweges (1,95 Meter).

Nur der Begegnungsverkehr ist auch mit der neuen Stahlbrücke nicht möglich. Für einen zweispurigen Ausbau hätte sich die Stadt Calbe beteiligen müssen, entgegnet Richter.

Seit dem Vormittag hat Claus Elze auf den Einhub gewartet. Aufmerksamen Auges beobachtet er das Geschehen. Stundenlang. „Aber jetzt - Attacke. Jetzt fangt mal an“, ruft er scherzhaft, aber lauthals in Richtung der ausführenden Akteure. Hinter und neben ihm ein Klatschen, als nach Ende seines Ausrufes tatsächlich die Arbeiten beginnen. Rund ein Dutzend Schaulustige haben sich eingefunden. Kurt Böse findet, dass es jetzt auf jeden Fall „Einwandfrei, wunderbar“ aussieht. Oder wie Böse es ausdrückt: „Passt, wackelt und hat Luft“.

Stefan Ede, Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Schwarz, betrachtet den Ersatzneubau der Schleusenbrücke von der pragmatischen Seite. Die Maschinisten könnten mit der breiten Feuerwehrtechnik entspannter auf die Saaleinsel gelangen. „Die alte Brücke war schon relativ schmal“, fasst er zusammen. Eng und für Lasten beschränkt. Bei der neuen hingegen gebe es keine Lastenbeschränkung mehr, heißt es von Rüdiger Richter.

Der Brückeneinhub sei übrigens auch für das WNA keine alltägliche Angelegenheit. „Das kommt vielleicht alle drei Jahre vor“, konstatiert Rüdiger Richter. Das Einheben mithilfe eines 300 und 400 Tonnen schweren Krans sei eine von drei Möglichkeiten gewesen. Präferiert worden wäre das sogenannte Einschwimmen. Dabei werden Brückenteile oder die ganze Brücke auf Pontons in Position gebracht und dann eingehoben, erklärt Richter.

Die Stahlbrücke, die rund 115 Tonnen wiegt und 32 Meter lang ist, wurde in einem Stück gefertigt. Sie kommt aus Genthin und kam Montag pünktlich in Gottesgnaden an. Aufgrund des Schwerlasttransportes seien sogar die Autobahnen A2 und A14 so gesperrt worden, dass der Schwerlasttransport nicht überholt werden konnte.

Eine LKW-Bergung hätte den Zeitplan „fast zerschossen“, freut sich der Sachgebietsleiter über das gelungene Ende. Gelungen war es schon aufgrund der beinahen Windstille. Denn der berge beim Einheben von Lasten zum Teil großes Gefahrenpotenzial, wenn die Last dadurch ins Schwingen gerät.

Im Laufe des zweiten Quartals des bevorstehenden Jahres soll das Bauvorhaben abgeschlossen werden. Bis zu diesem Zeitpunkt wird auch die vorherige Schleusenbrücke zurückgebaut werden.